Kirschs Blüten

«Kirschs Blüten»: Dschungelgeflüster

von
Was sich die Kandidaten im Dschungelcamp außer Aufmerksamkeit noch erhaschen wollen, verrät Jürgen Kirsch.

Es mag wirklich etwas komisch wirken: Da kämpfen Menschen in überschwemmten Häusern um ihre Existenzen und nur wenigen hundert Kilometer weiter kämpfen elf „komische Vögel“ ebenfalls – um Aufmerksamkeit. Ob man da noch Witze machen kann? Man kann. „Es würde ja auch keinem helfen, wenn wir es nicht tun“, hat Dirk Bach gleich zu Beginn des Dschungelcamps «Ich bin ein Star, holt mich hier raus» bei RTL gesagt. Doch leider sollte er damit nicht ganz Recht behalten. Denn mindestens elf Leuten würde es helfen, wenn Bach und Sonja Zietlow keine Witze über die Insassen im Camp reißen würden. Richtig, es ist die Riege aus M bis Z-Promis, die sich die bitterbösen Sprüche des Moderatorenteams gefallen lassen muss und gar nicht mal kontern kann. Denn für ihre Verballhornung im Zynismus des Dschungel haben sie sich ja schließlich freiwillig gemeldet – der Aufmerksamkeit wegen. Ja, und der eine oder andere auch wegen etwas Kohle, um überhaupt noch mal schwarze Zahlen zu sehen.

Und sie sind ja schon „komische Vögel“, ja. Die gescheiterten Existenzen, die das Showbiz am Fließband produziert. Denn wo die Australier im Kampf um Haus und Hof, das man vor den Fluten retten will, noch immerhin eine Existenz-Chance haben, so bot sich bei den meisten der Dschungelcamp-Insassen im Showbiz gar keine mehr. Ihre Karriere galt als beendet, obwohl sie gar nicht richtig begonnen hatte. Oft sehnt man sich zurück an die Zeiten, wo Glanz und Glamour den Alltag bestimmten. Am Ende war es dann doch nur Schall und Rauch, was übrig blieb. Denn von den einstigen Erfolgen können sie sich nichts mehr kaufen, denn auch auf dem Bankkonto ist von den rosigen Zeiten nichts mehr übrig geblieben. Da bietet es sich doch an einen letzten Strohalm zu ergreifen, der da eben auch Dschungelcamp heißen mag. Wenn selbst Peter Zwegat in einem Ex-Promi-Spezial nicht mehr zu helfen vermag, dann musst du dich im Dschungel, ja gewissermaßen „prostituieren“. In der Reality-Show gibt es kein Pardon und selbst die derbsten Witze auf Kosten des einstigen Showbiz-Sternchens sind da völlig angebracht. Besonders weil «Ich bin ein Star, holt mich hier raus» so erfrischend selbstironisch und ehrlich daher kommt.

Dirk Bach und Sonja Zietlow belustigen sich an den gescheiterten Musikern, Topmodel oder Sportlern. An Menschen, die sonst keiner mehr für ernst nimmt. An Kandidaten, die für ein paar Fernsehminuten auch die ekligsten Tiere verspeisen. Ernst genommen werden die Dschungel-Insassen auch hier nicht. Nur eines ist ihnen gewiss: Aufmerksamkeit und ein paar Euros gab es vor der Sendung auch überwiesen. Doch was machen mit der vielen Aufmerksamkeit durch unzählige Kameras im Dschungel? Die einen werden es ausnutzen und sich ein positives Image beim Zuschauer basteln. Andere werden ins offene Messer laufen und sich weiter vorführen lassen. Doch sind gerade das die Lektionen, die die Kandidaten im Dschungel lernen sollen.

Und vor allem auch aus Niederlagen müssen Lehren gezogen werden, um nicht nur im Showbiz, sondern auch im richtigen Leben wieder Fuß fassen zu können. Und so ist das Dschungelgeflüster für manchen Kandidaten auch eine zweite Chance. Nur allzu ernst sollten man sich nicht nehmen, wenn schon bereit war, sich zum Gespött von Millionen deutschen Zuschauer machen zu lassen. Gerade deswegen gilt auch hier: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Somit freuen wir uns auf noch mehr zynisches Dschungelgeflüster von Sonja und Dirk, während die Schadenfreude bei den Dschungelprüfungen ohnehin schon bedient wird. Fertig ist ein deftiges Dschungel-Gericht, das aufgrund des ehrlichen Fernsehens jedermann schmecken könnte.

«Kirschs Blüten» gehen auch nächste Woche wieder auf – jeden Dienstag. Nur bei Quotenmeter.de!

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