Story
Eigentlich ist Lena Sundquist eine sehr gute Köchin mit eigenem Restaurant in Stockholm. Doch nicht nur weil das Lokal wegen Machenschaften ihres Mannes Henner insolvent ist und Lena von ihm weg will, nimmt sie sich eine Auszeit von der Großstadt und jobbt im idyllischen Hillesund als Kellnerin. Ihre 14-jährige Tochter Vicky, die sich sehr für Landwirtschaft interessiert, will auf dem Gutshof und Gestüt von Anna Magnusson ein Praktikum machen.
Vicky ist heilfroh, dass auf dem Hof der schroffen Anna noch der liebenswürdige Gutsverwalter Hilmar Hansson arbeitet. Auch Lena findet schnell Anschluss - sie freut sich über das Angebot des Hufschmieds Lars Bergström, ihren Wohnwagen auf seinem Grundstück am See aufzustellen. Die beiden verlieben sich ineinander. Doch Lena hat noch einen weiteren Grund, weshalb Vicky ausgerechnet bei Anna ihr Praktikum beginnen soll - ein Geheimnis, das sie ihrer Tochter bislang verschwiegen hat.
Darsteller
Susanne Gärtner («Hallo Robbie!») ist Lena Sundquist
Robert Seeliger («Hindenburg») ist Lars Bergström
Leonie Brill («Friedliche Zeiten») ist Victoria Sundquist
Michaela Rosen («Romy») ist Anna Magnusson
Jürg Löw ist Hilmar Hansen
Kritik
Im ersten Akt des neuen «Inga Lindström»-Films erleben wir so ziemlich die billigste Eröffnung seit langem: Lena und ihre Tochter Vicky reisen Hals über Kopf in einem uralten Auto mit baufälligem Wohnanhänger von Stockholm in die schwedische Provinz. Der Grund für den hastigen Aufbruch wird Töchterchen dabei auch nach einigem Nachhaken noch verschwiegen; vermutlich, weil ihn Lena selbst nicht so genau kennt: Alles läuft eben „unrund“ und Lena hat etwas „Abstand“ nötig. Mehr Details brauchen die Handlungsmotive für Hauptfiguren in ZDF-Sonntagsfilmen offensichtlich nicht.
Bis auf die schwere Vergangenheit der Hauptprotagonistin fehlt es durchwegs an Konflikten, und der einzige, der im ersten Akt eingeführt wird, besteht darin, dass der Koch des Restaurants, in dem Lena anheuert, offenbar säuft. Dafür beginnt man bereits in der neunten Minute mit der obligatorischen Love-Story, deren Ausgang schon zu diesem Zeitpunkt mühelos antizipiert werden kann. Das Motto dabei: nur keine Komplexität, nur keine Vielschichtigkeit. Wozu das führt? Selten haben zwei Filmfiguren so emotional auf Blaubeerpfannkuchen reagiert wie Lena und Lars. Selbst sonntags im ZDF. Und wenn er ihr seine „Hufeisensammlung zeigen“ will (Schlechtester. Anmachspruch. Ever.), bleibt uns sogar eine Überblendung auf knisterndes Kaminfeuer nicht erspart. Man könnte fast lachen, wenn sich dieses Machwerk nicht selbst so bierernst nehmen würde.
Getoppt wird diese debile Erzählkultur jedoch von den haarsträubenden Entwicklungen in der zweiten Hälfte des Films, wenn sich Vickys verstorbener Vater als der Sohn der Gutsbesitzerin herausstellt, bei der Vicky gerade ein Praktikum absolviert. Zufall? Schicksal? Oder doch eher dadurch zu erklären, dass Drehbuchautorin Christiane Sadlo auch vor den übelsten Klischees nicht zurückschreckt und sie keinerlei Wert auf Realismus legt? Rational nachvollziehbar ist hier ohnehin wenig, da alle Figuren nie denken, bevor sie handeln. Sie haben eben alles irgendwie „im Gefühl“. Dabei belässt es Sadlo dann einfach. Und wenn die Hauptfigur wegen ihrer eigenen Dummheit vor einem Scherbenhaufen steht, soll sie dafür gefälligst Sympathien ernten. So etwas kann nicht gut gehen.
Die schauspielerischen Leistungen von Susanne Gärtner und Leonie Brill befinden sich meist auf dem Niveau des passablen Mittelmaßes, während es Brill hier und da gelingt, die vollkommen subtextlosen und dynamikarmen Dialoge authentisch klingen zu lassen. Wird es für die beiden Schauspielerinnen allerdings auch nur für einen Moment um einen Hauch komplexer, bricht alles zusammen. Das Hauptproblem an «Inga Lindström: Wilde Pferde auf Hillesund» von Regisseur Martin Gies bleibt jedoch das durch und durch debile Drehbuch.
«Inga Lindström: Wilde Pferde auf Hillesund» wird am Sonntag, den 20. März 2011, um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.