BBC-Moderator Tom Brook («Talking Movies») schreibt in einem Gastkommentar über das Sundance Film Festival.
Diesen Monat berichtet «Talking Movies» (ausgestrahlt auf BBC World News) vom Sundance Film Festival in Utah, wo ich, Tom Brook (Bild), auch mit dem Gründer des Festivals, Schauspieler und Regisseur Robert Redford, sprechen werde.
Vor etwa 10 Jahren waren wir mit «Talking Movies» erstmals beim Sundance Festival, und seitdem habe ich Robert Redford fünf oder sechs Mal interviewt. Aufgrund seines großen Engagements für das Festival als Aushängeschild des Independent-Kinos ist er auch immer ein wichtiger Gesprächspartner.
Robert Redford blickt auf eine besondere Karriere als Schauspieler und Regisseur zurück. Sein in meinen Augen größter Erfolg ist jedoch das Sundance Film Festival. Über viele Jahre hat er das Festival gefördert und sehr vielen Talenten eine Plattform gegeben, die später Großartiges für das internationale Kino geleistet haben. Jedes Jahr treibt er das Festival weiter voran und hofft, dass es sich auch in Zukunft die Aktualität des Independentfilms bewahren wird.
Der Veranstaltungsort macht Sundance so einzigartig, gelegen inmitten eines Skigebiets in den Bergen von Utah. Es ist, als wäre man eingeschlossen in einer anderen Welt. Für Filmreporter ist die Auswahl an Filmen enorm. Es gibt keinen ausladenden roten Teppich, wie bei einigen der glamouröseren Festivals; andererseits lassen sich viele bekannte Schauspieler und Regisseure in unbewachten Momenten beobachten.
Anfang der Woche waren wir in einem der Hotels, in denen sich die Festivalzentrale befindet, und trafen plötzlich Danny Glover auf dem Flur. Er schien etwas ziellos das Hotel zu erkunden, steckte seinen Kopf in einen der Fitnessräume und streifte dann weiter durch die Gänge – normalerweise würde man so etwas nicht zu sehen bekommen. Hier schlendern die Stars über die Main Street, und viele der renommiertesten Menschen der Filmbranche sind leichter zugänglich als sonst.
Auch die Kameradschaft zwischen Filmemachern, Regisseuren, Produzenten, Schauspielern und den vielen angereisten Journalisten macht das Festival zu etwas ganz Besonderem. Bei meinem ersten Besuch war ich so dankbar, als ich merkte, wie viele Filmschaffende «Talking Movies» kennen und sehen.
Sundance bringt fast immer Gewinner hervor. Das Festival begründete den Karrierebeginn einiger der bekanntesten Namen des Kinos, von Regisseur Steven Soderbergh – mit seinem Film «Sex, Lügen und Video» wurde das Festival international bekannt – über Quentin Tarantino, dessen Film «Reservoir Dogs» hier Premiere feierte, bis hin zu Schauspielerinnen wie Carey Mulligan aus Großbritannien. Der Film «An Education», den das Festival 2009 zeigte, machte sie über Nacht zum Star.
Auch «Blair Witch Project», «Little Miss Sunshine» und die noch neueren Produktionen «Precious» oder die Dokumentation des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore, «Eine unbequeme Wahrheit», über die globale Erwärmung wurden hier erstmals vor Publikum gezeigt.
Die Unterstützer und Anfeuerer des Festivals können jedoch nicht die ernüchternde, darunter liegende Wahrheit ignorieren: Es sind weiterhin enorm harte Zeiten für den Independentfilm. Die Wirtschaftskrise hat die Filmbranche schwer getroffen; noch immer gibt es kein solides Geschäftsmodell für Independent-Filmschaffende und der Großteil der Filme, die beim Sundance Film Festival gezeigt werden, findet keinen Vertrieb.
Sundance ist umhüllt von einer Blase. Ein Film, der beim Festival groß gefeiert wird, dringt oftmals nicht bis zur Außenwelt durch. Vor etwa drei Jahren sah ich einen indischen Film namens «The Pool», den ich für wunderbar und besonders hielt, der es aber nirgendwo auf der Welt in die Kinos schaffte.
Ich glaube, Sundance ist für viele Filmschaffende in Hollywood ungemein wichtig, weil sie Filme auf eine andere Art und Weise drehen und produzieren können. Geld ist hier nicht das Hauptziel; vielmehr geht um die Realisierung von Herzensangelegenheiten, um eine Auffrischung und Erneuerung von Kreativität. Vielleicht kehren sie danach wieder zum Hollywood-Mainstream zurück und schaffen ein besseres Gesamtprodukt.
Als kreative Kraft für Menschen, die sich nicht an die Hollywoodformel halten und stattdessen aufrichtige Filme schaffen, ist das Sundance Film Festival sehr lebendig, sehr erfrischend und wird dringend gebraucht. Hollywood ist derart damit beschäftigt, Blockbuster oder „Tentpole“-Filme zu produzieren, die ein möglichst breites Publikum ansprechen, dass die Kultur unbedingt etwas Lebendiges, Frisches und Anderes braucht. Und ich denke, dass Sundance genau das liefert.
«Talking Movies» mit dem Interview mit Robert Redford wird zu folgenden deutschen Sendezeiten auf BBC World News ausgestrahlt.
Talking Movies (Langversion)
14.30 Uhr, Samstag, den 29. Januar
01.30 Uhr, Sonntag, den 30. Januar
08.30 Uhr, Sonntag, den 30. Januar
21.30 Uhr, Sonntag., den 30. Januar
Talking Movies (kurze Version)
11.10 Uhr, Samstag, den 29. Januar
12.10 Uhr, Sonntag, den 30. Januar
19.10 Uhr, Sonntag, den 30. Januar
01.10 Uhr Montag, den 31 Januar