Die Kritiker

«Mord in bester Familie»

von

Story


Der reiche Sägewerkbesitzer Reinhard Lorenz hat zwei Töchter, die um seine Liebe rivalisieren: Die ältere Manuela führt das Unternehmen, unterstützt von ihrem Geliebten, dem Prokuristen Jens Mattern. Die jüngere Katrin kommt zum 80. Geburtstag ihres Vaters aus den USA zurück nach Hause, um sich mit dem Patriarchen auszusöhnen. Beide Schwestern waren vor fast zwanzig Jahren in den gleichen Mann verliebt.

Erst war Katrin mit Christian liiert, doch dann wurde Manuela von ihm schwanger, und er hat sie geheiratet. Katrin konnte das junge Glück nicht ertragen und floh in die USA, um dort ihren Weg zu machen. Manuela ist misstrauisch und vermutet, Katrin sei nur nach Hause gekommen, um ihr Erbe an Haus und Firma anzutreten. Doch Katrin hat andere Pläne.

Am Geburtstagsabend ihres Vaters quartiert sie sich in den Bergen in der geliebten alten Jagdhütte ein. Dort wird sie am nächsten Tag schwer verletzt gefunden. Alle glauben, sie sei in der Nacht unglücklich in die Schlucht gestürzt, doch Katrin behauptet hartnäckig, jemand habe sie gestoßen. Kommissar Westphal findet zunächst keine schlüssigen Beweise für Katrins Behauptung.

In Verdacht gerät Christian, Manuelas Ex-Mann, den der alte Lorenz seinerzeit wegen einer angeblichen Geldunterschlagung aus der Firma und aus der Familie geworfen hat. Christian kommt nach acht Jahren zurück, um seinen Sohn Daniel zu treffen und um seine Unschuld zu beweisen. Doch der alte Lorenz will ihn nicht bei der Familie sehen und bedroht ihn, die Stadt zu verlassen. Katrin versucht zwischen Christian und seinem Sohn zu vermitteln.

Verzweifelt sucht sie nach einer Spur, wer ihr nach dem Leben getrachtet haben könnte. War es Christian oder gar Manuela, die sie aus dem Erbe herausdrängen will? Ihr eigenes Elternhaus ist Katrin nicht mehr geheuer. Da wird Christian erschossen aufgefunden. Das Familiendrama eskaliert, und Kommissar Westphal hat eine schwierige Aufgabe vor sich: Wer hat den versuchten Mord und den tatsächlichen Mord begangen? In einem spannenden Showdown entwirrt sich das Familiendrama, und die wahren Schuldigen werden überführt.

Darsteller
Katharina Böhm («Ein Dorf schweigt») ist Katrin Lorenz
Maja Maranow («Ein starkes Team») ist Manuela Lorenz
Otto Mellies («Der Uranberg») ist Reinhard Lorenz
Patrick Mölleken («Alle Jahre wieder») ist Daniel Lorenz
Max Herbrechter («Tage die bleiben») ist Jens Mattern
Martin Feifel («Der Bergdoktor») ist Matthias Westphal
Thomas Sarbacher («Westflug») ist Christian Bergmann

Kritik
Die Charakterzeichnungen in diesem außerordentlich seichten Familiendrama geschehen ausschließlich mit sehr groben Linien. So passiert es etwa, dass die Hauptfigur Katrin Lorenz – nachdem sie nach einem Mordanschlag dem Tod gerade noch so von der Schippe gesprungen war – unverzüglich die Stadt verlassen will. So weit, so gut. Für das Drehbuch ist es dann jedoch ausreichend, dass sie einen Eintrag in ihrem alten Poesiealbum liest, um ihre Meinung um hundertachtzig Grad zu ändern und sich zu entschließen, für ihre Familie (oder was auch immer) zu kämpfen. Derart mangelhaft ausgearbeitete Protagonisten führen leider dazu, dass man nicht um sie fürchten oder mit ihnen leiden kann, was ein wirkliches Interesse an ihnen und somit dem Film vollkommen unmöglich macht. Facettenreichtum lässt sich in «Mord in bester Familie» von Regisseur Johannes Grieser, der sich zusammen mit Peter Petersen auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, leider weit und breit nicht finden.

Stattdessen versucht dieser Film, ein Krimi zu sein, und bemüht sich, seinen Rhythmus größtenteils nach dem „Whodunnit“-Schema aufzubauen. Da einen die Frage, wer es auf Katrin denn nun abgesehen hat, aufgrund der mangelhaft ausgearbeiteten Figuren jedoch von vornherein nicht interessiert, kann so leider keine Spannung erzeugt werden. Hilfreich ist es dabei natürlich auch nicht, dass die ausgeleiertsten Methoden zum Einsatz kommen, mit denen man ein wenig Dramatik ins Spiel bringen will (etwa ein paar sinnlose „Ticking-Clock“-Sequenzen, in denen Katrin von viel zu vielen Zufällen geholfen wird, als dass man «Mord in bester Familie» auch nur halbwegs als realistisch durchgehen lassen könnte).

Es fehlt an einem wirklich spannenden Aufhänger, einem cleveren Hook, den dieses Drehbuch leider ums Verrecken nicht findet. Struktur- und farblos eiert man eineinhalb Stunden lang umher, bis als finale Katharsis schließlich die Szene, in der Reinhard Lorenz stirbt, mit der Sequenz eines alten, fallenden Baumes zusammengeschnitten wird. Platter geht es nicht mehr.

Schauspielerisch gesehen ist dieser Film leider ebenso öde. Katharina Böhm fehlt die Dynamik, die ihre Rolle eigentlich erfordert, und ihrer Darstellung mangelt es durchwegs an Authentizität. Gleiches gilt für Maja Maranow, bei der sämtliche Emotionen, die sie zu spielen versucht, völlig aufgesetzt daherkommen. Lediglich Otto Mellies hat seine guten Momente, während Max Herbrechter zumindest in seiner letzten Szene überzeugen kann. Ansonsten ist «Mord in bester Familie» ein Totalausfall.

Das ZDF zeigt den Spielfilm am Montag, den 21. März 2011, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/48449
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