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Atom-Katastrophe in Japan: Wo informieren sich die Deutschen?

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Nachrichtenspecials, «Brennpunkte»: Wenn es auf der Welt brennt, wo informieren sich dann die Deutschen? Weisen alle Nachrichtensendungen Reichweitensteigerungen auf oder nur bestimmte?

Die atomare Katastrophe in Japan – seit Samstagmorgen sind die Medien voll davon. Am Freitagmorgen hatte ein heftiges Erdbeben Japan erschüttert, wenige Minuten später hat ein Tsunami für Verwüstung und unendliches Leid gesorgt. Sondersendungen sind seitdem fester Bestandteil im Programm der deutschen Sender. Die Geschehnisse im Atomkraftwerk Fukushima sorgen seit dem Wochenende für Erschrecken; droht der Super GAU in einem oder gar mehreren Reaktoren? Das Informationsbedürfnis der Bundesbürger ist nach wie vor sehr groß; gilt das aber für alle Nachrichtenformate im Fernsehen? Vielmehr ergibt die Quotenanalyse, dass sich die Bundesbürger sehr bewusst nur bei bestimmten Sendern informieren.

Klar ist: Nachrichtensender wie n-tv oder N24 weisen stark gestiegene Reichweiten und Quoten auf. Am Wochenende kamen beide Sender teilweise auf mehr als drei Prozent Tagesmarktanteil und lagen somit bei dem dreifachen des normalen Wertes. Bei den Hauptnachrichtensendungen ist die «Tagesschau» die Sendung, die die höchsten Steigerungswerte vorweist. Seit vergangenem Freitag sehen im Schnitt 1,66 Millionen Menschen mehr als sonst die 20.00 Uhr-Nachrichten im Ersten Deutschen Fernsehen. Im Schnitt kommt die Sendung aktuell auf 22,5 Prozent Marktanteil – die Ausstrahlung bei den verschiedenen Dritten Programmen noch nicht miteinberechnet. Die «Tagesschau» ist auch beim jungen Publikum die Informationsquelle Nummer eins im Fernsehen. Genau zwei Millionen 14- bis 49-Jährige schalteten die vergangenen Tage ein (+0,66 Millionen).

Ebenfalls steigende Zahlen können ZDF und RTL verbuchen, wenn auch nicht in dem Maße wie die «Tagesschau». «heute» gewann durch die Katastrophe 0,62 Millionen Zuschauer hinzu. Seit Freitag kommt die 19.00 Uhr-Sendung im Schnitt auf 4,64 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Bei den 14- bis 49-Jährigen verbesserte man die Quote um 2,2 Prozentpunkte auf 8,8 Prozent. Unterschiede gibt es auch bei «RTL Aktuell»: Die gemessenen Quoten blieben aber stabil, was schlicht an der höheren Fernsehnutzung in den zurückliegenden Tagen lag. Im Schnitt schalten 20 Prozent der Werberelevanten ein, beim Gesamtpublikum liegt die Quote weiterhin bei durchschnittlich 18,2 Prozent. Die Reichweite stieg seit Freitag um 0,28 Millionen Zuschauer auf 4,54 Millionen - ein Zeichen dafür, dass die RTL-Nachrichten in Krisensituationen durchaus geschätzt werden. Peter Kloeppel und sein Team liegen somit also knapp hinter der ZDF-Sendung «heute».

Die Zahlen der Nachrichten von Sat.1, ProSieben und kabel eins belegen wiederum: Den Sendern wird nur geringe Informationskompetenz zugetraut. Bei allen drei Nachrichtenformaten wird Tag für Tag deutlich, dass die Zuschauer eher „dranbleiben“ als dass sie gezielt einschalten. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die durchschnittlichen Werte seit Freitag keinerlei Anstieg vorweisen. Vielmehr sind sie eine Art Zufallsprodukt und besonders im Fall von Sat.1 vom Erfolg des 20.15 Uhr-Formats abhängig. Die von Peter Limbourg präsentierten Nachrichten holten seit Freitag durchschnittlich 2,01 Millionen Zuschauer ab drei Jahren – zuvor lag der Schnitt bei 2,03 Millionen. Insgesamt verlor man aber – weil die Sendung direkt gegen die «Tagesschau» läuft - einen Prozentpunkt bei den Marktanteilen, liegt insgesamt noch bei 6,2 Prozent. In der Zielgruppe kommt der Münchner Sender mit seinen News auf 7,5 Prozent (-0,5 %). Leichte Verluste wurden auch bei den ProSieben-Nachrichten «Newstime» ermittelt. 0,93 Millionen Menschen informierten sich seit Freitag im Schnitt bei ProSieben, 0,07 Millionen weniger als zuvor. Vor allem bei den 14- bis 49-Jährigen gab die Nachrichtensendung in der Krisenzeit kräftig ab: Hier steht ein Minus von eineinhalb Prozentpunkten zu Buche.

Ähnliches Bild auch bei kabel eins: Im Sitcom-Umfeld verändert sich die Zuschauerzahl kaum: 0,51 Millionen (-0,01 Millionen) waren seit Freitag durchschnittlich dabei, in der Zielgruppe verlor man aber deutlich: Ein Minus von 1,3 Prozentpunkten wurde errechnet. Die «RTL II News» zeigen sich ebenfalls unbeirrt, sie legten leicht von 0,75 auf 0,76 Millionen Zuschauer zu, bei den 14- bis 49-Jährigen verloren sie aber: Von zuvor 4,9 Prozent ging es auf 4,5 Prozent bergab.

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