Die Kritiker

«Tatort: Mord in der ersten Liga»

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Nach einer wichtigen Partie wird der Profifußballer Kevin Faber tot am Ufer eines Sees aufgefunden. Dass Faber erschlagen wurde, ist schnell klar – doch handelt es sich um eine Tat im Affekt oder um einen geplanten Mord? Charlotte Lindholm übernimmt den Fall und ist erschüttert: Wenige Stunde vor dem Tod Fabers hat er ihrem Sohn David im Stadion noch ein Autogramm gegeben. Schon bald verfolgt Lindholm mehrere Spuren: Der Fußballer hatte ein kritisches Interview gegeben und seine Fans vor den Kopf gestoßen. Auch eine Abrechnung von Hooligans hält die Kommissarin für möglich. Und welche Rolle spielt Ben Nenbrook, ein enger Freund des erfolgreichen Spielers Faber? Lindholm stößt bei ihren Ermittlungen auf eine Mauer des Schweigens – und deckt auf, dass der Tote eine sexuelle Ausrichtung hatte, die im Profisport noch immer nicht öffentlich werden darf.

Darsteller


Maria Furtwängler («Die Flucht») ist Charlotte Lindholm
Fritz Roth («Muxmäuschenstill») ist Paul Näter
Luk Pfaff («August») ist Ben Nenbrook
Benjamin Sadler («Contergan») ist Jan Liebermann
Alexander Simon («Leben mit Hanna») ist Jochen Krämer
Jens Schäfer («CIS – Chaoten im Sondereinsatz») ist der Direktor
Alexander Held («Der Untergang») ist Leo Biller
 
Kritik
Ein «Tatort», der Salz in die Wunden streut: Nach der Affäre von Schiedsrichter Manfred Amerell und Michael Kempter im vergangenen Jahr keimte die Diskussion um Homosexualität im Profifußball wieder auf - passiert ist allerdings gar nichts. Noch immer hat die sexuelle Ausrichtung von Sportlern dem Weltbild zu entsprechen, das sie verkörpern und das ihre Fans lieben: Starke und selbstbewusste Kerle mit junger Familie. DFB-Präsident Theo Zwanziger selbst ist mit der Thematik an die Senderverantwortlichen herangetragen, Fußballtrainer Christoph Daum ist ebenfalls überzeugt davon, dass es wichtig ist, dem falschen Stigma, das die Homosexualität hat, offen entgegenzutreten. Bei den Fußballvereinen war die Skepsis größer: Dem VfL Wolfsburg war das Drehbuch zu heikel, erst Hannover 69 ließ es zu, Namen, Stadion und Räumlichkeiten des Clubs mit der Thematik in Verbindung zu bringen.

Entstanden sind beeindruckende Bilder und Szenen an Originalorten; eingebunden sind auch Ausschnitte aus dem Nord-Derby von Hannover 69 gegen den Hamburger SV im November vergangenen Jahres. Atmosphärisch wurde bei der Produktion alles richtig gemacht. Auch Maria Furtwängler schafft es als Charlotte Lindholm, die Thematik gezielt zu hinterfragen; den fußballbegeisterten Part, der die Theorie Lindholms kritisiert, übernimmt Fritz Roth als Paul Näter. Die Schauspielarbeit ist gelungen, zahlreiche begnadete Jungdarsteller in der Rolle von Teamkollegen, Beschuldigten und Hooligans perfektionieren den Film.

Spannend sind ein schmieriger Fußballmanager und die Rolle von Benjamin Sadler als investigativer Journalist Jan Liebermann, der im tiefsten Sumpf der Szene ermittelt - dass er eine Liaison mit Lindholm startet, ist dagegen zu offensichtlich und der Handlung wenig dienlich, bei den aktuellen «Tatort»-Folgen aber fast vorherzusagen. Auch dutzende Klischees über Schwule und Hooligans hätten getrost außen vor bleiben dürfen. Gelungen ist das offene Ende, das als Denkanstoß dienen kann - denn dass es schwule Fußballer gibt, ist sicher: Drehbuchautor Harald Göckeritz hat einige von ihnen für seine Vorbereitungen getroffen. Aber an die Öffentlichkeit traut sich niemand. Umso wichtiger ist es, Homosexualität im Fußball in einer der wichtigsten deutschen Krimiserien zu betrachten.

Das Erste zeigt «Tatort: Mord in der ersten Liga» am Sonntag, den 20. März 2011, um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/48459
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