Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Günter, der Authentische

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Ein Nachruf auf den Ludolf-Bruder, der am Montag überraschend verstorben ist.

Seit acht Jahren kennen wir Zuschauer die vier Ludolf-Brüder Peter, Manfred, Uwe und Günter mit ihrer Autoverwertung im rheinland-pfälzischen Dernbach aus diversen Reportagen, Doku-Formaten und zuletzt der eigenen Fernsehserie «Die Ludolfs – Vier Brüder auf’m Schrottplatz» vom selbsternannten Männersender DMAX. In der Nacht zum Montag ist nun Horst Günter, der zweitälteste des Ludolf-Clans, überraschend verstorben.

Vielfach ist nun zu lesen, dass Horst Günter als Telefonist und Kundenbetreuer in der Autoverwertung tätig war. Diese Berufsbezeichnung mag stimmen, gibt aber ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit ab: Günter saß meist auf seinem angestammten Platz im Esszimmer des Hauses vor der Werkstatt, zwischen zwei Tischen, sein Hauptutensil – das Telefon – immer in greifbarer Nähe. Die zahlreichen Folgen erweckten den Eindruck, dass Günter dort stundenlang so saß und sich lediglich vom zu bewachenden Platz entfernte, wenn ein Kunde an der Tür klingelte oder die drei anderen Brüder einen Ausflug machen wollten.

Diese Beschreibung des Alltags von Günter zeigt auf, dass er der friedliche Ruhepol der Familie war und sich nicht aus der fast medidativen Gelassenheit entfernte, egal was auch kommen mochte – und wenn es der Weltuntergang gewesen wäre. In seinem Blaumann, dem weiß-blau karierten Baumwollhemd und den obligatorischen Turnschuhen verbrachte er den Tag mit seinen Zigaretten und seinen 20 Tassen starken Kaffees. Ein richtiges Mittagessen, wie Peter es zubereitete, brauchte Günter nicht – Tabak und Koffein waren sein Lebenselixier. Der Mann genoss, wie nur wenige ihre Laster genießen können.

Es ist unendlich traurig, dass der friedliche Günter uns nun nicht mehr im Fernsehen begegnen wird. Die Ludolfs sind für viele Zuschauer eine Art TV-Familie geworden, mit denen mitgefühlt und mitgelacht werden kann – genau deswegen, weil die Brüder nichts zu verbergen hatten, sich immer ehrlich und liebevoll den Kameras und ihren geliebten Fans gegenüber präsentiert haben. Das Stichwort ist hier Authentizität. Auch Günter gehörte zu diesen wenigen im Fernsehen verbliebenen authentischen Menschen. Vielleicht fällt vielen deswegen der Abschied auch so schwer, auch wenn Günther nur ein Protagonist in einem TV-Programm war. Einigen wird er fehlen, manchen war er mit seiner Gelassenheit vielleicht Vorbild. In jedem Fall beendet sein Tod ein Stück toller und unterhaltsamer TV-Geschichte.

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