83rd OSCAR ®

83. Oscars: Bekannte Gesichter und einprägsame Klänge

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Bekannte Gesichter und einprägsame Klänge: Im zweiten Teil des großen Oscar-Specials präsentiert Quotenmeter.de Ihnen die Nominierten in den Darsteller- und Musikkategorien.

Beste Hauptdarstellerin: Alles dreht sich um den schönen Schwan


Es ist das Jahr der Natalie Portman: «Black Swan» wird zum Kritikerliebling und zum Überraschungserfolg beim Kinopublikum, am Filmset entwickelte sich eine nun in Verlobung und Kinderglück mündende Romanze, mit «Freundschaft plus» und «Thor» folgen zwei weitere publikumsträchtige Produktionen. Für die anspruchsvolle Darbietung als zerbrechlichen Balletttänzerin Nina in «Black Swan», die von der Aussicht auf die Rolle ihres Lebens innerlich zerdrückt wird und schließlich nach und nach den Hang zur Realität verliert, wurde sie mit Preisen überschüttet. Zahllose Kritikerpreise, der Golden Globe, eine Auszeichnung der Screen Actors Guild, ein Gewinn bei den BAFTAs: Portman fehlt nur noch der Oscar. Schon 2005 hatte sie die Chance auf die prestigeträchtige Statuette, als sie für ihre Nebenrolle in «Hautnah» nominiert wurde. Damals gewann jedoch Cate Blanchett für die Darstellung von Katharine Hepburn in «Aviator». Wären die Regelsetzungen der Autorengewerkschaft etwas strenger, hätte Portman dieses Jahr sogar Aussichten auf einen weiteren Academy Award: Da Natalie Portman zur Gründungszeit von Facebook auf die Harvard Universität ging, baten sie Drehbuchautor Aaron Sorkin um Hilfestellung bei den Campusszenen, um Authentizität zu waren. Wer also «The Social Network» gesehen hat, und sich weiterhin wundert, wer der gemeinsam mit Mark Zuckerberg studierende Filmstar ist, von dem in einer Dialogsequenz die Rede ist: Portman ist die lang ersehnte Antwort.

Ebenfalls dieses Jahr mit dem Golden Globe ausgezeichnet, gilt Anette Bening am ehesten noch als Gefahr für Natalie Portmanns mit hartem Balletttraining und einvernehmendem Schauspiel erarbeitetem Oscar. Die 1958 geborene Schauspielerin fing recht spät mit dem Schauspiel an. Anders als Natalie Portman, deren kontroverses Debüt in «Léon - Der Profi» gefilmt wurde, als sie 13 Jahre alt war, startete Bening erst mit 30 ihre Kinokarriere. Schon ihr vierter Film, «Grifters», brachte ihr eine Oscar-Nominierung ein. Es folgten «American Beauty» und die internationale Komödie «Being Julia». In der dialoglastigen Komödie «The Kids Are All Right», die ihr ihre aktuelle und vierte Nominierung einbrachte, spielt sie eine ältere Lesbe und das charismatische Oberhaupt einer dank künstlicher Befruchtung erzeugten, vierköpfigen Familie. Dabei stellt Bening, wie auch Regisseurin Lisa Cholodenko, nicht die nahe liegenden Themen, sondern die Glaubwürdigkeit ihrer Figur in den Vordergrund, was ihr zahlreiches, glühendes Kritikerlob einbrachte.

Die diesjährigen Academy Awards markieren auch die Rückkehr von Nicole Kidman, die seit ihrem Erfolgsrausch zu Beginn des letzten Jahrzehnts (nominiert für «Moilin Rouge», ausgezeichnet für «The Hours») vorerst hauptsächlich durch Botox-Gerüchte und ihr Privatleben von sich reden machte. Im auf dem gleichnamigen Theaterstück «Rabbit Hole» basierenden Filmdrama über eine Ehefrau, die den Verlust ihres Sohnes zu verarbeiten versucht, dabei allerdings keine Hilfe von Freunden, Verwandten oder ihrem Ehemann zu erhalten scheint. Kidman, die wieder zum nuancierten Mimikspiel zurückfand, wurde von der Kritik nahezu einhellig dafür gelobt, dass in ihrer Darbietung auf übertriebene Gemeinplätze solcher trauernden Frauenrolle verzichtet. Dennoch verlief diese Oscar-Saison für sie, ohne dass sie nur einen relevanten Indikatorpreis gewann. Ein zweiter Oscar-Gewinn sollte dieses Jahr also ausgeschlossen sein.

Wenigstens ein paar Kritikerpreise konnten derweil Jennifer Lawrence für «Winter‘s Bone» und Michelle Williams für das raue und ehrliche Romantikdrama «Blue Valentine» ergattern. Für Lawrence, die 2008 ihren Einstand auf der Leinwand feierte, ist es die erste Nominierung, während Williams bereits für «Brokeback Mountain» eine Nominierung erhielt. «Blue Valentine» startete zunächst mit großem Buzz in die Award-Season, anfangs angefeuert von herausragenden Festivalkritiken (insbesondere für sie und Co-Star Ryan Gosling), später vor allem angetrieben von Harvey Weinsteins Kampagne gegen die MPAA. Das US-Pendant zur FSK wollte «Blue Valentine» wegen einer nicht-grafischen Szene, in der Williams’ Figur oral befriedigt wird, mit einem NC-17-Rating abstrafen, was in den USA den kommerziellen Tod bedeutet. Die Entscheidung wurde nach einer medienträchtigen Schlammschlacht zurückgezogen, bald darauf zeichnete sich der Erfolg von «The King‘s Speech» (ebenfalls eine Weinstein-Produktion) ab, und «Blue Valentine» verschwand aus den Schlagzeilen.

Bester Hauptdarsteller: Stotternder König oder brabbelnder Milliardär?


Als das National Board of Review seine Auszeichnungen verlieh, sah das Rennen um die diesjährigen Academy Awards noch gänzlich anders aus. «The Town» erhielt einen Preis für das Schauspiel-Ensemble (kein schlechter Vorbote für eine Nominierung als bester Film), David Fincher erhielt den Regie-Preis, «The Social Network» wurde als bester Film benannt und Jesse Eisenberg (noch relativ frisch vom Komödienerfolg «Zombieland») wurde als bester Hauptdarsteller gekürt. Der Erdrutschsieg für «The Social Network» schien losgetreten. Bekanntermaßen kam es anders…

Seither hat sich vieles getan, und nahezu alle relevanten Preise gingen an Colin Firth, der als stotternder Prinz Albert/König George VI. in «The King‘s Speech» agierte. Er erhielt alle weiteren relevanten Kritikerpreise, den Golden Globe und den Screen Actors Guild Award. Mit seinen 50 Jahren hat er bereits in über 40 Filmen mitgespielt und erhielt erst vergangenes Jahr für seine Rolle als suizidgefährdeter Homosexueller mittleren Alters seine erste Oscar-Nominierung. Schon damals sahen ihn einige als sichere Wette an, doch er verlor gegen den dieses Jahr ebenfalls wieder nominierten Jeff Bridges. Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung scheint kein Weg mehr an Firth vorbeizugehen. Viele sind sich einig, dass er in «The King‘s Speech» die Performance seines Lebens gab und obendrein sind Hauptrollen in biographischen Filmen stets ein gewisser Vorteil bei den Oscars: Die Hälfte der letzten zehn Gewinner in der Hauptdarstellerkategorie spielten eine real existierende Persönlichkeit.

Ohne Firth im Spiel wäre es wohl ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem 32-jährigen James Franco (nominiert für «127 Hours») und dem 27-jährigen Jesse Eisenberg (nominiert für «The Social Network»), die in ihren jeweiligen Filmen zufälligerweise ebenfalls reale Personen spielten. James Franco hatte in «127 Hours» die Bürde zu tragen, dass praktisch der gesamte Film auf ihn aufbaut. Im Drama über einen in einer Felsspalte feststeckenden Kletterer ist er für über 60 Minuten der alleinige Fokus des Geschehens und muss mit vielfältigem, ungezwungenem Spiel für sämtliche Dramatik und Kurzweil sorgen. Jesse Eisenberg hingegen erarbeitete sich seine Nominierung mit nuanciertem Spiel, rasanten Dialogen und dem Bewältigen des ungeheuerlichen Drahtseilaktes, eine unsympathische Figur zu spielen, ohne den Zuschauer von sich zu stoßen.

Der letztjährige Gewinner des Hauptdarsteller-Oscars Jeff Bridges wurde für die Rolle nominiert, die John Wayne seinen Academy Award einbrachte. Manche Zyniker würden behaupten, dass die Bridges’ Rolle im Western-Remake, seine allgemeine Beliebtheit und insbesondere das Nachglühen für seinen letztjährigen Oscar-Film «Crazy Heart» Anlass für die erneute Nominierung sind. Sein US-Marshall in «True Grit» gehört nicht gerade zu seinen komplexesten oder ikonischsten Schauspielleistungen, profitiert aber davon, dass ihm einige der besten Dialogzeilen zukommen. Vielleicht war es aber auch die überschwängliche Rezeption von «True Grit», die ihn an anderen Darstellerlieblingen des vergangenen Jahres, wie Ryan Gosling («Blue Valentine»), vorbeidirigierte. Jedenfalls galt Bridges Nominierung trotz allem nicht als große Überraschung, anders als die von Javier Bardem, der ebenfalls schon mal in einem Western der Coen-Gebrüder mitspielte. Als der unaufhaltsame Killer Anton Chigurh in «No Country for Old Men» erhielt er den Oscar als bester Nebendarsteller, selbst wenn er eigentlich als Hauptfigur durchginge. Doch Schurken haben in der Nebenkategorie die größeren Chancen…

Bardem wurde für seine Hauptrolle im Krebsdrama «Biutiful» während der Filmfestspiele in Cannes als bester Schauspieler geehrt, so wie im Vorjahr Christoph Waltz für seine Rolle des Hans Landa in «Inglourious Basterds». Da es sich bei «Biutiful» um eine mexikanische Produktion handelte, hatten ihn jedoch nur die wenigsten Oscar-Experten auf der Rechnung, bis kurz vor der Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen veröffentlicht wurde, dass er im Rennen um einen BAFTA als bester Hauptdarsteller ist. Sollte Bardem wider Erwarten gegen Firth gewinnen, wäre seit Roberto Benignis Sieg für «Das Leben ist schön» 1999 der erste Gewinner des Hauptdarsteller-Oscars, der für einen nicht-englischsprachigen Film geehrt wird. Bei den Frauen ist der letzte Auslandssieg nicht so lange her: 2008 gewann Marion Cotillard für «La vie en rose» und startete somit ihre «Public Enemies», «Inception» und angeblich bald auch «The Dark Knight Rises» umspannende Hollywoodkarriere.

Vier, statt fünf: Die diesjährigen Oscar-Songs


Als am 25. Januar die Nominierungen für die Academy Awards bekannt gegeben wurden, wird der findige Musik- und Filmfan gestutzt haben. Statt der sonst üblichen fünf, wurden bloß vier Nominierungen in der Kategorie „Bester originaler Filmsong“ ausgerufen. Das macht die Lieder-Sparte zu einer der widerspenstigsten Sparten der jüngeren Oscar-Geschichte. Bereits 2009 und 2006 fiel die Songkategorie aus dem üblichen Rahmen. Damals erhielten nur drei Lieder eine Nominierung: Peter Gabriels «Down to Earth» aus «WALL•E» sowie A. R. Rahmans späterer Gewinnersong «Jai Ho» und «O Saya» aus «Slumdog Millionär». Auffällig war nicht allein, dass Bruce Springsteens mit dem Golden Globe prämierter Titelsong zu «The Wrestler», sondern ebenfalls, dass sich «O Saya» durchsetzen konnte, obwohl Fox das Lied bewusst auf den an Academy-Mitglieder gesendeten CDs ausließ, um zu vermeiden, dass sich die Stimmen splitten. Dieses Jahr kommt die Liedernominierung für A. R. Rahman erneut überraschend: Der zusammen mit der Sängerin Dido verfasste Song «If I Rise» aus «127 Hours» wurde, wie schon die «Slumdog Millionär»-Lieder, nicht für den Golden Globe nominiert. Im Gegenzug haben es die zwei Globe-nominierten Lieder aus dem Glittermusical «Burlesque» nicht unter die Oscar-Lieder geschafft.

Aber zurück zum eng umsteckten musikalischen Feld bei den aktuellen Academy Awards: Die Antwort, wie es zu diesem unregelmäßigen Biegen und Brechen des Nominierungsfeldes kommen kann, liegt in Regel 16, Punkt IV C des Oscar-Reglements: Sämtliche für die Song-Kategorie stimmberechtigten Academy-Mitglieder nehmen an einer Vorführung Teil, während derer Filmausschnitte gezeigt werden, die die qualifizierten Lieder präsentieren (dieses Jahr waren es 41 an der Zahl). Alternativ können auch DVDs mit diesem Material eingefordert werden.
Die Jurymitglieder verteilen Wertungen von 10 (Maximum) bis 6 Punkten (Minimum), wobei auch halbe Punktzahlen genehmigt werden. Eine Oscar-Nominierung geht daraufhin an alle Lieder, die mindestens einen Punktedurchschnitt von 8,25 erreichen. Es werden maximal fünf Lieder nominiert, mindestens drei, andernfalls entfällt der Song-Oscar. Sollten sich lediglich 25 Lieder qualifizieren, wird die Maximalgrenze der nominierten Lieder automatisch auf drei runtergesetzt. Werden weniger als 9 Songs eingereicht, die mit dem Oscar-Regelwerk konform gehen, wird kein Preis vergeben.

Dieses Jahr spielten auch die Komponisten mit dem Reglement: Alan Menken, Komponist der legendären Musik aus Disney-Klassikern wie «Arielle, die Meerjungfrau» und «Die Schöne und das Biest» scheint es weiterhin nicht verkraftet zu haben, dass keiner seiner drei nominierten Songs aus «Verwünscht» 2008 einen Academy Award erhielt. Deshalb bat er nun Disney darum, von seinen Kompositionen aus dem computeranimierten Märchenmusical «Rapunzel» nur das Lied «I See the Light» (deutsch: «Endlich sehe ich das Licht») einzureichen, so dass sich die Stimmen der «Rapunzel»-Verehrer auf keinen Fall verteilen können. Die berührende Liebesballade, die im Film während einer der denkwürdigsten Disney-Tricksequenzen zu hören ist, wird in der Oscar-Nacht von Mandy Moore und Zachary Levi (den Originalstimmen der beiden «Rapunzel»-Hauptfiguren) dargeboten. Alan Menken begleitet das Duo am Klavier.

Auch aus der Disney•Pixar-Produktion «Toy Story 3» gibt es einen Song, der es unter die vier nominierten Lieder geschafft hat. Randy Newman, neunzehnfach Oscar-nominiert, erhielt seinen bislang einzigen Goldjungen für den Abspannsong von Pixars «Die Monster AG». Damals setzte er sich gegen andere große Namen wie Sting, Enya und Paul McCartney durch und kommentierte den ihm entgegentretenden Applaus nach seinem Gewinn, dass er das ganze Mitleid nicht bräuchte. Newmans ergiebige Kooperation mit Pixar begann 1995 mit «You‘ve Got a Friend in Me» aus «Toy Story», und man könnte vermuten, dass der kürzlich mit dem Grammy für das Soundtrackalbum von «Toy Story 3» prämierte Newman einen Trilogie-Abschlusspreis in feinster «Herr der Ringe»-Manier bekommen wird. Jedoch hat «We Belong Together» aus dem finale der Spielzeugsaga längst nicht die Ohrwurmqualitäten von «You‘ve Got a Friend in Me» oder Menkens Rapunzel-Kompositionen.

Vielleicht kommt es eh ganz anders, als man denkt: Gewisse Außenseiterchancen werden nämlich «Coming Home» aus «Country Strong» eingerechnet. Das Lied von Tom Douglas, Hillary Lindsey und Troy Verges stammt aus einem Drama über Countrymusik und trifft somit den Geschmack all der Academy-Mitglieder, die schon vergangenes Jahr ein Countrystück mit der Trophäe ehrten. Zudem feierte «Country Strong» eine von zahlreichen Stars und Countrygrößen besuchte Vorpremiere in den geweihten Hallen der Academy. Sicherlich blieben da einige Sympathiepunkte hängen…

Morgen blickt Quotenmeter.de im letzten Teil des großen Oscar-Specials auf die Hauptkategorien.

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