«Big Brother»-Papa und Ex-Endemol-Chef Borris Brandt empfieht RTL II zudem sich wieder mehr auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. Dazu zählt er auch «Big Brother».
Vergangene Woche kündigte der Münchner Privatsender Endemol eine elfte Staffel der Reality-Show «Big Brother» an. Sie wird Quotenmeter.de-Informationen zufolge im Mai starten und vorerst nur 100 Tage dauern. In einer Internetkolumne hatte Ex-Endemol-Chef Borris Brandt, der «Big Brother» in Deutschland über Jahre hinweg produzierte, genau eine solche Sommerstaffel gefordert. „«Big Brother 11» über den Sommer laufen zu lassen ist allein schon deshalb eine kluge Entscheidung, weil man in dieser Zeit leichter Quote machen kann“, sagte Brandt im exklusiven Interview mit Quotenmeter.de. Ein Sommer-«Big Brother» würde sich zudem positiv auf die Einnahmen von Endemol und RTL II auswirken.
„Je später die TV-Saison, desto günstiger kommt man an Arbeitskräfte heran. Das gleiche gilt auch für die Studios, die im Sommer natürlich auch benutzt werden sollen“, erklärt Brandt die Vorteile einer Sommerstaffel. Aber: „Das Investment in wirklich gute Kräfte, die diese Show lieben und sich mit modernem Fernsehen und Reality auskennen, lohnt hier besonders. Sonst bleibt‘s platt“, sagt Brandt.
Dass die Macher wegen der Ausstrahlungszeit, in der weniger mit TV-Werbung verdient wird, auf eine Billig-Staffel setzen, vermag er unterdessen nicht zu glauben. „Endemol und RTL II wären dumm, wenn sie in die wichtigen Dinge, wie Top Producer, schönes Haus und vor allem das Casting, nicht investieren. Der Erfolg «Big Brother» hängt zu 90 Prozent vom Cast ab“, so der ehemalige TV-Manager.
„Die Geschichten dieser Menschen, deren Beziehungen von Liebe über Verrat, sind viel mehr Wert als die Stunts, die übrigens recht teuer sind. Man sieht das momentan auch am Dschungel-Camp: Die Geschichten, das Verhalten der Kandidaten sind es, die die Menschen interessieren. Die Prüfungen sind dagegen fast egal. Wenn die Kandidaten stimmen, braucht es gute Geschichtenerzähler, aber die gibt es ja“, sagt er. Dennoch hat Brandt, der «Big Brother» in Deutschland bis Staffel acht produzierte, klare Vorstellungen von einer 2011er Version des Großen Bruders. „Ich hoffe vor allem, dass endlich wieder echte, fachgerechte, psychologisch fundierte Castings stattfinden – Qualität statt billige Effekte, wie Pornobrüste , Tattoos und Piercings. Der «Big Brother»-Zuschauer will normale aber spannende Menschen aus unserer Mitte mit eigener Meinung sehen, interessante Charaktere, die etwas zu sagen haben. Dann klappt‘s auch mit dem TV-Sommer-Hit“, so Brandt zu Quotenmeter.de. Im Zweifelsfall hat er einen guten Tipp für die Macher des Formats: Der direkte Konktakt zu den rund 1,2 Millionen treuen Fans der Show würde sich lohnen, sagt er.
Zudem fordert er Endemol auf, wieder mehr Wert auf die Live-Shows zu legen, die bis dato immer montags ausgestrahlt wurden. Fans kritisierten gerade diese während Staffel zehn wieder und wieder. „In der kommenden Staffel muss man sich wieder mehr auf die Liveshow konzentrieren. Sie bieten die einzige Möglichkeit in der Woche auch direkt mit den Zuschauern in Kontakt zu treten. Die Entscheidungs-Show muss das Highlight der «Big Brother»-Woche sein, sie muss die Geschehnisse der Woche in einem fundierten, aufgearbeiteten Best-Of zusammenfassen, die Hintergründe erklären, im Sinne der Fans Nachhaken. Musikacts oder ähnlicher Quatsch haben daher darin nichts zu suchen“, findet Borris Brandt.
Ohnehin würde er das Gesamt-Konzept der Show den heutigen Gegebenheiten anpassen. Das Thema „Eingeschlossen-Sein“ habe deshalb in «Big Brother» nichts mehr verloren, die Sendung müsse inhaltlich mehr geöffnet werden. „Die Kandidaten sollten aktuelle Entwicklungen wissen und darüber sprechen. Die Menschen interessiert es, was sie über die Themen sagen, die uns alle am Sendetag berühren. Die Stimmung des Tages muss sich auch in «Big Brother» widerspiegeln. Einschließen und separieren ist old school und die Kandidaten sind inzwischen zu medienerfahren, als dass dies noch einen Effekt hätte“, sagt Brandt zu Quotenmeter.de. Grundsätzlich begrüßt er aber die Entscheidung des zur Zeit alles andere als quotenstarken Senders RTL II «Big Brother» zurückzuholen. „Vor allem in Hinblick auf die Qualitätsdebatte tut RTL II ja gut daran, sich auch auf alte Stärken und Marken zu besinnen. «Big Brother» ist ein sehr hochwertiges TV-Format, das dem Sender immer gut getan hat“, sagt Brandt, der lobende Worte für die aktuelle Marschroute des Senders findet. „In Kombination mit den guten, neuen, jungen, Personality-gebundenen Dokusoaps wie «Die Geissens», «Die Wollnys» wird daraus eine Positionierung, die in die TV-Landschaft passt. Ich sehe da eine gute Entwicklung“, sagt Brandt.