Die Experten

Der Experte: 07. März 2011

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Warum werden Sportveranstaltungen nicht als „Dauerwerbesendung“ gekennzeichnet? Woher weiß man, wie alt die Zuschauer sind, die eine Sendung einschalten? Diese und viele weitere interessante Fragen hat Quotenmeter.de-Experte Markus Ruoff diesmal beantwortet.

Tom: Wenn ein neues Mitglied in einer amerikanischen Krimi-Serie zu einem Team hinzustößt, werden Kollegen und Vorgesetzte oft mit "Sie" angeredet. Im weiteren Verlauf der Serien wird dann irgendwann von "Sie" zu "Du" gewechselt. Wer bestimmt diesen Zeitpunkt für den Wechsel, da in den USA immer nur "You" gesagt wird? Ist es die deutsche Synchronfirma, die irgendwann von "Sie" zu "Du" umstellt?

Markus Ruoff: Insofern die Fernsehsender nicht schon vorher vorgegeben haben, wann bei bestimmten Rollen vom "Sie" zum "Du" gewechselt wird, kann der Dialogbuchautor der Synchronfirma in dieser Hinsicht Vorschläge machen, wenn er den Zeitpunkt für geeignet hält. Die endgültige Entscheidung, ob und wie eine Änderung im Vertrauensgrad von zwei Rollen bei einer Serie vorgenommen wird, liegt dann aber doch beim zuständigen Redakteur des Senders.

Thomas: Bei der Sommerausgabe der ZDF-Sendung «Wetten, dass..?» haben Dieter Bohlen und Thomas Gottschalk abgemacht, dass letzterer durch eine Sendung von «Deutschland sucht den Superstar» in dieser Staffel führen soll, weil laut Gottschalk "dort dringend etwas passieren müsse". Gibt es hier schon konkrete Planungen oder ist es bereits absichtlich in Vergessenheit geraten?

Markus Ruoff: Nein, hierzu gibt es keine Neuigkeiten. Eine RTL-Sprecherin konnte auf Anfrage nicht mitteilen, ob und wann Thomas Gottschalk die Moderation einer Ausgabe von «Deutschland sucht den Superstar» übernehmen wird. Die Frage ist ohnehin, ob Gottschalk sein Angebot damals so ernst gemeint hat. Bereits 2008 hat Thomas Gottschalk nach verlorener Stadtwette dem in der Sendung anwesenden Stefan Raab zugesichert, im gleichen Jahr beim «TV Total Turmspringen» vom Zehn-Meter-Turm zu springen. Dies hat er aufgrund von „gesundheitlichen Problemen“ jedoch kurz vorher abgesagt.

Olav: Ist es möglich, dass KSM weitere Staffeln von «Doctor Who» auf DVD herausbringt, ohne dass diese vorher im Fernsehen gelaufen sind?

Markus Ruoff: Leider ist dies nicht möglich. Für solch ein kleines DVD-Label ist der Einkauf der teuren Lizenzen von «Doctor Who» sowie die Erstellung einer Synchronfassung einfach nicht refinanzierbar. Eine Veröffentlichung von weiteren Staffeln hängt daher weiterhin von einer vorherigen Fernsehausstrahlung ab.

Sven: Warum sind bei RTL Now nicht Eigenproduktionen wie «Die 10», «Die 25», «Extra» und «Stern TV» zu finden?

Markus Ruoff: Diese Sendungen können aufgrund von fehlenden Rechten nicht bei RTL Now angeboten werden. Ein Sprecher von RTL interactive teilte mir im Gespräch mit: „Wir würden diese Sendungen sehr gerne beziehungsweise in voller Länge anbieten, nur beinhalten die einzelnen Beiträge der Folgen oftmals internationales oder sehr altes Videomaterial, dessen Internet-Rechte für den deutschsprachigen Raum nicht oder nicht mehr klärbar sind. Daher bietet sich derzeit leider grundsätzlich keine Möglichkeit, Sendungen wie «Die 10», «Die 25», oder «Stern TV» anzubieten. Da unser Ziel ist, mittelfristig das komplette Programm von RTL auch zum zeitversetzten Abruf anzubieten, arbeiten wir stetig daran, auch für diese die Internetrechte zu klären. «Extra» ist in der letzten Woche aus den oben genannten Gründen ausnahmsweise nicht online verfügbar gewesen, aber ansonsten Bestandteil unseres Angebotes – meist sogar in voller Länge. Aber auch hier gilt: Ist bei einem einzelnen Beitrag keine rechtliche Klärung möglich, geht dieser nicht online.“

Marcel: Ist davon auszugehen, dass kabel eins «Cold Case» weiterhin am Freitagabend ausstrahlt, obwohl die Serie in den USA abgesetzt wurde und alle Folgen in Deutschland ausgestrahlt wurden? Oder muss man mit einem baldigen Verschwinden der Serie rechnen?

Markus Ruoff: Gehen Sie davon aus, dass «Cold Case» uns noch eine Weile im Fernsehen erhalten bleibt. Gerade Serien aus dem Bereich Comedy und Crime haben eine deutlich längere Lebenszeit und holen bei der x-ten Wiederholung teilweise bessere Quoten als manche Serie in Erstausstrahlung. Aus diesem Grund sind Procedurals für die Sender besonders reizvoll, da sie mit der dritten, spätestens aber vierten Ausstrahlung komplett abgeschrieben sind und das Programmvermögen in Zukunft somit nicht mehr belasten (Abschreibungen sind Kosten, die den Jahresgewinn verringern. Sobald ein Programm also komplett abgeschrieben ist, ist jede weitere Ausstrahlung gratis.). Damit lässt sich zudem erklären, weshalb die Sender einige Serien oftmals in der Nacht und am frühen Morgen wiederholen (damit sind nicht die gewöhnlichen Nachtwiederholungen der Primetime-Serien gemeint). Ohnehin erreichen viele Serien erst mit mehrfachen Wiederholungen ihr tatsächliches Potential (zum Beispiel «CSI», das VOX anfangs fast ohne Zuschauer versendet hat und später dann in den Zweit- beziehungsweise Drittausstrahlungen deutlich über dem Senderschnitt lief; aus der jüngeren Vergangenheit wäre «Two and a Half Men» zu nennen, das durch die tägliche Ausstrahlung bei kabel eins neue Fans gewonnen hat, die die Serie zuvor bei ProSieben am Samstagnachmittag nicht gefunden und den späteren Primetime-Erfolg insofern erst ermöglicht haben). Aktuell erzielen die Wiederholungen von inzwischen abgesetzten Serien wie «Cold Case», «Numb3rs» und «Without a Trace» bei kabel eins überdies bessere Einschaltquoten als «Castle» mit Erstausstrahlungen, was sich unter Umständen mit den oben genannten Gründen erklären lässt. Alle drei erwähnten Serien liefen bei ihren Premieren noch lange nicht so gut, wie bei späteren Ausstrahlungen. Es ist zu anzunehmen, dass das mittlerweile immer besser laufende «Castle» erst mit seiner zweiten oder dritten Ausstrahlung seinen Quotenhöhepunkt erreichen wird. Nur die Zuschauer schauen dadurch immer häufiger in die Röhre, denn statt auf neue Serien setzen die Sender stattdessen lieber auf kostengünstigere Zweit- beziehungsweise Drittausstrahlungen.

Benjamin: Warum werden Sportereignisse wie die Formel 1 nicht als „Dauerwerbesendung“ gekennzeichnet, obwohl man hier erheblich mit diversen Marken und Produkten konfrontiert wird? Bei der «TV total Wok WM» muss dies schließlich so gemacht werden.

Markus Ruoff: Die Übertragung von Sportveranstaltungen stellt in der Regel keine Dauerwerbesendung dar, weil es sich bei den gezeigten Markennamen um Ausstatter und Sponsoren handelt. Sendungen wie die «TV total Wok WM» seien laut den Medienhütern keine Sportveranstaltungen im üblichen Sinne, da Markennamen von ProSieben optisch und verbal eingebunden werden und das Event ausschließlich für die Fernsehübertragung veranstaltet wird (im Gegensatz zu normalen Sportereignissen, die unabhängig von einer Fernsehausstrahlung stattfinden). Daher strahlt ProSieben die «TV total Wok WM» und ähnliche Veranstaltungen seit 2009 als „Dauerwerbesendung“ aus. Da die Sender nur 20 Prozent der gesamten Sendezeit eines Tages für Werbung verwenden dürfen und die «TV total Wok WM» vier Stunden läuft, steht ProSieben an diesem Samstag erneut nur noch 48 Restminuten für Werbung zur Verfügung.

Dominik: Wie werden eigentlich die Zuschauerzahlen bei den 14- bis 49-Jährigen ermittelt? Woher weiß man, wie alt die Zuschauer sind, die eine bestimmte Sendung sehen?

Markus Ruoff: Die Panel-Haushalte erhalten eine spezielle Fernbedienung, mit deren Hilfe sich die Bewohner des jeweiligen Haushaltes als Fernsehnutzer an- und abmelden und sich dem GfK-Meter (Quotenmessgerät) individuell zu erkennen geben. Auch die Auswahl des Fernsehprogramms erfolgt direkt und ausschließlich über diese Fernbedienung. Sogar Gäste können sich über eine eigene Taste an- und abmelden, bei ihrer Anmeldung müssen sie Alter und Geschlecht eingeben.

Christian: Wird RTL Crime auch «Spartacus: Gods of the Arena» senden?

Markus Ruoff: RTL Crime hat die Rechte an «Spartacus: Gods of the Arena» erworben. Ein Sendetermin steht bislang allerdings nicht fest.

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