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Die Komplexität der Handlung verflachte schnell in mehreren parallel erzählten Handlungsbögen, die kaum miteinander verknüpft sind. So wurde um Sean, den zentralen Charakter der Serie, ein klassischer Thrillerplot um Entführungen und Flucht vor dem Gesetz installiert, der mit den etwas uninspirierten mysteriösen Ereignissen im Hintergrund lange kaum Berührungspunkte aufwies und Sean größtenteils komplett im Dunkeln tappen ließ. Was an Mythologie bislang geboten wurde, will außerdem bislang einfach kein großes Ganzes ergeben. Zudem wurde der nicht-lineare Stil, der die Serie zu Beginn aus der Masse der Neustarts hervorhob, schnell reduziert und mittlerweile komplett gestrichen.
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«The Event» war NBCs große Hoffnung, mit einer neuen Hitserie die katastrophale vergangene Saison vergessen zu machen, doch diese Hoffnung hat sich mittlerweile zerschlagen. In nur zwei Monaten verlor die Serie über die Hälfte ihres Publikums, das die Pilotfolge noch zu einem der erfolgreichsten Neustarts gemacht hatte. Die Zukunft sieht düster aus: Sollte «The Event» keine überraschende Kehrtwende gelingen, ist eine Verlängerung über die ersten 22 Episoden hinaus illusorisch. Auch wegen dieser Unsicherheit hat sich bislang kein deutscher Sender für die Serie gefunden.
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Der Hintergrundgeschichte einer Mystery- und Verschwörungsserie sollte man sicherlich Zeit geben, sich zu entfalten und nicht verlangen, dass direkt in den ersten Episoden alle Geheimnisse und die Motive aller Figuren offengelegt werden. «The Event» scheitert aber bislang daran, überhaupt keine validen Eckpfeiler aufzustellen. Vieles aus dem Pilotfilm scheint vergessen oder nebenher abgehandelt: Reichte wirklich die Drohung, seinen Töchtern etwas anzutun, um Michael zum Kamikazeflug zu überreden? Und was ist nun eigentlich mit dem titelgebenden "Event", das seit der ersten Folge gar nicht mehr zur Sprache kam?
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Es sind vor allem die vielen großen und kleinen Unglaubwürdigkeiten, die es schwer machen, sich in die Serienwelt einzufinden. Die Autoren machen es sich viel zu einfach, den Aliens, die immerhin einst ohne Hab und Gut von ihrer Absturzstelle fliehen mussten, immer die Technologie anzudichten, die gerade für den großen Knalleffekt gebraucht wird. Besonders ärgerlich war die gezielt konstruierte Krankheit, mit der Thomas den Präsidenten erpresst hat. Aber auch dass mit heutiger Technologie Wurmlöcher erzeugt werden und von einer "überlegenen Mathematik" die Rede ist, nagt an der Glaubwürdigkeit. Die Tatsache, dass die Aliens fast menschliche Physiologie aufweisen, wirkt bislang auch mehr Budget- als inhaltlichen Gründen geschuldet.
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Es wäre schon viel erreicht, aus dem bestehenden Gerüst erst einmal das vorhandene Potential auszuschöpfen, die Erzählung zu verdichten und besser zu verankern und die spannenden Elemente, die die Serie zweifellos zu bieten hat, nicht immer wieder durch fahrige Umsetzungen selber einzureißen. Voraussichtlich zwölf Episoden bleiben der Serie, wenn sie Ende Februar zurückkehrt, um zu beweisen, dass sie mehr bieten kann als bislang zu sehen war und um endlich Zuschauer zurückzugewinnen.