Beim Finale von «Unser Song für Deutschland» ist am Freitagabend der Titel für den diesjährigen «Eurovision Song Contest» in Düsseldorf ausgewählt worden.
Nach zwei Vorentscheidungs-Shows bei ProSieben ist am vergangenen Freitag im Ersten die Entscheidung gefallen. Lena Meyer-Landrut wird am 14. Mai beim «Eurovision Song Contest» in Deutschland mit dem Song 'Taken by a Stranger' antreten und damit versuchen, ihren Titel zu verteidigen. 2010 setzte sie sich mit fast 250 Punkten gegen alle Konkurrenten durch und holte den Gesangswettbewerb damit zum ersten Mal seit knapp 30 Jahren wieder nach Deutschland. Doch die Titelverteidigung war und ist nicht unumstritten. In den vergangenen Tagen wurde dann vor allem Kritik am Konzept des Vorentscheids laut: Einseitige Songauswahl und damit verbundene Langeweile sowie ständige Ankündigungen zu Lenas neuem Album wurden bemängelt. Befeuert wurde diese Diskussion durch die Tatsache, dass die Quoten der zweiten Sendnung deutlich einbrachen.
Doch nun ist der Vorentscheid vorbei und es steht fest: 'Taken by a Stranger' wird das Lied für Deutschland beim diesjährigen «Eurovision Song Contests» sein. Eine Überraschung ist diese Wahl nicht, schon im Vorfeld galt der Song als Favorit. Und auch beim Finale wurde deutlich: 'Taken by a Stranger' wird das Rennen machen, Raab selbst betonte immer wieder, dass es sein absoluter Lieblingssong sei. Überhaupt war die ganze Show auf das Lied ausgelegt, denn auch Raabs Jury-Kollegen Barbara Schöneberger und Adel Tawil sprachen sich deutlich für den Song aus.
Langweilig konnte es während der Show den Zuschauern werden, die schon bei den ersten zwei ProSieben-Shows dabei waren, denn im Finale wurde einiges recycelt. Allen voran die Einspieler zu den verschiedenen Liedern. Auf der anderen Seite handelte es sich bei der Sendung um die Entscheidung, mit welchen Lied Lena beim heimischen «Song Contest» antreten wird und damit um einen wichtigen Teil der Veranstaltung im Mai. Und bei der Songauswahl am Freitag kam schon ein bisschen Vorfreude auf das auf, was uns im Mai erwarten wird. Barbara Schöneberger und Adel Tawil machten einen guten Job - vor allem Schöneberger machte sich immer durch witzige, zum Teil bissige, Kommentare bemerkbar. Ein kleiner Überblick über die bisher feststehenden Kandidaten aus dem Ausland, und die anschließenden Diskussion darüber, rundeten den Abend ab.
Und bei aller Kritik an Raab und dem Vorentscheid muss auch gesagt werden, dass durch die Zusammenarbeit von Prosieben und ARD Einzigartiges entstanden ist. Im Mai 2010 wurde Deutschland nach dem Lena-Sieg in einen Freudentaumel versetzt, den man bis dato nur bei einer Fußball-Weltmeisterschaft kannte. Und auch in diesem Jahr könnte man Ähnliches erreichen und dafür muss Lena nicht einmal gewinnen. Denn dass die Sängerin die Titelverteidgung schafft ist äußert unwahrscheinlich - sagen zumindest Statistiker. Möglich ist es dennoch. Zunächst sollten die Verantwortichen aber nach dem Motto 'Dabei sein ist alles' verfahren.
Dass der «Eurovision Song Contest» endlich wieder in Deutschland veranstaltet wird, ist schon Spektakel genug. Wir haben wieder die Möglichkeit, weite Teile der Welt zu erreichen und ihnen zu zeigen, dass die Deutschen mehr sind als nur spießige Sauerkraut-Liebhaber, die viel Wert auf Pünktlichkeit und Genauigkeit legen. Gastfreundschaft gegenüber den anderen Teilnehmern sollte an oberster Stelle stehen. Aber in Oslo hatte es Lena leichter. Dort wurde sie als nettes Mädchen aus Deutschland präsentiert und sammelte Dank ihrer sympathischen Auftritte im Vorfeld des Wettbewerbs viele Fans. Dies wird ihr nun nicht mehr so einfach gelingen. Die Journalisten vor Ort kennen Lena.
Doch wenn es der 19-Jährigen gelingt, nur die Hälfte der Journalisten und Fans auf ihre Seite zu ziehen, wie es ihr in Oslo gelungen ist, muss sich Stefan Raab wohl keine Sorgen um das Abschneiden seines Schützlings machen. Auf die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, vor allem im deutschsprachigen Ausland für Lenas Tour zu werben und damit die Chancen auf mehr Punkte beim Finale zu erhöhen, antwortete Stefan Raab bei der Pressekonferenz im Anschluss der Show, dass man schon im vergangenen Jahr keine Werbung gemacht habe. "Durch verschiedene Medien wie Youtube können sich die Menschen aus den anderen Ländern den Song nun anhören. Die Leute werden ihn gut finden oder eben nicht", erklärte Raab. Thomas Schreiber, ARD-Teamchef für den «Eurovision Song Contest», stimmte Raab in diesem Punkt zu: "Entscheidend ist auf dem Platz. Entscheidend sind die drei Minuten am 14. Mai."
Auf der Pressekonferenz wurde dann auch gleich das Geheimnis um das Video von 'Taken by a Stranger' gelüftet. Laut Thomas Schreiber wird das Video am kommenden Mittwoch, 23. Februar, Premiere feiern. Und zwar um 19.56 Uhr. Auf welchen Sendern blieb zunächst unklar, da Raab dem ARD-Unterhaltungschef in dem Moment unterbrach. 2010 strahlte zunächst Das Erste das Video zu 'Satellite' direkt vor der Tagesschau aus. ProSieben, Sat.1 und kabel eins zogen dann kurz vor Beginn der Primetime nach. Sogar N24, welches damals noch zur ProSiebenSat.1-Gruppe gehörte, zeigte den Clip um 20.13 Uhr im Programm. In diesem Jahr sind Das Erste und ProSieben als ausstrahlende Sender wohl gesetzt.
Dennoch stehen die Chancen gut, auch in diesem Jahr ohne Gesichtsverlust aus dem Wettbewerb zu treten. "Ich bin absolut zufrieden mit dem Song", sagte Lena im Anschluss an die Entscheidung. Außerdem glaube sie, dass mit dem Titel gute Voraussetzungen geschaffen wurden, um nicht auf dem letzten Platz zu landen. "Wir haben einen außergewöhnlichen Song, der den Rest von Europa schocken wird", stellte Stefan Raab fest. Dann verkündete er unter großem Gelächter der anwesenden Journalisten: "'Taken by a Stranger' ist der Stefan Effenberg unter den Popsongs."
Thomas Schreiber kündigte schon einmal an, was die Zuschauer aus Deutschland und der Welt im Mai erwarten wird: "Die Zuschauer werden eine schöne Bühne sehen, der Opening-Act wird sensationell", erklärte er. Außerdem kündigte er weitere Überraschungen an, genaueres wollte er aber nicht sagen. "Das Motto 'Feel your heart beat' wird allen Zuschauern in der Show so gehen - sie werden ihren eigenen Herzschlag spüren."
Thomas Schreiber und Andreas Bartl, ProSiebenSat.1 TV Vorstand, verrieten dann auch detaillierte Informationen zu zahlreichen Sondersendungen im Programm von ARD und ProSieben. "In der Woche des «Song Contests» selber machen wir von 18.50 bis 19.45 Uhr eine Sendung. Vor dem zweiten Halbfinale am Donnerstag werden wir zudem von 20.15 bis 21 Uhr eine Sondersendung machen", erklärte Schreiber. Am Finaltag gibt es dann wie gewohnt den Countdown von der Reeperbahn zwischen 20.15 und 21 Uhr zu sehen, dann folgt die Live-Übertragung aus Düsseldorf. Andreas Bartl kündigte verschiedene Berichte innerhalb des Magazins «taff» an, außerdem wird der Sender das erste Halbfinale zeigen. Außerdem kündigte Bartl Sondersendungen von «TV total» an. In der Woche vom 9. bis zum 13. Mai wird Raab live aus der Düsseldorfer «ESC»-Halle, ähnlich wie vor einem Jahr in Oslo, seine Sendung präsentieren und einen Ausblick auf die Show geben.