Die Kritiker

«Nachtschicht: Ein Mord zu viel»

von

Story


Pinky Brühl, der mehrfach vorbestrafte Gewalttäter, steht wegen vierfachen Mordes vor Gericht. Seine Therapeutin Iris Wilhelmina, eine Kollegin und Freundin von Kommissarin Lisa Brenner, erklärt ihn in einem Gutachten für paranoid-schizophren. Pinky will das nicht auf sich sitzen lassen, doch sein Anwalt Rockenbach rät ihm, sich ruhig zu verhalten, weil er auf verminderte Schuldfähigkeit plädieren und Pinky einige Jahre Gefängnis ersparen könnte.

Pinky selbst kann sich "nur" an drei Morde erinnern und wehrt sich gegen die Anschuldigung, seine ehemalige Psychotherapeutin getötet und ins Moor geworfen zu haben. Er ist sicher, dass ihm jemand etwas anhängen will. Niemand will ihm glauben, auch sein Anwalt Rockenbach nicht. Pinky rastet aus und kann im Tumult aus dem Gericht fliehen. Er kidnappt den Anwalt und macht sich mit ihm auf den Weg, seine Unschuld zu beweisen - zumindest in dem einen Fall. Die Kommissare Erichsen, Lisa Brenner und Mimi Hu heften sich an Pinkys Fersen.

Und es scheint, als hätte er recht. Doch wenn jemand als Trittbrettfahrer in seinem Namen gemordet hat, dann ist die Gefahr noch längst nicht gebannt, wenn Pinky gefasst ist. Und so zieht eine lange und dunkle Nacht Täter, Opfer und Polizei in ihren Strudel, aus dem nicht alle lebendig wieder auftauchen.

Darsteller


Armin Rohde («Lola rennt») ist Erich Bo Erichsen
Barbara Auer («Yella») ist Lisa Brenner
Minh-Khai Phan-Thi («Post Mortem») ist Mimi Hu
Peter Kremer («Geld.Macht.Liebe») ist Theo Lomax
Misel Maticevic («Blackout») ist Pinky Brühl
Joachim Król («Lola rennt») ist Kurt Rockenbach
Martin Brambach («Die Fälscher») ist Edgar Danziger
Katja Flint («Die weiße Massai») ist Iris Wilhelmina
Nora von Waldstätten («Schwerkraft») ist Emily Brühl
Lars Rudolph («Soul Kitchen») ist Danny Osterwald
Hartmut Becker («Eine Liebe am Gardasee») ist Fritz Brühl

Kritik


Am Montag strahlt das Zweite Deutsche Fernsehen bereits den neunten «Nachtschicht»-Film aus, in dem Armin Rohde die Hauptrolle spielt. Das gesamte Schauspielensemble ist sehr namhaft besetzt, denn neben Rohde haben auch Barbara Auer, Misel Maticevic, Joachim Król und Katja Flint unterschrieben. Die Schauspieler machen ihre Sache super, auch wenn das Buch von Lars Becker große Schwächen aufweist. Die Justiz sowie die Polizei werden als absolute Volldeppen dargestellt, die selbst für alltägliche Dinge absolut inkompetent sind.

Das beginnt schon in den ersten Minuten, als der Pflichtanwalt im Verhandlungssaal das erste Mal auf seinen Mandanten trifft und beide über eine Strategie – als der Prozess schon begonnen hat – streiten. Danach kämpft der Angeklagte Pinky Brühl gegen mehrere Polizisten und wird erst nach einigen Sekunden überwältigt. Als dieser dann vom Notarzt transportiert wird, kann er sogar eine Waffe von einem Polizisten klauen.

Die Tragödie spitzt sich zu, denn der gesuchte Verbrecher geht im Anschluss mit seinem Anwalt in einer Hamburger Edelboutique shoppen und bestellt daraufhin eine Prostituierte in die geheime Wohnung des Anwaltes – wie unrealistisch, weil Pinky doch beweisen will, dass er nicht den vierten Mord begangen hat. Noch schlimmer: Als die Polizei ihm auf die Fersen kommt, überrumpelt er zwei gut ausgebildete Polizisten des Hamburger Kriminaldauerdienstes. Auf der Wache halten die Cops schließlich noch zu Unrecht inhaftiert Leute fest. Selbst als die Wahrheit herauskommt, hacken Erichsen & Co. auf den Hamburger Bürger herum. In die Akten schaut ebenso ohnehin niemand, die Polizisten gehen völlig unvorbereitet auf Verbrecherjagd. Vielleicht sollte man die ganze inkompetente Abteilung von Erichsen aus dem Polizeidienst entlassen.

Die Autoren der ZDF-Serienreihen sind inzwischen Spezialisten, wenn es darum geht, Krimis in die Länge zu ziehen und Polizisten als Idioten dastehen zu lassen. Um solche Fernsehfilme weiterhin spannend zu gestalten, sollte man die Sendezeit kürzen. Ein weiteres Manko ist das blasse Team, in dem kein Charakter als besonders toll hervorsticht. Jeder macht irgendwie seine Arbeit, jedoch hat keine Person besondere Eigenschaften. Wovon die Macher ihr Handwerk verstehen, ist allerdings die gelungene Kameraarbeit. Die Szenen sind ordentlich geschnitten und zeugen von einer guten Qualität.

Nichtsdestotrotz können Technik und hervorragende Schauspieler das fürchterliche Drehbuch nicht kompensieren. Bereits die aufgeführten storytechnischen Schwachstellen hätten vom ZDF bemerkt werden müssen, gegen anderen deutschen und europäische Produktionen die sonst im ZDF laufen, wirkt „Ein Mord zu viel“ wie ein schlechter Witz.

Das ZDF strahlt «Nachtschicht: Ein Mord zu viel» am Montag, den 17. Januar 2011, um 20.15 Uhr aus.

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