Die Kritiker

«Die Verführung – das fremde Mädchen»

von

Story


Im Leben von Viktoria und Manuel scheint alles perfekt: Die beiden sind bis über beide Ohren ineinander verliebt und verbringen wunderbare Tage an der Küste Istriens. Unbeschwerte Tage im Urlaubsparadies. Mit romantischen Segeltouren und teurem Wein versüßen sie sich die Urlaubszeit. Dann taucht - scheinbar rein zufällig - die 17-jährige Maniche am Straßenrand auf. Das hübsche Mädchen scheint verzweifelt und mittelos zu sein. Viktoria nimmt sie bei sich auf. Der ehemalige DJ und Modedesigner Manuel ist davon zunächst alles andere als begeistert. Doch im Laufe der Zeit kommen sich er und Maniche langsam näher – was Viktoria wiederrum eifersüchtig macht. Doch niemand ahnt, dass die rebellische Schönheit ein dunkles Geheimnis hütet, das das scheinbar perfekte Leben von Viktoria und Manuel völlig aus der Bahn werfen wird. Denn schon bald erhebt Maniche schwere Vorwürfe gegen Manuel. Ein Spießroutenlauf beginnt: Viktoria fällt aus allen Wolken - doch auch sie hütet ein schwerwiegendes Geheimnis.

Darsteller


Bettina Zimmermann («2030 – Ausbeutung der Enkel») ist Viktoria
Christoph M. Ohrt («Ein Fall für Zwei») ist Manuel
Xenia Georgia Assenza («Allein unter Schülern») ist Maniche
Jürgen Schornagel («Tatort», «Hindenburg») ist Wulff Kuhn
Sonja Gerhardt («Die wilden Hühner und das Leben») ist Elodie
Gitta Schweighöfer («Mein Song für Dich») ist Erika Kuhn

Kritik


Wenn der zweisame Urlaub mit Romantik und teurem Wein plötzlich zum Alptraum mutiert, ist das gleichzeitig auch ein solider Baustein für einen guten Thriller. Einen zusätzlichen Anreiz bringt eine scheinbar bemitleidenswerte Schönheit mit sich, die insgeheim aber böse Hintergedanken hegt und die heile Welt aus den Fugen geraten lässt. Ein solches Szenario ist keine Neuerfindung im Drehbuch von Carl-Christian Demke, der die Geschichte in «Die Verführung – das fremde Mädchen» geschrieben hat. Parallelen zu den beiden Thriller-Filmen, die auf den Namen «Swimming Pool» getauft wurden, lassen sich schnell finden. Zugleich hat auch die Handlung – wie in den genannten Beispielen - nicht besonders viel zu bieten. Vielmehr ist es die Aussagekraft der Bilder, die die Story voran treibt, während die Fronten schnell abgesteckt sind und auch nur das passiert, was der Zuschauer bei einem solchen Szenario ohnehin erwartet: Die dramatische Wendung im Handlungsverlauf, der besonders stereotyp und geradlinig daher kommt. Es ist das gewisse „Etwas“, einem Paar im südländischen Urlaubsidyll zu zusehen, während sich diese scheinbare Traumwelt urplötzlich in die Hölle auf Erden verwandelt. Auf eben jene schlagartige Veränderung im Film arbeitet Regisseur Hannu Salonen in der ersten Viertelstunde des Films hin. Natürlich helfen die von Kameramann Andreas Doub eingefangen malerischen Urlaubsbilder vom Drehort in Kroatien mit, die richtige Atmosphäre aufkommen zu lassen. Es ist gewissermaßen auch selbstverständlich für einen TV-Thriller, dass an einem solch scheinbar perfekten Ort, die Story nicht gut ausgehen kann.

Doch auch wenn die Story leicht durchschaubar und einfach gestrickt ist, weiß der Zuschauer etwa nach gut der Hälfte der Spielzeit, was Sache ist und kann sich an dem spannenden Szenario erfreuen. Denn dank der authentischen und überzeugenden Schauspielern – allen voran die drei Hauptcharaktere, gespielt von Christoph M. Ohrt, Bettina Zimmermann und Xenia Georgia Assenza - sowie der guten Inszenierung bleibt «Die Verführung – Das fremde Mädchen» über weite Strecken packend und hält gerade in der letzten halben Stunde eine hohe Spannungsdichte bereit. Auch das einem guten Thriller angemessenen Ende arbeitet man akribisch hin. Doch hat die Hauptgeschichte des verhängnisvollen Trios dem Drehbuchautor Demke nicht ausgereicht, so dass er für eine kleine Nebengeschichte noch einen voyeuristischen Nachbarn, von dem man glaubt, er habe seine Frau umgebracht, mit eingebaut hat. Diese Nebenstory ist der packenden Geschichte um das Paar, das sich mit der düsteren Schönheit auseinandersetzen muss, gar nicht abträglich, sondern heizt die ohnehin aufgeladene Atmosphäre im Film noch ein wenig an. Dadurch nimmt der Film auch immer mehr an Fahrt auf und wird zu einem sehenswerten Thriller. Verpackt mit etwas Erotik und bildstarken Szenen lässt sich auch über dramaturgische Feinheiten hinwegsehen, die eher verwundern als begeistern. Auch ist die Geschichte nicht immer logisch und nachvollziehbar.

Dass sich die schöne Maniche am Swimming-Pool räkelt, nackt badet und ihre Gastgeber beim Sex beobachtet, lässt «Die Verführung – Das fremde Mädchen» letztlich in das Genre des Erotik-Thriller einordnen, was den «Swimming Pool»-Filmen schon sehr nahe kommt. Doch auch wenn Regisseur Hannu Salonen die genannten Movies als Anregungen für seine Inszenierung gedient haben sollten, so schadet das der Geschichte um die frivole Dreiecksbeziehung keineswegs. Zwar hat auch die Geschichte selbst nicht viel zu bieten, allerdings weiß der Sat.1-Film durch Spannung und gute Bildmotive zu überzeugen. Die Schauspieler wirken authentisch und sollen auch in mancher Szene einfach nur gut aussehen – das gelingt. Zudem ist es ein großer Vorteil der Dramaturgie, dass lange unklar bleibt, welche Geheimnisse das "fremde Mädchen" mit sich herumträgt und eine Auflösung wirklich erst zum Schluss erfolgt. So bleibt die Spannung stets auf einem hohen Level. Das Ende selbst ist dann aber sehr eigenwillig und erscheint nicht gerade plausibel. Ein guter Thriller, der den Zuschauer vom Hocker reißt, ist es letztlich also doch nicht geworden. Im guten Mittelmaß bewegt sich «Die Verführung» aufgrund der spannenden Geschichte dennoch und hat zum Beispiel «Swimming Pool» damit schon mal übertroffen.

Sat.1 zeigt den Spielfilm «Die Verführung – Das fremde Mädchen» am Dienstag, 15. Februar 2011 um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/47728
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