Glenns Gedanken

Gefangen im TV-Programm!

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Das Fernsehjahr 2011 gleicht einer Endlosschleife ausgelutschter Formate, meint Glenn Riedmeier.

Man kann in Bezug auf Fernsehen ja alles Mögliche kritisieren, aber am enttäuschendsten sind für mich fehlende Innovationen. Die Zeiten, in denen man noch erwartungs- und hoffnungsvoll auf die neue TV-Saison hingefiebert hat, sind lange vorbei. Man war gespannt darauf, welche neuen Serien, Unterhaltungsshows und Comedy-Formate an den Start gingen. Doch inzwischen hat sich bei den Sendern eine allgemeine Trägheit und ein Hang zur routinierten Endlosschleife durchgesetzt. Und so gibt es auch im Jahr 2011 keine bahnbrechenden Neuigkeiten.

Im Tagesprogramm wird bei RTL daher auch zukünftig auf unzählige Doku-Soaps aka Scripted Realitys gesetzt, die sich überhaupt nicht mehr voneinander unterscheiden lassen. Bei Sat.1 dürfen Barbara Salesch und Alexander Hold weiterhin ausgedachte Gerichtsfälle lösen, wie es schon seit unfassbaren 10 Jahren am Nachmittag tun, während kabel eins und RTL II kontinuierlich dem Sitcom-Overkill entgegensteuern, indem sie das halbe Nachmittagsprogramm mit «Two and a Half Men» und «King of Queens» vollpflastern. Und bei den Öffentlich-Rechtlichen wechseln sich in bewährter Manier Telenovelas mit Kochshows ab. Im Westen nichts Neues also.

Im Abendprogramm sieht es leider nicht besser aus. Die RTL-Dokusoap-Force bestehend aus Christian Rach, Tine Wittler, Inka Bause, Vera Int-Veen und Katharina Saalfrank wird auch 2011 tapfer Restaurants testen, Wohnungen einrichten, Bauern und Schwiegersöhne verkuppeln, und ungezogene Kinder zurechtweisen. Ich frage mich inzwischen, ob RTL-Zuschauer überhaupt noch allein lebensfähig wären, wenn ihnen nicht alles im TV-Programm vorgelebt werden würde. Ein weiteres schier unsterbliches Genre ist das der Castingshows. Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass ProSieben uns in diesem Jahr die mittlerweile sechste Staffel «Germany's Next Topmodel» sowie die sage und schreibe zehnte(!) «Popstars»-Staffel präsentieren wird. RTL steht dem in nichts nach und sendet gerade zum achten(!) Mal «Deutschland sucht den Superstar», im Herbst geht es wie immer weiter mit dem «Supertalent». Damit ist auch in diesem Jahr, abgesehen von ein paar Hollywoodfilmen im Sommerloch, der Samstagabendsendeplatz komplett für Castingshows reserviert. An andersartigen Showkonzepten wird man sich erst gar nicht versuchen.

Normalerweise kommen und gehen Fernsehtrends. Doch in puncto Castingshows ist kein Ende in Sicht. Laut RTL gibt es jedes Jahr noch mehr Bewerber. Da kann ich mir nur an die Stirn greifen und mich fragen, ob die Kandidaten wirklich so naiv sind und einfach nichts aus der Vergangenheit lernen. Nach zig Staffeln muss doch allmählich bei jedem angekommen sein, dass bei diesen Shows definitiv keine Stars herauskommen. Was nach wie vor Millionen von Zuschauern an Castingshows begeistert, kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Wie kann man sich immer noch über falsch singende und sich blamierende Kandidaten amüsieren? Diese Nummer, genau wie Dieter Bohlens und Detlef D! Soosts ach so fiese Sprüche, müsste doch wirklich langsam durch sein.

Auch bei der RTL-Comedyelite rund um Mario Barth, Cindy aus Marzahn, Atze Schröder, Paul Panzer, Kaya Yanar, Bülent Ceylan und Mirja Boes gibt es im Grunde nur den altbekannten Einheitsbrei. Alle Comedians erhalten eigene Shows, in die sie sich dann gegenseitig einladen können. Diese Formate platziert man clever im «DSDS»-Sandwich und freut sich aufgrund der guten Quoten darüber, dass man Deutschlands angeblich beliebteste Comedyshows vorweisen kann. Sat.1 zeigt indes mit der «Schillerstraße» und den «Hit-Giganten» hartnäckig zwei Sendungen, die eigentlich schon seit zwei Jahren tot sind. Und bei den Öffis? Die ARD wird ihre abendliche Talkshow-Kampfprogrammierung auf fünf Shows pro Woche ausweiten, obwohl «Markus Lanz» im ZDF ohnehin schon dreimal auf Sendung geht. Wer soll sich dieses unendliche Gelaber eigentlich anschauen?

Ich komme mir wirklich vor wie in einer Zeitschleife und habe wenig Hoffnung auf spektakuläre Veränderungen im Programmangebot unserer Sender. Schade, dass sich unsere Zeitrechnung nicht vorspulen lässt, etwa in das Jahr 2021, wenn der achtzehnte RTL-«Superstar» und die zwanzigsten ProSieben-«Popstars» gesucht werden.

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