Die Kritiker

«Katie Fforde: Harriets Traum»

von

Story


Harriet Devonshire hat schon im Alter von 16 ihren Sohn Matthew bekommen. Die Mittzwanzigerin lebt jetzt immer noch bei ihren Eltern, die das Sorgerecht für Matthew haben, im Hudson Valley im amerikanischen Bundesstaat New York. Harriets größter Wunsch ist es, endlich auf eigenen Füßen zu stehen und selbst die Verantwortung für ihren kleinen Sohn zu übernehmen.

Bisher hat sie in der väterlichen Druckerei gearbeitet, träumt jedoch zum Missfallen ihrer Eltern davon, Fotografin zu werden: ein Grund mehr für Mr. und Mrs. Devonshire, ob dieser riskanten Berufspläne weiterhin das Sagen bei der Erziehung von Matthew behalten zu wollen. Gegen den Willen ihrer Tochter bringen sie den kleinen Matthew in einem Internat unter - für Harriet das Zeichen zur Revolte.
Nach einem Eklat zieht sie von zu Hause aus und sucht sich eine neue Bleibe. Zu ihrem Glück lernt sie die Lehrerin May Sargent kennen, die sich gerade eine Auszeit gönnt, und kann zu ihr auf ein Hausboot auf dem Hudson River ziehen. Als Harriet dann noch bei ihrer Arbeitssuche einen Job bei dem bekannten Fotografen Leo Purbright findet, scheint sich alles gut zu fügen und der Zeitpunkt nicht fern, an dem Harriet ihren Sohn endlich zu sich nehmen kann.

Doch das Misstrauen ihrer Eltern sitzt tief, und die Welt der Models, insbesondere auch die des charmanten Fotografen Leo Purbright, mit dem sie peu à peu eine Romanze beginnt, hat für die zarte Harriet noch viele Widrigkeiten parat.

Darsteller
Wanda Colombina («Muxmäuschenstill») ist Harriet Devonshire
Ben Braun («Der Baader-Meinhof-Komplex») ist Leo Purbright
Ulrike C. Tscharre («Im Angesicht des Verbrechens») ist May Sargent
Stephan Schad («Fasten á la Carte») ist Richard Buckfast
Stephanie Stumph («Stubbe – Von Fall zu Fall») ist Angie
Markus Quentin («Eine Frage des Vertrauens») ist Matthew Devonshire
Gerhard Garbers («Restrisiko») ist Ronald Devonshire

Kritik


Die meisten der kitschbeladenen ZDF-Sonntagsfilme stammen dramaturgisch gesehen aus dem selben entsetzlichen Einheitsbrei. So verhält es sich auch mit «Harriets Traum», der Adaption des Romans „Zum Teufel mit der Liebe“ von Katie Fforde. Denn auch hier sind die Figuren wieder einmal vollkommen undifferenziert und man bleibt erwartungsgemäß bei den Klischees: Da wären das wohlhabende Ehepaar aus dem ländlichen Upstate New York, das Tochter und Enkel bevormundet, wo es nur geht; die selbstständige Bootsbesitzerin, die aus dem biederen Leben ausgestiegen ist; sowie der frustrierte Werbephotograph auf der Suche nach Integrität. Zumindest letzteres Thema hätte unheimlich spannend sein können, hätte man ernsthafte Lösungsansätze für den Konflikt geboten oder sich wenigstens ansatzweise nuanciert mit der Thematik auseinandergesetzt. Doch dafür scheint der Sonntagabend im ZDF wohl der falsche Sendeplatz zu sein.

So sind die Plots meilenweit vorhersehbar, während man thematisch stets nur an der Oberfläche bleibt. Wirkliche tiefgreifende Konflikte gibt es allenfalls marginal, und man konzentriert sich zu sehr auf triefenden Kitsch und diverse Albernheiten. Am Ende wird ohnehin alles gut. Positiv kann dieser Film nur durch seine gelungene Besetzung auffallen; vor allem zwei Schauspielerinnen stechen hier hervor: Wanda Colombina spielt als Hauptdarstellerin unheimlich einfühlsam, sympathisch und nachvollziehbar. Unbestreitbar hat sie ein großes Talent, von dem man nur hoffen kann, es in naher Zukunft auch in tiefsinnigen Filmen zu sehen. Sie kann deutlich mehr als das, was dieses debile Drehbuch von Claudia Kratochvil und Ines Eschmann von ihr verlangt. Ebenso schafft es Ulrike C. Tscharre in ihrer Rolle der toughen Bootsbesitzerin May, etwas Glaubwürdigkeit in diesen Film zu bringen. Tscharre und Colombina gelingt es sogar in einigen Szenen, die Dialoge zwischen ihren Figuren organisch und authentisch klingen zu lassen, was angesichts der geschriebenen Vorlage, die von maßlosem Kitsch und aufgesetztem Pathos durchzogen ist, geradezu eine Meisterleistung ist.

Die Dialoge hätten deutlich konfliktreicher gestaltet werden können, während das Handlungsgerüst in weiten Teilen vollkommen unglaubwürdig ist. Im Vergleich zu Verfilmungen von Romanen von Rosamunde Pilcher oder Emilie Richards wirkt «Katie Fforde – Harriets Traum» von Regisseur John Delbridge vielleicht erstaunlich solide, was hauptsächlich an Tscharre und Colombina liegt, die selbst in dieser dramaturgischen Debilität glänzen können. Doch auch in diesem Film überwiegen die Defizite massiv.

Das ZDF strahlt «Katie Fforde: Harriets Traum» am Sonntag, den 20. Februar 2011, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/47867
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