Gleich zweimal unterbrach ProSieben die Ausstrahlung der vierten Staffel. Während der „Weihnachtsurlaub“ noch schadete, hatte die jüngste Pause einen positiven Effekt.
Nur selten schafft es ein serielles Format sich aus dem Quoten-Sumpf zu ziehen. Der US-Serie «Supernatural» ist das in der vierten Staffel gelungen. Jedoch mit ungewöhnlichen Methoden. Letztlich war es eine chaotische Programmierung von ProSieben, die «Supernatural» normalerweise noch tiefer in den Sumpf der schlechten Einschaltquoten getrieben hätte, aber irgendwie das Gegenteil bewirkte. Vielmehr half die Pause bei der Free-TV-Erstausstrahlung der vierten Staffel während der beiden «Unser Song für Deutschland»-Ausgaben am Montagabend «Supernatural» sogar wieder auf die Beine. Denn nach einem guten Start im Herbst letzten Jahres, lagen die Einschaltquoten in der wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen nur noch im einstelligen Bereich. Auch eine Pause in der Adventszeit brachte nicht viel Besserung: Die Wiederholungen aus der zweiten Staffel schnitten gar noch schlechter ab. Auch ab Anfang Januar 2011 konnte sich «Supernatural» nur leicht steigern, der Trend zeigte aber hier schon leicht nach oben. Dann kam die zweiwöchige Zwangspause und seit drei Wochen läuft es für «Supernatural» wieder richtig rund – passend zum bevorstehenden Staffel-Finale im März.
Mit der Auftaktepisode „Lazarus erhebt sich“ hatte ProSieben am 16. August 2010 mit der Erstausstrahlung der vierten Staffel im Free-TV begonnen. Da «TV total» noch in der Sommerpause weilte zeigte ProSieben in den ersten beiden Wochen gar Doppelfolgen von «Supernatural». Es war ein Start nach Maß für «Supernatural»: 10,0 und 11,2 Prozent Marktanteil wurden um 22.10 und 23.05 Uhr bei den 14- bis 49-Jährigen eingefahren. Insgesamt schauten 1,19 und 0,89 Millionen Bundesbürger die neuen Folgen der US-Serie. Auch in den Wochen davor hatte man Doppelfolgen gezeigt. Bei diesen guten Werten sollte es vorerst auch bleiben, als ab dem 30. August 2010 nur noch jeweils eine Episode um 22.10 Uhr gezeigt wurde. Die besten Einschaltquoten erzielte die achte Folge mit dem Titel „Wunschdenken“. Sie brachte ProSieben gar 13,5 Prozent Marktanteil der Werberelevanten ein. Insgesamt 1,71 Millionen Deutsche schauten am 27. September 2010 zu, darunter waren 1,37 Millionen junge Zuschauer. Der Staffelrekord war besiegelt.
Auch in den folgenden vier Wochen sollte es noch durchweg gute zweistellige Marktanteile zwischen 10,5 und 12,1 Prozent Marktanteil der Werberelevanten geben. Am 11. Oktober 2010 gab es noch einmal eine Doppelfolge zu sehen. Erst hier machte sich ein Abwärtstrend bemerkbar. Zwei Wochen später, am 25. Oktober 2010 standen dann plötzlich nur noch 9,2 Prozent Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen für «Supernatural» zu Buche. Die soliden Einschaltquoten der Mystery-Serie waren eingebrochen. Das hatte eine ganz einfache Erklärung: Der bislang gut laufende Mystery-Montag hatte mit dem drei Wochen zuvor gestarteten «Human Target» nach anfangs ordentlichen Werten eine Schwachstelle auf dem 21.15-Slot bekommen. Denn trotz des starken Staffel-Finales von «Fringe» um 20.15 Uhr brachte es «Human Target» nur auf 9,4 Prozent Marktanteil der 14- bis 49-jährigen Zuschauer. Das wirkte sich auch auf «Supernatural» aus. Da in den folgenden Wochen nur Wiederholungen von «Fringe» gezeigt wurden, konnte sich «Human Target» nicht wie in den ersten drei Wochen stabilisieren und brachte als Lead-In für «Supernatural» nicht die gewünschte Einschaltquote. Vielmehr schadeten die alten «Fringe»-Folgen der Erstausstrahlung von «Human Target» und damit auch «Supernatural», das in den darauffolgenden vier Wochen immer tiefer in den Quoten-Sumpf sank. Nur noch 7,6 bis 8,2 Prozent Marktanteil der jungen Zuschauer standen zu Buche. Das Sorgenkind «Human Target» wollte ProSieben dann aber noch zu Ende bringen.
Doch mit dem schwachen Lead-In wollte man bei ProSieben die neuen Folgen der vierten Staffel von «Supernatural» nicht verheizen und schickte die Erstausstrahlungen im Free-TV über die Adventszeit in eine Pause und beendete die erfolglose «Human Target»-Staffel. Gezeigt wurden Wiederholungen von «Supernatural», die mehr schlecht als recht liefen. Denn am Nikolaustag, 6. Dezember 2010, wurden gerade mal 6,6 Prozent Markanteil der jungen Zuschauer gemessen. Auch sonst war man mit 7,6 und 8,7 Prozent Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen nicht gerade gut bedient. Zudem unterlief ProSieben noch ein Fauxpas: Während man eine wiederholte Episode der zweiten Staffel zeigte, wurde dennoch „Neue Folge“ am oberen Bildschirmrand gezeigt. Auch dass man Wiederholungen von «Supernatural» zeigen werde, wurde nach Ansicht der Fans nicht in aller Deutlichkeit kommuniziert. Von Seiten ProSieben gibt es hierzu keine Stellungnahme. Jedenfalls plante man die vierte Staffel ab dem 10. Januar 2011 fortzusetzen.
Gesagt, getan: Mit der Folge „Sex und Gewalt“ ging die vierte «Supernatural»-Staffel weiter. Doch die Hoffnung, dass sich auch die Einschaltquoten nach der „Weihnachtspause“ wieder auf zweistellige Werte normalisieren würden, ging nicht auf. Die Episode startete mit schwachen 9,3 Prozent Marktanteil der Umworbenen. Als neues Lead-In sollte «Vampire Diaries» dienen, das vom Mittwochabend auf den Montag gerückt war. Doch das zuletzt in der Mittwoch-Primetime erfolglose Format brachte auch am Montag keine Verbesserung für «Supernatural», obgleich es von neuen Folgen von «Fringe» profitierte. Der Mystery-Montag von ProSieben befand sich im Januar aber dennoch in unruhigen Gewässern. Auch für «Supernatural» lief es nicht optimal. Letztlich kann aber gerade ab Mitte Januar im Dschungelcamp «Ich bin ein Star – holt mich hier raus!» eine Erklärung dafür gesucht werden, dass die Serien-Formate von ProSieben trotz neuer Folgen nicht zündeten. Das 16-tägige RTL-Format setzte auch «Supernatural» zu, das mit 7,3 Prozent Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen den Staffeltiefstwert am 24. Januar 2011 verzeichnete. Ein starker Auftakt wurde mit dem schlechten «Human Target» verspielt, das «Supernatural» schadete und mit der Zwangspause über das Weihnachtsfest in den Quotensumpf trieb. Womöglich hat gerade diese Unterbrechung der Erstausstrahlung im Free-TV nicht gut getan.
Als dann am 31. Januar und 7. Februar 2011 mit «Unser Song für Deutschland» Lenas Lied für den «Eurovision Song Contest» gesucht wurde, unterbrach ProSieben die Ausstrahlung der vierten Staffel von «Supernatural» erneut. Gezeigt wurden abermals Wiederholungen der zweiten Staffel, die jetzt gegen 23.30 Uhr nach dem ebenfalls live gesendeten «TV total» zu sehen waren. Sie schnitten mit 7,4 und 8,3 Prozent Marktanteil der Jungen ebenfalls schlecht ab. Vermutlich wollte ProSieben sich auch hier die frischen «Supernatural»-Episoden für den kompletten Mystery-Montag aufsparen, denn «Fringe» und «Vampire Diaries» entfielen in den beiden Wochen komplett. Am 14. Februar 2011 kehrte der Serien-Abend dann zurück auf den Bildschirm. Diesmal ging der Quoten-Effekt für ProSieben auf: Wie als wäre nichts gewesen, holte auch «Supernatural» mit der Folge „Dieses Leben ist ätzend“ wieder zweistellige Werte in der wichtigen Zielgruppe. Mit 12,2 Prozent Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen war auch «Supernatural» wieder gut im Geschäft. Eine Woche später konnten die starken Werte sehr zur Freude von ProSieben sogar noch verbessert werden. 12,5 Prozent Marktanteil wurden jetzt bei den Jungen gemessen. Insgesamt 1,50 Millionen Deutsche sahen zu.
Obwohl es am 28. Februar dann mit nur noch 11,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe wieder leicht nach unten ging, wurden auch mit der Folge „Grabräuber“ zufriedenstellende Werte eingefahren, die für das bevorstehende Staffel-Finale im März gute Vorzeichen bedeuten. Drei Episoden stehen noch aus, sollten auch sie gute Einschaltquoten verzeichnen, könnte die vierte Staffel noch eine runde Sache für ProSieben werden. Doch nach der Ausstrahlung wird ProSieben vorerst erneut auf Wiederholungen der zweiten Staffel von «Supernatural» setzen. Trotz des Quoten-Auftriebs werden dann auch die Einschaltquoten wieder etwas sinken. Ob dann ein ähnlich positiver Effekt zum Start der fünften Staffel – vermutlich im Herbst 2011 – gelingt, bleibt abzuwarten.