Quotenmeter.de bewertet die Premiere der neuen ZDF-Show «Pelzig hält sich».
Nun ist er also komplett im Zweiten angekommen: Frank-Markus Barwasser als Erwin Pelzig, der in der ARD besonders mit «Aufgemerkt! Pelzig unterhält sich» zu größerer Bekanntheit gelangte, wechselte im vergangenen Jahr zum ZDF und ist seitdem festes Mitglied der Politsatire «Neues aus der Anstalt», die – Zufall oder nicht? – seitdem stark steigende Quoten vorweisen kann. Auf seine eigene Show wollte er aber nicht verzichten: Am Dienstagabend startete «Pelzig hält sich», den Nachfolger des oben genannten ARD-Formats, dessen Titel aus rechtlichen Gründen abgeändert werden musste. Der Titel drückt aber auch aus: Pelzig will komödiantische Haltung bewahren – ist ihm dies bei seiner Premiere gelungen?
Nach einem recht kurzen, gelungenen Stand-Up begrüßte Pelzig den Grünen-Politiker Rezzo Schlauch. Auf den langjährigen Bowlen-Running-Gag müssen Zuschauer auch in der neuen ZDF-Show nicht verzichten: Noch vor dem Beginn des Talks wurde Schlauch ein trübrotes Gesöff eingeschenkt, Pelzigs besondere Bowle-Rezeptur. Und auch danach interviewte er nach allzu bekannten Zutaten: Mit Rezzo Schlauch wurde unter anderem über Stuttgart 21, die Lage der Grünen und seinen Engagements bei EnBW diskutiert – mit ernstem Hintergrund, aber durchaus auch mit mehr als einem Augenzwinkern und bissigen Fragen Pelzigs. Dabei entpuppte sich Schlauch als unterhaltsamer Gesprächspartner, der er selbst zugab, dass er „rhetorisch alles falsch mache, was man falsch machen kann“ und auch deswegen für lustige Momente sorgte.
Als zweiter Gast wurde Christiane Stenger begrüßt, die als Gedächtnisweltmeisterin schon in diversen anderen TV-Formaten aufgetreten war (unter anderem «Stern TV», «TV total»). Wer ihr Können dort schon einmal beobachten durfte, hat sich bei Pelzigs Gespräch sicherlich gelangweilt, denn erneut wurde über Merkmethoden und Gedächtnissport geredet. Interessant wurde es erst, als auch wieder tagesaktuelle oder gesellschaftlich relevante Themen angesprochen wurden.
Zum Abschluss diskutierte Pelzig mit zwei Professoren aus Erlangen: Ein Kinderpsychiater und ein Gehirnforscher, die ein Erziehungsirrtümer-Buch geschrieben haben, sprachen über die aktuelle Erziehungs-Debatte, die unter anderem Ursula Sarrazin sowie das kontroverse Buch „Die Mutter des Erfolgs“ von Amy Chua ausgelöst hatten und die Frage stellten: Leistungsdruck und Strenge oder nicht? Die Professoren lieferten auch aus wissenschaftlicher Sicht interessante und neue Einsichten in das Thema und waren sich auch nicht zu schade, die skurrilen Ansichten Pelzigs hinsichtlich der Erziehung zu erörtern.
Insgesamt präsentierte sich die Premiere von «Pelzig hält sich» kurzweilig und unterhaltsam, wenn auch stellenweise die Gespräche einige komödiantische Einlagen mehr vertragen hätten. Wahre Highlights waren die kurzen, aber sehr lustigen Stand-Up-Passagen Pelzigs vor und zwischen den Talks. Das interessanteste Gespräch war wieder einmal jenes mit einem Politiker, doch allgemein besteht noch leichter Steigerungsbedarf bei der neuen ZDF-Show. Dennoch ist die Premiere mit einem souveränen Erwin Pelzig größtenteils gut gelungen – darauf kann mit einer roten Bowle angestoßen werden.