Sonntagsfragen

Holger Rettler: „Bei «iss oder quizz» ist geschicktes ‚Bluffen‘ gefragt“

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Ahnungslose Kandidaten, fünf versteckte Kamera in zehn deutschen Restaurant und verrückte Aufgaben, die für peinlich-komische Situationen sorgen: Das ist «iss oder quizz», eine neue Impro-Comedy auf ZDFneo (wir berichteten), die am kommenden Montag, 21. März 2011 startet und jeweils werktags um 19 Uhr zu sehen sein wird. Senna Guemmour und Lutz van der Horst präsentieren das neue Daily-Format. Quotenmeter.de-Redakteur Jürgen Kirsch sprach darüber mit Holger Rettler, dem ausführenden Produzenten der Sendung, die von dem Produktionsunternehmen Shine Germany hergestellt wird.

Herr Rettler, mit «iss oder quizz» startet ZDFneo eine neue Impro-Comedy, die als tägliche Sendung an den Start geht. Woher kam die Idee zu diesem Format?

Die Idee basiert auf dem israelischen Format «Deal with it». In Israel läuft das Programm seit circa einem Jahr als Weekly-Sendung und ist dort sehr erfolgreich. Shine Germany hat die deutschsprachigen Rechte erworben. Das Programm wurde für den deutschen Markt und für die Erfordernisse als Daily-Format leicht modifiziert.

Nun ist die „versteckte Kamera“ konzeptionell ja nicht neu. Was macht denn den besonderen Anreiz bei «iss oder quizz» aus? Sind es dabei vor allem die von Senna Guemmour und Lutz van der Horst „ferngesteuerten“ Kandidaten?

Im Gegensatz zu anderen, klassischen „versteckte-Kamera“-Formaten wie «Verstehen Sie Spaß» oder Quiz-Sendungen mit versteckter Kamera wie «Ahnungslos» kommt es bei «iss oder quizz» sehr darauf an, sein Gegenüber möglichst geschickt zu „bluffen“. Die direkte Nähe am Tisch und der Faktor, dass wir meistens miteinander liierte Paare als Kandidaten haben, zwingen unsere Kandidaten dazu, ihr „Opfer“ möglichst intelligent hereinzulegen und ein hohes Improvisationstalent an den Tag zu legen.

Die verschiedenen Aktionen, die die Kandidaten umsetzen müssen, sind für die Beteiligten meist peinlich, für den Betrachter aber besonders lustig. Ist es vor allem das unnormale Verhalten in einem anpassten öffentlichen Bereich wie einem Restaurant, worauf die Comedy-Elemente in «iss oder quizz» abzielen?

Der große Vorteil von «iss oder quizz» ist, dass der Zuschauer die Situation der Kandidaten zu hundert Prozent nachvollziehen kann. Jeder von uns geht essen, jeder von uns kennt den Widerspruch, in einem öffentlichen Raum wie einem Restaurant, teilweise sehr private Dinge zu besprechen. Der Reiz bei «iss oder quizz» besteht eindeutig in der hohen Nachvollziehbarkeit und in der stetig wechselnden Rechtfertigung, warum sich ein Kandidat „komisch“ verhält.

Wie wirkte sich denn diese Komik auf die Produktion am Set aus? War es teilweise auch mal schwer sich ein Lachen hinter den Kulissen zu verkneifen?

Jedes „versteckte Kamera“-Format bezieht seinen Reiz aus dem hohen „Live-Faktor“. Obwohl es aufgezeichnet wird, muss alles in dem Moment klappen, wo es passiert. Man hat keine zweite Chance einen Kandidaten eine Aktion machen zu lassen. Und obwohl diese Art der Produktion eine hohe Professionalität erfordert, sind alle Beteiligten auch Menschen und so gesehen die ersten Zuschauer. Deshalb ja, es wird sehr viel gelacht am Set. Das heißt eben auch – es funktioniert.

In der Tat. Doch wie viel an den Anweisungen und Aufgaben, die die Kandidaten jeweils von Senna Guemmour und Lutz van der Horst bekommen, ist denn letztlich spontan und improvisiert?

Es gibt Autoren, die sich die Quizfragen und Aktionen im Vorfeld ausdenken. Diese sind auf verschiedene mögliche Kombinationen ausgerichtet. Vor Ort muss spontan entschieden werden, welche Fragen und Aktionen gespielt werden. Dabei wird ständig improvisiert, wenn man merkt, Dinge funktionieren oder funktionieren nicht. Die Reaktionen unserer Moderatoren sind immer spontan.

Nach welchen Kriterien wurden eigentlich die Restaurants und Orte ausgesucht, an denen mit versteckter Kamera gedreht wurde?

Es wird bundesweit gedreht. Möglichst in der Verteilung von Nord bis Süd, vom Westen bis zum Osten. Die Restaurants werden nach der technischen und produktionellen Machbarkeit ausgesucht. Das heißt: Sie müssen groß genug sein, einen hohen Zulauf haben und – ganz wichtig- über angrenzende Nebenräume verfügen, wo wir unser „Mini-Studio“ und die sehr komplexe Technik aufbauen können.

Und nach welchen Gesichtspunkten werden schließlich die dortigen, nichts ahnenden Kandidaten-„Opfer“ auserkoren?

Die Kandidaten werden im Restaurant ausgesucht. Wir fragen natürlich deutlich mehr Menschen an, als man sie dann wirklich in den Sendungen sieht. Der Rücklauf ist von Location zu Location unterschiedlich. Manchmal möchte jeder Zweite mitspielen, manchmal nur jeder Vierte.

Also gab es auch Situationen, in denen der unwissende Partner dem Kandidat die „Echtheit“ der Aktionen nicht abgekauft hat oder das „versteckte Spiel“ durchschaut wurde?

Es kommt durchaus vor, dass unsere Kandidaten auffliegen. Zum Beispiel, wenn das Gegenüber so skeptisch ist, dass er etwas merkt und sich auch nicht beschwichtigen lassen will. Das ist Teil des Spielsystems und der Kandidat scheidet dann aus. Oder aber, er steigt bei der Sicherheitsstufe bei 250 Euro aus, da ihm die Gefahr zu groß wird, dass er in den verbleibenden Runden auffliegt.

Ein schönes Beispiel war ein Mann, der bei einem Blind Date (!) bei «iss oder quizz» mitspielen wollte, dann aber merkte, dass er sich bei der Frau gegenüber sämtliche Sympathien verspielte. Er stieg bei 250 Euro aus, nachdem er sich mit einer Gabel die Fingernägel sauber machen musste – was seine Chancen beim Blind Date nicht unbedingt verbesserte.

Das stelle ich mir in der Konstellation wirklich sehr lustig vor. Interessant ist auch die technische Seite der Produktion: Wie lange dauerte es jeweils die Restaurants zur „präparieren“ und die Technik zu installieren? Wie schnell ist das mobile Studio aufgebaut?

Alle Restaurants werden zuerst vorbesichtigt. Die Standorte der Kameras werden festgelegt und wo wir das Mini-Studio aufbauen können. Dann werden die Kameraverstecke gebaut. Zum Aufbau der Technik, des Studios und der Präparierung des Restaurants benötigen wir einen Tag.

Kommen wir noch kurz auf die beiden Moderatoren zu sprechen: Welche Rolle erfüllen Senna Guemmour und Lutz van der Horst neben den Anweisungen, die sie an die Kandidaten geben?

Die Moderatoren stellen die Quizfragen und sprechen den Kandidaten die Aufgaben aufs Ohr. Sie sind aber auch die ersten Zuschauer und reagieren spontan auf das Geschehen. Macht ein Kandidat seine Sache sehr gut, ermuntern sie und loben. Allzu abstruse Konstruktionen, um sich raus zu reden, werden aber auch satirisch kommentiert. Und beide Moderatoren lachen auch sehr viel.

Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Auf den ersten Blick wirken Senna Guemmour und Lutz van der Horst doch sehr unterschiedlich. Ergänzen sie sich vielleicht gerade deswegen zu kongenialen Show-Partner?

Senna Guemmour und Lutz van der Horst sind ein absoluter Glücksfall für die Sendung. Obwohl sehr unterschiedlich, ergänzen sie sich hervorragend und wirken jetzt schon so eingespielt, als ob sie seit Jahren zusammenarbeiten. Beide sind gleichberechtigt, wobei ein Teil des Reizes darin liegt, dass sie immer versuchen, den anderen zu übertrumpfen. Dieses gegenseitige „Frotzeln“ ist, gerade bei einem täglichen Format, eine höchst amüsante Entwicklung.

Wie bewerten Sie die Chancen, dass «iss oder quizz» für ZDFneo ein Erfolg werden können? Gibt es darüber hinaus auch ein Quotenziel?

«iss oder quizz» ist die erste tägliche, eigenproduzierte Sendung bei ZDFneo. Der Sender hat hier eine sehr mutige Entscheidung getroffen, in der umkämpften und mit vielen Platzhirschen besetzen Access-Prime-Time auf ein aufwändiges und innovatives Format mit jungen, frischen Moderatoren zu setzen. Das bedeutet, dass der Sender durchaus auf einen langen Atem eingestellt ist. Die internen Reaktionen auf die ersten Sendungen bei ZDFneo, aber auch beim ZDF selbst, sind bisher durchweg positiv. Also wir glauben daran, dass «iss oder quizz» ein Erfolg wird.

Dafür drücken wir die Daumen. Vielen Dank für das Gespräch.

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