Mit dem Ausflug nach Inzell hat sich die «Oliver Pocher Show» nach der Winterpause eine Live-Show gegönnt. Warum das Format davon profitierte.
Es war eine Entscheidung, die man vielleicht auch im Hinblick auf die Einschaltquoten getroffen hat: Dass die «Oliver Pocher Show» mit einer Live-Sendung aus der Winterpause zurückkehren sollte, direkt im Anschluss an die «Winterspiele der Stars», sollte wohl auch der in der zweiten Staffel eher schwachen Einschaltquote der Comedy-Sendung bei Sat.1 auf die Sprünge helfen. So sendete Oliver Pocher am Freitagabend live aus der High-Tech-Halle in Inzell, nachdem er zuvor sogar noch die Siegerehrung für die Winter-Wettkämpfe des zweitätigen Live-Events in Sat.1 durchführen durfte. Der Plan, den «Winterspiele»-Zuschauer mit in die «Oliver Pocher Show» zu locken oder für diese Live-Sendung zu gewinnen, ging nicht auf. Denn auch die von Johannes B. Kerner moderierte Show startete noch am Donnerstag verhalten, aber immerhin 11,0 Prozent Marktanteil der Werberelevanten. Am Freitagabend hatten sich die «Winterspiele der Stars» jedoch deutlich verschlechtert und waren nicht mehr das gute Lead-In, mit dem man eigentlich gerechnet hatte. Der Freitagabend bei Sat.1 ist nach wie vor ein Problemkind, nur wenige Formate funktionieren hier. Zudem konnte auch Pocher nicht alle Zuschauer zum „Dranbleiben“ motivieren. Denn der Übergang von den «Winterspielen der Stars» und der «Oliver Pocher Show» war so fließend, dass er gar nicht stattgefunden hat.
Dennoch fanden sich die Sat.1-Zuschauer, die zuvor noch Winterspiele von Prominenten geboten bekamen, plötzlich binnen weniger Sekunden in einem Dickicht mit Themen wie einer Dschungelprüfung wieder. Während man sich oft auch einen solch fließenden Übergang zwischen Themen und Sendungsinhalten wünscht, setzte er in der «Oliver Pocher Show» vom vergangenen Freitag schlicht jeweils an der falschen Stelle ein. Eine klare Trennung der «Winterspiele»-Show und Pochers Sendung wäre beispielsweise wünschenswert gewesen oder zumindest eine Überleitung, die sich am Anfang der Pocher-Show vielleicht noch mit den «Winterspielen der Stars» beschäftigt hätte, was die Sendung sicherlich auch für den einen oder anderen Zuschauer interessanter gemacht hätte. Wie sehr Oliver Pocher aber in seiner Sendung dann bemüht war, von dem einen zum anderen Beitrag überzuleiten, was an einigen Stellen auch recht holprig wirkte, ist dem Zuschauer nicht entgangen. Zunächst kam das Dschungelcamp, die Pocher-Dschungelprüfung, das Thema Jay Khan und sogar noch eine Reise-MAZ aus den Arabischen Emiraten sowie einen «Lieber Onkel Olli»-Einspieler.
Eine thematische Vielfalt, zu der es nicht immer die passende Überleitung gab – denn in diesem Fall wäre ein fließender, passender Übergang wie er zu Beginn der Sendung mit dem Format-Wechsel von den «Winterspielen der Stars» zur «Oliver Pocher Show» stattgefunden hat, viel wert gewesen. Pocher, der zwei Jahre lang an der Seite von Harald Schmidt, welcher diese Disziplin beherrscht, agierte, war sichtlich bemüht, doch etwas hölzern wirkte es gerade im zweiten Teil der Sendung.
Doch damit sind die Schwachstellen der «Oliver Pocher Show» am Freitagabend schon aufgezeigt. Der Zuschauer konnte sich mit dem Live-Charakter der Sendung über viel Gutes freuen. Denn nicht zuletzt konnte auch das Improvisationstalent von Oliver Pocher, das er zum einen in den vielen Einspielern und zum anderen in der «Schillerstraße» zeigt, aufblitzen. Die Interaktion mit dem Publikum in Inzell, das interviewen zweier junger Männer aus dem Publikum, die dann nach eigenem Bekunden gleich auch mal Mehlwürmer essen durften, und die lockere Moderation zusammen mit Johannes B. Kerner und Andrea Kaiser, den beiden «Winterspiele»-Moderatoren, gehörten zu dem erfrischenden Momenten der «Oliver Pocher Show».
Was man sonst nur im Kölner Residenz-Studio erlebt, oft dann in der Endfassung am Abend schon herausgeschnitten wurde, konnte mit dem Live-Charakter der ersten Ausgabe nach der verlängerten Winterpause von Oliver Pocher zur Geltung kommen. Es tat der Sendung sichtlich gut. Gerade inhaltlich könnte das ein wichtiges Argument dafür gewesen sein, dass man live aus Inzell sendete. Denn die «Winterspiele der Stars» dürften dabei nur wenig tangiert haben, zumal man sich wie schon erwähnt in der «Oliver Pocher Show» gar nicht damit befasste. Vorrangiges Thema war zunächst das Dschungelcamp «Ich bin ein Star – holt mich hier raus!» - Pocher begann relativ flott mit dem Witz, dass er selbst im australischen Regenwald gesessen hat, RTL ihn aber stets rausgeschnitten hat. Es folgt ein Einspieler, in dem Pocher inmitten der elf Dschungelcamp-Kandidaten sitzt und mit einem längeren Mono- und Dialog mit den Persönlichkeiten die vergangene Staffel pointiert Revue passierten lässt. Allerdings dürften nur Dschungelcamp-Fans hier voll auf ihre Kosten gekommen sein, da auch inhaltliche Details der RTL-Sendung behandelt wurden. Dennoch aber eine großartige Sequenz mit vielen Lachern, auch wenn die technischen Kniffe noch nicht ganz saßen. Pochers Text und die Bilder passen aber wie die Faust aufs Auge.
Dass Pocher aber ein solcher Fan des Dschungelcamps ist und seine Winterpause zum Aufbereiten dieser Reality-Show genutzt hat, stellt er in den folgenden 30 Minuten unter Beweis. In seinen Einspielern, Kommentaren und auch Parodien persifliert er «Ich bin ein Star – holt mich hier raus!» auf seine Weise und macht dann genüssliche Anspielungen auf Sprüche und Eigenheiten der Kandidaten, die der Dschungelcamp-Fan direkt einzuordnen weiß und somit selbst an den Parodien von Dirk Bach und Sonja Zietlow oder Jay Khan in einem späteren «Pocher konkret»-Interview ihren Spaß haben. Natürlich ist Pocher weiterhin nicht der begnadete Parodist, der sofort bei «Switch Reloaded» einsteigen sollte, aber vermutlich geht es ihm hauptsächlich um die Aussagen der Texte und auf diesem Gebiet können die Pocher-Sketche überzeugen. Dass der Comedian sich vom Dschungelcamp nachträglich eine Scheibe abschneiden wollte, war klar.
Doch auch wenn die Rechnung in Sachen Einschaltquoten, selbst mit dem PR-Trick ein Interview mit Jay Khan anzukündigen, letztlich aber nur eine weitere Parodie abzugeben, nicht aufgegangen ist, so hat Pocher auf nicht unlustige Weise den Vorkommnissen im Dschungelcamp Rechnung getragen. Etwas zu dick aufgetragen hat Pocher bei der Lena-Song-für-Deutschland-Parodie, die leider etwas zu sehr ausgereizt wurde. Schließlich ist sich Pocher auch nicht zu schade, um selbst zu einer Dschungelprüfung anzutreten, Mehlwürmer zu essen, Kakerlaken im Mund zu halten und Lammhoden zu verspeisen. Auch das ist ein Teil der Strategie gewesen, die Freund und Feind vor den Bildschirm holen sollte. Das Ekel-Fernsehen aus Inzell, bei dem sich Pocher beinahe übergibt, ist ein krönender Abschluss der gelungenen Inhalte zum Dschungelcamp in der «Oliver Pocher Show». Zu diesem Zeitpunkt ist Johannes B. Kerner gar nicht mehr da, doch auch Andrea Kaiser amüsiert sich, während Peter Rütten als Dr. Bob auch diese Dschungelcamp-Figur auf die Schippe nimmt. Der übrige Teil der Sendung war jedoch wieder recht kurzweilig. In «Pochers Reisen» fuhr der Comedian mit einem Jeep durch die Wüste und in der Rubrik «Lieber Onkel Olli» begleitete er einen Jungen auf einen Kreuzfahrtdampfer. Die beiden Beiträge waren gut gemacht, dürfen also gerne öfters Bestandteil der «Oliver Pocher Show» sein, aber gerade die wohl nicht ganz günstige Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate hätte etwas mehr Witz und Ironie auftragen dürfen.
Letztlich passte der Inhalt der «Oliver Pocher Show» mit der Haupthematik Dschungelcamp-Nachlese und den Parodie-Einspielern nicht ganz zum äußerlichen Ambiente der High-Tech-Arena in Inzell, weshalb das Kölner Studio aus dieser Sicht heraus nicht hätte leer bleiben müssen. Doch mit der Live-Sendung hatte man auch spontane, improvisierte Elemente kurzfristig mit einbauen können, die eben auch nicht planbar sind. Die Show von Oliver Pocher profitierte davon. Wenn gleich noch nicht jede Rad ins andere griff, um eine solche Live-Sendung fließend über die Bühne zu bringen, so hat der Ausflug der «Oliver Pocher Show» nach Inzell der Sendung inhaltlich gut getan.