You are the first computer…
…oh…
machen wir lieber zum besseren Verständnis auf Deutsch weiter:
Du bist der erste Computer, an den ich einen Brief schreibe. Vielleicht sogar der erste Computer, an den ein Mensch überhaupt einen Brief verfasst.
Und bei Dir ist das ja auch eigentlich gar nichts Besonderes, denn Du kommunizierst ja ohnehin fast nur mit Menschen.
Schon bei Deiner Entwicklung in der Firma „IBM“ wurdest Du von ihnen programmiert und in dieser Woche bist Du dann sogar im Fernsehen aufgetreten. Als Kandidat der erfolgreichsten US-Quizshow «Jeopardy!» Drei Mal musstest Du gegen die beiden besten Champions der Showgeschichte antreten: Brad Rutter hatte das meiste Geld bei dem Quiz mit Alex Trebek gewonnen, Ken Jennings hat am häufigsten gesiegt.
Der Triumph in diesen besagten drei Sonderausgaben von «Jeopardy!» ging aber an Dich. Zwar zeigtest auch Du ein paar menschliche Fehler, was wohl nicht ausbleibt, wenn man von diesen gefühlvollen Wesen geschaffen wurde, aber insgesamt hast Du Supercomputer die beiden großen Champions ziemlich alt aussehen lassen und rund drei Mal so viel Geld gewonnen, wie sie.
Ein kürzlich so gut wie zurückgetretener deutscher Showmaster, der übrigens eine Sendung moderiert, die vom ehemaligen deutschen Moderator von «Jeopardy!» Frank Elstner erfunden wurde, würde dazu nur sagen: “Reschpekt, mein Lieber!“. Und eventuell hat der in Malibu lebende Unterhaltungskönig Deine Auftritte bei ABC ja auch verfolgt…
Was konnte man aus ihnen lernen?!
Nun, Du hast gezeigt, dass Maschinen den Menschen nicht nur Arbeiten erleichtern, sondern sie auch im Grunde genommen ersetzen kann - zum Mindest was das Denken angeht. Außerdem lehrst Du uns, dass Computer durchaus ein fester Bestandteil von Fernsehsendungen sein können.
Aus diesen beiden Punkten könnte man eine ganz neue Show-Idee entwickeln: Mehrere Computer spielen in einer Gameshow gegeneinander. Sie wurden von den eigentlichen menschlichen Kandidaten entwickelt, die mit ihnen gewinnen oder verlieren können. Ob der Moderator dabei Mensch oder auch Maschine sein soll, bliebe noch zu testen. Doch ein Supercomputer, vielleicht in Form eines Roboters als «Wetten, dass..?»-Präsentator?! Nein. Selbst wenn ein Pilawa dem erschreckend nahe kommen würde, kann man sich so was niemals vorstellen. Und genau da liegt wohl schon der Haken an allen Maschinen: Sie können eben nicht den Charme eines menschelnden Gastgebers ersetzen und nur wenig Gefühl bei den Zuschauern hervorrufen. Insofern wären also Deine Artgenossen als Showmaster regelrechte Quotenkiller. Promikandidaten könnten sie aber allemal ersetzen, denn sie nerven nicht so sehr und sind intelligent.
Am Ende ist aber jeder Computer eben nur so schlau, wie sein Erfinder. Insofern hätten die IBM-Mitarbeiter wohl alle ganz gute Chancen, in Quizsendungen das große Geld abzuräumen. Mit dem Unterschied, dass sie als Menschen in diesem einzigen Punkt wohl gefühlloser wären, als Du technisches Wunderwerk, denn sie würden das Preisgeld für sich behalten – Du hast deine Million ehrenvoll gespendet.
Vielleicht sollte man Dir mal für Deine Verdienste und Intelligenz einen Doktortitel verleihen. Ein deutscher Minister, der sich ihn erschlichen hat, könnte ihn momentan jedenfalls sehr gut an Dich abtreten. Doch da hätten dann wohl Sherlock Holmes und sein Erfinder, Sir Arthur Conan Doyle, etwas dagegen. Oder gleich zwei Herstellerfirmen von Unterhaltungs- und PC-Elektronik…
Aber wieso schreibe ich Dir das überhaupt noch?! Du weißt doch sowieso schon alles. Na gut, fast. Aber den Rest kann man ja noch ganz leicht nachprogrammieren.
Ebenso wie hoffentlich auch eine baldige «Jeopardy»-Neuauflage in Deutschland.
Danke für diese interessanten Erkenntnisse.
Und so, wie ich begann, will ich auch enden: Wenigstens in Deiner Landessprache, wenn ich schon nicht deine Programmiersprache kann.
Yours faithfully,
Gregor Elsbeck