Story
Es kommt zu einem Horrorszenario: Der Nuklearunfall im Kernkraftwerk Oldenbüttel ist die größte Katastrophe in der Geschichte der Bundesrepublik. In Folge dessen müssen etwa zwei Millionen Menschen evakuiert werden – das stellt die AKW-Sicherheitschefin Katja Wernecke vor eine große Herausforderung. Sie kehrt in die kontaminierte Zone zurück, um Beweise für die Ursache des GAUs zu finden. Noch drei Monate zuvor war ihre größte Sorge, dass der Laufzeitverlängerung des AKWs nicht zugestimmt wird und damit ihr Arbeitsplatz gefährdet ist. Im Zuge dessen hat sie sogar ihre Kinder vernachlässigt und sich voll und ganz der Sicherheit des Kraftwerks verschrieben.
Das Blatt hat sich gewendet: Nun ist es zu einem verheerenden Unfall gekommen. Einen voran gegangenen Brand im Kernkraftwerk verschweigt sie genauso wie ihr Vorgesetzter Werksleiter Wessel. Die Öffentlichkeit soll von dem Brand nichts erfahren: Keine Information darf nach außen dringen. Der Vorfall soll möglichst vertuscht werden. Dennoch erlangt die Presse durch Katja Werneckes Ex-Mann Gerland Kenntnis von dem Zwischenfall und berichtet umfassend. Um den Image-Schaden einzudämmen, holt Werksleiter Wessel den PR-Manager Steffen Stratmann ins Boot. Er soll das lädierte Image des AKWs wieder aufpolieren. Doch noch bevor er eine langfristige Strategie ausarbeiten kann, passiert ein noch größerer Unfall, der in dem Horrorszenario endet.
Darsteller
Ulrike Folkerts («Tatort», «Türkisch für Anfänger») ist Katja Wernecke
Kai Wiesinger («Die Anwälte», «Dresden») ist Werksleiter Ludger Wessel
Matthias Koeberlin («Tornado», «Lutter») ist Steffen Strathmann
Thomas Sarbacher («Fremdgehen») ist Gerald Wernecke
Gerhard Garbers («Er war einer von uns») ist Bernd Mahlsdorf
Franziska Weisz («Der Räuber») ist Elke Krüger
Helmut Zhuber («Die Tote in der Mauer») ist John Johannson
Hille Beseler («Die Fälscher») ist Nora Haug
Michael Moritz («Tatort: Tödliche Tarnung») ist Claus Hansen
Kritik
Mit Horrorszenarien haben die Sat.1-Zuschauer schon einige Erfahrungen machen können. Denn die Event-Filme wie zuletzt «380.000 Volt – der große Stromausfall», «Die Hitzewelle», «Tornado», «Tarragona – ein Paradies in Flammen» oder «Last Impact – der Einschlag» und «Der Vulkan» zeigen allesamt Katastrophen, die jeweils mit einer Riege an hochgeschätzten Schauspielern gedreht wurden. Dies sollte auch bei «Restrisiko» wieder zu den Erfolgsbausteinen gehören. Mit Ulrike Folkerts hat man eine «Tatort»-Kommissarin gewinnen können, die dem Fernsehzuschauer bestens bekannt ist. Auch Kai Wiesinger, Matthias Koeberlin und Thomas Sarbacher sind keine unbeschriebenen Blätter in der Branche.
Doch für den Katastrophenfilm unter der Regie von Urs Egger reichten die großen Schauspielernamen nicht. Denn letztlich hatten sie kein gutes Drehbuch als Vorlage einer spannenden Geschichte. Auf den ersten Blick klingt die Story von Sarah Schnier und Carl-Christian Demke tatsächlich interessant und zuweilen auch noch aktuell, ging es in der jüngsten Vergangenheit hierzulande in der Politik auch um die Verlängerung von AKW-Laufzeiten. Nach den Argumenten vieler Kritiker dieser Atomkraftwerke spiegeln sich die Horrorszenarien, die «Restrisiko» in der Fiktion zur Realität werden lässt. Die Gewinnung von Kernenergie sei zu gefährlich, wird angeführt. Außerdem erfordere dies eines hohen Sicherheitsstandards, um eine große Katastrophe zu verhindern. All dies greift auch «Restrisiko» auf und beschreibt – wie der Titel schon sagt – das minimale Risiko, das doch etwas passiert.
Im Film muss das die von Ulrike Folkerts gespielte Katja Wernecke am eigenen Leib erfahren. Denn sie ist die Sicherheitschefin des Atomkraftwerks und erlebt den Super-Gau, der Millionen Menschen betrifft. Doch steht sie allein auf weiter Flur und muss beweisen, wer an dem Unglück Schuld trägt. Ihre Geschichte ist dabei nicht ganz logisch. Als Mutter, die ihre Kinder für die Arbeit vernachlässigt, scheint sie als Retterin in einem Katastrophenszenario nicht gerade die beste Wahl gewesen zu sein. Denn die aufopferungsvolle Suche nach der Wahrheit kauft man ihr bisweilen auch nicht gänzlich ab. Schließlich müsste sie sich doch mehr um das Wohl ihrer Kinder und Familie sorgen, als um ihren Job und entsprechend auch Verantwortung des Horrorszenarios in den Händen ihres Vorgesetzten belassen.
Doch stattdessen macht sie sich als Einzelkämpferin mit der Unterstützung einiger Helfer wie ihrem Ex-Mann und dem Kommunikationsbeauftragten der Firma stark und ist den genauen Hintergründen des Unfalls auf der Spur. Selbst in der Fiktion klingt das wenig glaubwürdig. Doch vielleicht liegt dieser Eindruck auch nur an der undurchsichtigen Erzählweise im Film. Denn fast schon parallel erzählt Regisseur Urs Egger die Spurensuche nach dem Reaktorunglück wie auch die Begebenheiten vor dem ersten Brand im AKW. Doch für den Zuschauer werden die Zusammenhänge so zwar auf eine Weise etwas klarer, doch zwischenzeitlich trägt das auch dazu bei, dass beide Geschichte miteinander verwischt würden. Eine chronologische Erzählung wäre bei einem solchen Katastrophenfilm wohl die bessere Wahl gewesen. Denn dann hätten auch die Nebengeschichten rund um den PR-Manager, die Kinder der Sicherheitschefin und den ermordeten Mitarbeiter, der vor einer Verlängerung der Laufzeit warnte, besser erzählt werden können.
Sie sind letztlich nur Randerscheinungen eines Haupthandlungsstrangs, der mit zunehmender Laufzeit des Films immer mehr auch an Spannung verliert. Zuviel wird in der eigentlichen Geschichte vorweg genommen. Auch wenn eine lückenlose Aufklärung zum Ende hin erfolgt, so bleiben Zuschauer wie auch die Charaktere im Film lange Zeit im Dunklen. Eine hohe Spannungsdichte lässt «Restrisiko» ebenfalls vermissen, was den interessanten Ansatz schon zur Hälfte des Films untergehen lässt. Denn auch wenn eine Reihe guter, angesagter Schauspieler sich zu einem Event-Film für Sat.1 treffen, bleibt schließlich ein Restrisiko, das sich auf Drehbuch und Machart des Katastrophenstreifens bezieht. Leider blieben beide Teile offensichtlich von dem Reaktor-Unfall nicht verschont, so dass die Geschichte im Film teilweise mehr der Fabel als der Fiktion entsprungen scheint.
Sat.1 zeigt den Event-Film «Restrisiko» am Dienstag, 18. Januar 2011 um 20.15 Uhr.