Herbsts «Traumschiff»-Buch wird verboten. Und jetzt wollen es die Leute erst recht kaufen.
Das «Traumschiff» erfreut sich mit seinen neujährlichen TV-Reisen weiterhin größter Beliebtheit; in diesem Jahr waren knapp neun Millionen Zuschauer dabei, als die Crew bei Bora Bora anlegte. Auch Christoph Maria Herbst, der in seiner Paraderolle Bernd Stromberg verkörpert, durfte in einer der abgedrehten Folgen mitspielen und reiht sich damit in die prominente Riege der entertainenden Schauspieler ein, die Nebenrollen in dieser Filmreihe übernehmen durften – ähnlich wie Harald Schmidt, Inka Bause, Thomas Gottschalk oder demnächst wohl Hape Kerkeling.
Anhand seiner Erlebnisse beim Dreh auf dem Traumschiff schrieb Herbst „eine Art Roman“, wie es der Untertitel selbst bekräftigt: Das Buch «Ein Traum von einem Schiff» kam im Dezember 2010 auf den Markt, verkaufte bisher knapp 100.000 Exemplare. Bis zur vergangenen Woche, als per einstweiliger Verfügung der Verkauf des Titels sofort gestoppt wurde. Nun muss der Verlag einige Zeilen schwärzen, kann erst dann das Buch wieder auf den Markt bringen. Für Herbst dürfte diese kostenfreie PR aufgrund medialer Aufmerksamkeit ein wahrer Segen sein: Nun wollen die Leute seine Traumschiff-Erlebnisse erst recht lesen.
Genau dies bekräftigte er auch in der Talkrunde von «Markus Lanz», als er zudem erklärte, dass die Geschichte eine Mischung aus Wahrheit und Fiktion darstelle, die vorkommenden Figuren auf echten Charakteren (mit ihren echten Namen) sowie auf völlig erfundenen Ideen basieren. Herbst bezeichnete sein Buch, dessen aktualisierte Auflage ab dem 10. Februar erhältlich ist, als Hommage an das Traumschiff und den Produzenten Wolfgang Rademann. Da sich aber doch zahlreiche Stellen des Romans – wie sollte es bei Herbst anders sein? – sehr zynisch und provokant lesen lassen, ist die letztliche Rechtsverfügung kein Wunder. Dass jemand seinen Humor nicht lustig findet oder versteht, dürfte spätestens seit «Stromberg» bekannt sein – auch diese Sendung polarisierte die Zuschauermeinungen von geschmackloser Arbeitnehmerverarschung bis hin zu hervorragender Bürosatire. «Ein Traum von einem Schiff» ist sicherlich eine Hommage, aber eben eine wunderbar parodistische.
Und derjenige (Darsteller?), der sich aufgrund der Beschreibungen im Buch angegriffen fühlen mag und deswegen den Verkauf stoppen ließ, hat letztlich das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte: Denn jetzt werden viele weitere Exemplare auf den Markt gebracht – dann zwar geschwärzt, aber anhand der zahlreichen bisher schon verkauften Ursprungsversionen wird sehr schnell bekannt werden, welche Textstellen fehlen und was dort geschildert wurde. Der kurzfristige Spielverderber wird also auffliegen. Christoph Maria Herbst sollte ihm indes ein kostenloses Exemplar seiner Hörbuch-CD «BGB: Das Beste aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch» vorbeischicken, damit er auch weiß, wann die nächste einstweilige Verfügung fällig sein könnte.