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Würde man die 1,02 Millionen zusätzlichen Zuschauer mit der klassischen TV-Reichweite addieren, hätte «Topmodel» vom 03. März 3,89 Millionen Zuschauer gehabt. Natürlich verwässert diese Rechnung ein gutes Ergebnis: Denn sicherlich haben einige der TV-Zuschauer ihre Lieblingsserie ganz oder zumindest in Teilen noch einmal online angeklickt. Oder vielleicht haben sich reine Online-Zuschauer die Folge sogar mehrmals angesehen. Der Großteil der Quote dürfte aber durch einmaligen Konsum zustande kommen – und somit könnte vielleicht ein Viertel der «Topmodel»-Fans seine Serie (nur) im Netz anschauen.
Auf Videoportalen wie der ARD Mediathek, RTL Now oder ProSieben.tv bieten die Sender einen Großteil ihres Programms mittlerweile kostenfrei und in voller Länge zum Anklicken an. Die Vorteile des Internet-TV liegen auf der Hand: Der Zuschauer kann sich seine Sendungen dann ansehen, wann er will und wo er will – meist für einen Zeitraum von sieben Tagen. Die Angebote, beispielsweise RTL Now, gibt es oft auch mobil oder als App für das iPhone und sind damit bequem unterwegs nutzbar. Das Fernsehen wird also zeitunabhängiger und bequemer. Verliert der klassische Vertriebsweg über die „Glotze“ dadurch an Relevanz? Oder konkreter gefragt: Ist ein Rückgang der Reichweiten besonders beim werberelevanten Publikum zwischen 14 und 49 Jahren, das sicherlich die größte Zielgruppe der Internet-Videoportale darstellt, beim normalen Fernsehen festzustellen?
Das angesprochene «Germany’s Next Topmodel» ist für eine Stichprobe verlässlich, da die Staffeln jeweils in einem ähnlichen Zeitraum auf dem gleichen Sendeplatz am Donnerstag um 20.15 Uhr ausgestrahlt wurden. Das Format verlor innerhalb einer Staffel von 2,89 auf 2,23 Millionen jüngere Zuschauer; der Marktanteil sank von 24,2 auf 18,1 Prozent. Dies ergibt, dass bei der 2009er Staffel gut 11,94 Millionen 14- bis 49-Jährige (100 Prozent) vor den Fernsehern saßen. 2010 waren es 12,32 Millionen. Die gesamte Reichweite der Zuschauer hat sich also sogar nach oben entwickelt – dass «Topmodel» allerdings so stark verlor, könnte mit der verstärkten Internet-Präsenz zusammenhängen, die einige jüngere Zuschauer zum Online-Konsum bewegt.
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Die aktuellen Videoportale dürften daher zunächst ein Zusatzangebot für diejenigen Zuschauer darstellen, die primär das Internet nutzen und nun auch im Netz von Sendungen erreicht werden, die sie im normalen Fernsehen ohnehin nicht eingeschaltet hätten. Somit sind die Videoportale für die Sender eher eine zusätzliche Einnahmequelle – wobei die deutschen Angebote dem US-amerikanischen Markt hinsichtlich der wirtschaftlichen Erlöse deutlich hinterherhinken. Insbesondere aber ist das Internet-Angebot für zukünftige Generationen essentiell: Für die sogenannten „digital natives“, die mit Internet und digitalen Technologien aufgewachsen sind und einen selbstverständlichen Umgang damit pflegen, ist das World Wide Web die primäre Informations- und Unterhaltungsquelle – eben nicht mehr das Fernsehen. Für sie kann letzteres Medium nur als zeitgebunden, traditionell und unbequem gelten, denn sie wachsen mit der Selbstverständlichkeit auf, Fernsehsendungen unabhängig, immer verfügbar, per Mausklick und häppchenweise zu genießen. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen, der Internet-Markt wird wachsen und auch relevanter werden. Und die Sender gehen den richtigen Weg, ihr Angebot im Internet daher sukzessive auszubauen.