Rob Vegas

Die Gauck-Show!

von
Internet-Star Rob Vegas schreibt diese Woche exklusiv für Quotenmeter aus einem Internetcafe.

Ist für Sie mein aktueller Aufenthaltspunkt eigentlich von Bedeutung? Hauptsache die Kolumne erscheint. Richtig. Nur schreibe ich für Sie heute aus einem Internetcafe, weil ich seit geschlagenen zwei Wochen weder Festnetz noch Internet im Haus habe. Das ist schlimmer als jede Dschungelprüfung im fernen Australien!

Angeblich ist durch den starken Winter das Kabel abgesoffen und nun muss extra Ersatz aus China bestellt werden. Erinnere mich dieser Tage gern an den Slogan der Telekom: "Erleben was verbindet." Das ein Totalausfall ebenfalls beinhaltet ist war mir und der Nachbarschaft noch gar nicht bewusst. Aber genug der persönlichen Probleme meiner Wenigkeit. Ich hatte dank dieser Apokalypse genug Zeit mir das Fernsehprogramm anzusehen und wurde sogar heute Morgen durch einen gut aufgelegten Volker Herres im Presseclub geweckt. Ich habe mich schon oft gefragt, warum eigentlich der Programmchef eines Senders nun auch als Moderator tätig ist, aber der Herres ist einfach ein klasse Typ und bisweilen sogar witziger als so manche Comedynase im Programm. Sollte er auf Lebenszeit moderieren!

Damit habe ich aber auch schon den Sprung zum eigentlichen Thema gebaut. Clever, was? In den letzten Wochen konnte man gerade bei «Phoenix» und in der «ARD» Politikergrößen in Einzelinterviews bewundern. Steinbrück vs. Jörg Schönenborn beim Kamingespräch, Guido bei Pfarrer Beckmann und Helmut Schmidt im Duett mit meiner Lieblingsmoderatorin Maischberger. Dabei muss ich jetzt noch einen kleinen Nachtrag machen. Dieses Kamingespräch mit Steinbrück war wirklich der Knaller. Die wunderbare Kulisse mit Bücherregalen im Hintergrund, dem gedämpften Licht und halt auch dem Kamin war sehr schön anzusehen und ich mag allein schon den Begriff "Kamingespräch" sehr. Hat was! Nur leider nervte halt dieser Kamin auch wieder sehr, weil es immer wieder knackte im Ton. Natürlich bedingt durch das Holz und den Kamin, aber mich nervte es halt auf die Dauer gesehen. So toll man sich manche Frau auch vorstellt, manchmal ist halt gerade das Tolle daran auch gleichzeitig der Malus. Interessiert Sie aber gerade nicht wirklich, oder?

Ich bin schon wieder viel zu weit ab von dem geplanten Wanderweg dieser Kolumne abgekommen. Wird halt in Echtzeit geschrieben. Nun aber los! Bei diesen ganzen Interviews kam mir ein Gedanke, welchen ich gerne mit Ihnen teilen mag.

Diese Gespräche sind weitaus spannender als jede Talkrunde bei Illner. Ein Mann wird dort wie einst in den Nixon-Interviews ein wenig ins Kreuzverhör genommen und die Ruhe im Gespräch ist bei den politischen Medienschlachten auf anderen Sendern eine wahre Wohltat. Es gibt Antworten, die Kamera fährt langsam und ein Steinbrück wird wie auch ein Schmidt oder sogar Westerwelle in manchen Momenten fast ein wenig persönlich. Am Ende hat der Politiker zusammen mit dem Moderator meist auch auf wichtige Fragen Antworten gegeben und die Parteipolitik stand zumindest für ein Gespräch ein wenig im Hintergrund.

Nicht umsonst bin ich noch heute ein Fan von Maischbergers alter Show auf n-tv. Und so ein großes Interview mit Helmut Schmidt holt dann ganz ohne Action und Wortgefechte ein paar Millionen Zuschauer vor die Flimmerkiste. Kaum zu glauben, oder? Da konnte nicht einmal via SMS über die nächste Zigarette abgestimmt werden und trotzdem sitzt das Volk gebannt vor dem Fernseher. Leute wie Schmidt und Steinbrück kauft man dann im Ohrensessel vor Bücherkulisse auf einfach mehr ab. Man sehnt sich zurück nach diesen Politikern, welche ein paar Wahrheiten offen aussprechen und das sogar im Fernsehen. Schmidt ist natürlich schon längst das mediale Orakel von Delphi geworden, aber genau dieses Orakel suchen die Menschen im Dschungelcamp der Parteifuzzis ohne Rückgrat.

Nun brachte mich dieser Umstand halt zu dem Gedanken, dass man einen Bundespräsidenten genau so darstellen sollte. Man kennt bestenfalls seine alljährliche Ansprache im Fernsehen und irgendwo in Deutschland ist der gute Herr Bundespräsident dann auch auf einer Landesgartenschau anzutreffen. Viel wichtiger wäre es doch aber öfter in großen Interviews mit ihm zu reden. Als überparteiliche Stimme zu aktuellen Fragen, welche Schmidt konsequent ablehnt. Der Bundespräsident sollte im Fernsehen weitaus mehr Raum erhalten. Im Gespräch mit Maischberger einmal im Monat die Sorgen und Fragen der Menschen diskutieren und Antworten geben. Den Politikern im Lande auf die Finger schauen und sich abseits von Will, Beckmann und Illner seinen eigenen Platz im Fernsehen schaffen.

Nun sehe ich schon die Kritiker. Der Bundespräsident als Fernsehnudel? Schauen wir uns aber nur einfach einmal das Beispiel Gauck an. Er war für die Menschen schon längst ihr Bundespräsident, weil er in den Interviews stattfand und hohe Sympathiewerte beim Volk durch jene Auftritte sammelte. Wulff hat leider nicht einmal dieses Auftreten und ist somit für meine Idee ungeeignet, aber dennoch wäre der Weg entscheidend. Auch ohne Amt hätte eine Show von Joachim Gauck einmal im Monat sicherlich Erfolg im Fernsehen.

Putin und Obama machen es bereits vor. Putin hat seine eigene TV-Show in Russland und beantwortet die Fragen der Zuschauer und Obama nutzt das Fernsehen konsequent um sich ans Volk zu richten. Nun ist Putin auch ein großer Selbstdarsteller und lässt sich auch mit nackter Brust bei der Bärenjagd ablichten, doch die Idee dahinter erscheint mir in der heutigen Zeit richtig. Es reicht nicht mehr nur das Amt des Bundespräsidenten inne zu haben. Er hat zwar keine große Macht, aber auch ein Helmut Schmidt hat diese Macht nicht mehr und ist trotzdem eine mächtige Instanz im Fernsehen geworden.

Nun brauchen wir nicht die dauerhafte Wulff-Show in der ARD, aber wir sollten dem Bundespräsidenten öfter die Möglichkeit geben mit dem Volk vom Kamin aus zu sprechen und wie im Presseclub bei Herres auch das Publikum Fragen stellen zu lassen.

Es würde das Amt und die Person bereichern.

Ihr

Bundeskolumnist


Rob Vegas

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