Gullivers Reisen, düstere Vergangenheit und die amerikanische Antwort auf «Shaun of the Dead». Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.
«Das Lied in mir»
Bei dem Drama «Das Lied in mir» handelt es sich um den Diplomfilm des Regiestudenten Florian Cossen. Wer dabei nun an einen halbstündigen Experimentalfilm mit unbekannten Gesichtern denkt, irrt gewaltig, ist es dem Nachwuchsfilmer doch gelungen, die gestandenen Mimen Jessica Schwarz («Buddenbrocks», «Romy») und Michael Gwisdek («Der Baader Meinhof Komplex», «Boxhagener Platz») für sein 90minütiges Werk zu gewinnen. In dessen Zentrum steht die deutsche Schwimmerin Maria (Schwarz), die auf dem Weg nach Chile einen Zwischenstopp in Buenos Aires macht. Dort kriegt sie zufällig mit, wie eine Mutter ihrem Kind ein Lied vorsingt, das Maria erstaunlich bekannt vorkommt. Obwohl sie eigentlich kein Wort Spanisch spricht, kann sie den Text mitsingen und wird plötzlich von ihr unerklärlichen Emotionen übermannt.
Daraufhin beschließt sie ihren Aufenthalt zu verlängern und der Sache auf den Grund zu gehen. Als ihr Vater ihr schließlich nachreist, offenbart er Maria eine schockierende Wahrheit. Damit widmet sich Cossen im Rahmen der tragischen Familiengeschichte, die er bereits vor fast zwei Jahren tatsächlich in Buenos Aires gedreht hat, schließlich auch einem schweren Kapitel der argentinischen Vergangenheit. Der Lohn waren Lob von vielen Seiten und mehrere Auszeichnungen auf verschiedenen kleineren Festivals. Ab Donnerstag können sich die deutschen Kinozuschauer in ausgewählten Lichtspielhäusern schließlich selbst von der Qualität der Diplomarbeit Cossens überzeugen.
OT: «Das Lied in mir» von Florian Cossen; mit Jessica Schwarz, Michael Gwisdek, Rafael Ferro, Beatriz Spelzini und Alfredo Castellani.
«Die Kinder von Paris»
Auch die französische Filmemacherin Roselyne Bosch, die hierzulande am ehesten noch als Drehbuchautorin von Ridley Scotts «1492 - Die Eroberung des Paradieses» (1992) bekannt sein dürfte, hat sich mit ihrem neuesten Werk «Die Kinder von Paris» einem erschütternden historischen Stoff gewidmet. Angesiedelt ist ihre Geschichte in Frankreich zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, in dessen Verlauf das an die Macht gelangte und mit den Nationalsozialisten sympathisierende Vichy-Regime seine antisemitische Politik mit zunehmender Aggressivität durchsetzte. Aus der Sicht des elfjährigen Jo Weisman (Hugo Leverdez) erzählt Bosch detailliert von der immer stärker um sich greifenden Einschränkung des öffentlichen Lebens für die jüdische Bevölkerung, um schließlich den ganzen Schrecken der verheerenden und brutalen Großrazzia in der Nacht des 16. Juli 1942 auf der Leinwand greifbar zu machen, in der unzählige jüdische Familien verhaftet und ins Pariser Vélodrome d’Hiver abtransportiert wurden. Mit dieser wahren Geschichte dürfte ihr nicht zuletzt dank der Unterstützung talentierter französischer Darsteller wie Jean Reno («Léon - Der Profi», «Die purpurnen Flüsse») und Mélanie Laurent («Inglourious Basterds», «Das Konzert») ein sensibles und authentisches Drama über ein Thema gelungen sein, das in Frankreich lange Zeit als tabu galt.
OT: «La Rafle» von Roselyne Bosch; mit Hugo Leverdez, Mélanie Laurent, Jean Reno, Gad Elmaleh und Raphaëlle Agogué.