Kritik und sinkenden Einschaltquoten zum Trotz hielten die Macher in Staffel zwei an ihrem Kurs fest.
Die erste Staffel von «Stargate Universe» kam vor allem bei den Fans des Franchises nicht sonderlich gut an. Zu düster die Atmosphäre, es mangelte am typischen Humor und den markigen Figuren und statt knackiger Actionstories auf fremden Planeten schipperte das Raumschiff Destiny wochenlang durch den leeren Raum, während die Besatzung miteinander haderte. Keine Raumphänomene, nahezu keine Außerirdischen, stattdessen verkrachten sich Militär, Wissenschaftler und Zivilisten bis hin zur großangelegten Revolte. Viele Handlungsbögen wie der um die ursprüngliche Mission des uralten Antiker-Raumschiffes wurden geradezu verschleppt, einige Längen zeichneten die Staffel bis sie in einem grandios inszenierten Cliffhanger endete.
Wer glaubte, nach der anhaltenden Kritik und den tief gestürzten Einschaltquoten würde die Serie eine Kehrtwende in Richtung der Vorgängerserien vollziehen, hatte aber die Rechnung ohne die Produzenten gemacht, die strikt an ihrem Konzept festhielten. Der Ton der Serie änderte sich seit Beginn der zweiten Staffel nicht, die Geschichten folgen weiterhin dem geheimen Fünfjahresplan. Aus kreativer Sicht war das wohl das beste, was der Serie passieren konnte, stach «Stargate Universe» doch allen Unkenrufen zum Trotz bereits im ersten Jahr aus der fantasylastigen Masse der Sciencefiction-Serien heraus, sich nicht ständig SciFi-Gimmicks zu bedienen, um mit wenig Aufwand Geschichten aufzusetzen, sondern besann sich, das menschliche Kollektiv in einer Extremsituation darzustellen und sich über den Hintergrund der Weltraum-Serie neue Blickwinkel zu verschaffen.
Leider wurde in der zweiten Staffel auch an den echten und objektiven Schwachstellen der Serie wenig getan. Weiterhin macht sie aus ihrem Potential zu wenig und kratzt explosive Themen allerhöchstens an. Charaktere wie T.J. und Greer bleiben weiterhin sehr im Hintergrund und werden phasenweise zu Statisten degradiert. Um doch ein wenig Action und ein wenig Abwechslung hineinzubringen, bedient sich «Stargate Universe» verstärkt Traumsequenzen und Halluzinationen und das ist bekanntermaßen in den seltensten Fällen gutes Storytelling.
Was die weiterhin langgestreckten Handlungsbögen nun noch frustrierender macht ist die Tatsache, dass die Produktion der Serie nach der zweiten Staffel eingestellt wurde. Zeit, darauf zu reagieren hatten die Autoren nicht. Zwar war das Ende der Serie abzusehen, doch siegte hier offenbar Hoffnung und Sturheit über Vernunft. «Stargate Universe» wird Aussagen der Beteiligten zufolge mit einem Cliffhanger enden und wohl viele Fragen offen lassen. Dass der nächste «Stargate»-Film, der nun ausgerechnet die von den Franchise-Fans ungeliebte Serie abschließen soll, überhaupt realisiert wird, ist äußerst zweifelhaft.
Eigentlich hat «Stargate Universe» ein ungeheures Potential. Die Serie besinnt sich auf im immer schneller und immer bunter werdenden Fernsehen auf fast vergessene Tugenden der Sciencefiction, dass es nicht um den Planeten, die Aliens oder das Raumphänomen der Woche geht, sondern darum, menschliche Konflikte bis hin zu politischen Themen aus unserer Welt herauszulösen und vor einem phantastischen Hintergrund neu zu beleuchten. Leider mangelt es «Stargate Universe» offenbar an Autoren, die diese Gelegenheiten zu nutzen wissen.
So müssen neben weiteren end- wie wortlosen Weltraumspaziergängen in verlassenen und düsteren Raumschiffkorridoren nun vermehrt Halluzinationen herhalten, um die Sendezeit zu füllen. Rush halluziniert sich seine Frau, eine Folge später wird Scott von einem fremden Organismus infiziert und fällt in eine erschreckend uninspirierte Traumwelt und eine Woche später ist Young an der Reihe, dem das Schiff zum Test fiktive Notfallszenarien in seine nächtlichen Träume verpflanzt.
Gerade die Scott-Episode zeigt, wie schlecht die Autoren es verstehen, das Potential ihrer Charaktere auszuschöpfen. Hier waren die Möglichkeiten, die Beziehungen der Charaktere herauszuarbeiten, indem man sie mal in ganz anderen Rollen darstellt und überzeichnet, schier unerschöpflich. Und dann wurde aus Eli der Junge, der den Junggesellenabschied filmt - weil er auf dem Schiff derjenige ist, der die Kinos, die fliegenden Minikameras steuert.
Ein weiteres Problem, dass sich nun vor allem in der zweiten Staffel offenbart, ist die völlig unspektakuläre Art, in der Cliffhanger und lang gehegte Handlungsbögen aufgelöst werden. Nach dem packenden Cliffhanger am Ende der ersten Staffel, fragte man sich als Zuschauer nicht mehr ob, sondern nur noch wer es nicht überleben würde. Am Ende kehrten sämtliche Charaktere unbeschadet und auf dem simpelst-möglichen Weg zurück. Auch den feindlichen Luzianern entledigte man sich recht schnell, obwohl sie in die Crew integriert noch für eine Menge Zündstoff hätten sorgen können. Den vorzeitigen Höhepunkt bildete kürzlich Chloe. Seit einem Jahr wurde ihre rätselhafte Transformation vorangetrieben, um nun urplötzlich und auf halben Wege egalisiert zu werden.
Es sind diese enttäuschenden Auflösungen in einer eigentlich prächtig angelegten Serie, die auch wenig Hoffnungen auf die weitere Entwicklung gemacht hätten. Welche Geheimnisse und welche Mission die Destiny nun wirklich brigt, werden wir wohl nie erfahren, ebenso wenig, auf welchem Weg die in eine ferne Galaxie verschlagene Crew wieder zurück zur Erde findet. Es ist schade um eine Serie, deren Macher den Mut und das Durchhaltevermögen hatten, sich nicht in den Fluss der Popcorn-Unterhaltung zu werfen, die dafür aber vielleicht auch einfach die falschen waren.