Kirschs Blüten

«Kirschs Blüten»: „Winning!“

von
Charlie Sheen, seine Eskapaden, sein Rauswurf, seine Partynächte – oder: wie man den tiefsten Fall auch noch feiern kann.

Jetzt dreht er komplett durch: Mit einer Machete und „Tigerblut“ feierte Charlie Sheen auf der Dachterrasse seines Apartments in Beverly Hills. Doch was hat er eigentlich zu feiern? Na, klar: Winning! Das Zauberwort, das so leicht über seine Lippen geht und seine Anhängerschaft jedes Mal erfreut, wenn er das sagt. Denn dass ihn die Serien-Bosse von «Two and a half Men» rausgeworfen haben. Egal. Winning! Denn jetzt kann Charlie Sheen sie ja wegen Vertragsbruchs auf 100 Millionen US-Dollar verklagen. „Endlich frei“, jubelte er der versammelten Journaille entgegen. Winning! Jetzt kann Charlie Sheen endlich tun und lassen, was er möchte.

Denn seine Party-Nächte sind noch lange nicht zu Ende, wie er in Interviews sagt. Sheen gibt offen zu, Drogen zu konsumieren und mit zwei Blondinen, seinen „Göttinnen“, zusammenzuleben. Winning! Er hat sowieso schon so viel Alkohol und Drogen konsumiert, so viel kann kein Mensch überleben. Winning! Die Polizei holt die Zwillingssöhne aus dem Haus. Das Sorgerecht hatte er eh schon verloren, als er seiner Frau mit Mord drohte. Winning! Auch das wird noch eingeklagt. Seine Ex Brooke Mueller hetzt ihm das LAPD auf den Hals, wegen einer einstweiligen Verfügung darf er nämlich gar keine Waffen besitzen. Auch nicht schlimm. Winning! Die Polizisten waren echte Profis und dürfen gerne wieder kommen, schreibt Sheen kurz darauf bei Twitter.

Nur Stunden nachdem er bei Warner Bros. gefeuert wurde, zeigt sich Sheen gemeinsam mit Freundin Natalie Kenly vor laufender Kamera. Auch auf dem Microbloggingdienst feiert sich Charlie Sheen selbst: Winning! Dort kündigt er doch glatt seine kommende Tour an: Mit „vernichtenden Wahrheits-Torpedos“ geht er auf seine Gegner los, die er schlicht „Trolls“ nennt. Winning! In seinem ebenso neu eingerichteten Video-Blog auf YouTube macht er sich Luft. Winning! Charlie Sheen gewinnt überall. Selbst dann wenn er in seinem „Sheens Korner“ offensichtlich zugedröhnt und angetrunken mit Freunden und Bekannten telefoniert und wirres Zeug redet. Winning! Er ist der „freaking Rockstar from Mars“, der auch mal Hotelzimmer zertrümmern darf, Erotikdarstellerinnen in Schränke sperrt und feiert bis der Arzt kommt – im wahrsten Sinne des Wortes. Winning!

Doch am Ende steckt dahinter schlicht auch ein stückweit Selbstherrlichkeit und ein verbaler Amoklauf. Denn wenn es in seinem Videoblog schon heißt: „Entweder bist du im «Sheens Korner» oder ein Troll“. Dann ist sonnenklar, dass Charlie Sheen auf die Meinung anderer nichts gibt – schon gar nichts auf jene von Chuck Lorre, dem Produzenten von «Two and a half Men», schon gar nichts auf die des Senders CBS und schon gar nichts auf die von Warner Bros., dem immerhin größten Produktionsunternehmen. Die "Trolls" zählen nichts. Winning! Die einzige Devise, die wohl auch sein Seriencharakter Charlie Harper nicht besser hätte finden können.

Denn dessen Abbild lebt Charlie Sheen. Auch die Figur in «Two and a half Men» lebt ein Leben auf der Überholspur, was in der Serie zwar noch gut ankommen mag, in der Realität aber meist auf dem Abstellgleis endet. Charlie Harper frönt dem Alkohol, steigt mit einem jungen Mädchen nach dem nächsten ins Bett und hat dazu noch coole Sprüche drauf. Charlie Sheen ist da wie Charlie Harper. Oder Charlie Harper ist wie Charlie Sheen. In jedem Fall kann der Schauspieler seine Rolle von seinem echten Leben nicht mehr fern halten oder sie passt einfach wie die Faust aufs Auge. Die Fans lieben ihn deswegen. So ist auch jede Eskapade "geil", "cool" oder - um es mit Charlie Sheen auszudrücken: Winning! Doch umso schmerzlicher müsste doch das Aus bei «Two and a half Men» sein, denn nun kann er seinen Fans gar nicht mehr geben, was sie wollen. Allein in der momentan auf diversen Kanälen laufenden Reality-Show. Dass ihm das alles doch nicht so egal ist, wie er tut, merkt man daran, dass die Skandale kein Ende nehmen. Winning! Von Einsicht keine Spur. Über alle will Charlie Sheen siegen, - plump gesagt - jeden verklagen und nimmt da wie schon bei seinen Äußerungen über Chuck Lorre – der Stein des Anstoßes – kein Blatt vor den Mund. Winning!

Denn mit dem „Tigerblut“ ist Charlie Sheen stark und die "vernichtenden Wahrheits-Torpedos" werden schon alles richten. Und doch ist der Schauspieler so tief gefallen. Vom einst bestbezahlten Serien-Schauspieler in den USA steht er jetzt ohne Job da. Von den Sonnenseiten des Lebens mit reichem Elternhaus, furioser Schauspielkarriere, einem fetten Einkommen von 2,5 Millionen US-Dollar und hohem Bekanntheitsgrad hatte er doch alles, was man sich so wünscht. Nun hat er sich durch seine Exzesse und Eskapaden selbst große Schatten ins Privatleben geholt, die so schnell nicht verschwinden. Ob es das wert war? Nun, all das kann doch auch an „Winning-Sheen“ nicht spurlos vorbei gehen. Vielleicht tut es das am Ende aber doch, weil er zu viele "Blender" um sich herum hat. Keine echten Freunde, die mal auf die Party-Bremse treten, wo jedem klar sein muss, dass irgendwann auch mal genug ist.

Nicht für Charlie Sheens Freunde und Bekannte. Winning! Sie freuen sich jedes Mal, wenn er das sagt und muntern ihn jedes Mal auf. Doch ob sie sich noch genauso amüsieren, wenn Onkel Charlie der Partynächte müde wird und gar nichts mehr auf „Winning!“ gibt. Wenn Onkel Charlie zur Vernunft kommen würde und um seinen Job bettelt, wie Alec Baldwin es jetzt rät. Wohl kaum. Denn spätestens dann merkt man auch im „Sheen Korner“, dass der Hauptprotagonist die falschen Leute um sich herum hatte, die dann vielleicht nicht mehr durchgefüttert werden. Doch noch heißt es: Winning! Wie lange noch, das weiß nur Charlie Sheen allein.

«Kirschs Blüten» gehen auch nächste Woche wieder auf – jeden Dienstag! Nur bei Quotenmeter.de!

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