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«V» ist eine Serie, die man als Anhänger des Sciencefiction-Genres gut finden will, insbesondere im Angesicht der schwindenden Alternativen, der letztendlich aber kein besseres Urteil ausgestellt werden kann, als dass sie sich redlich bemüht, aber dann doch immer wieder an den eigenen Unzulänglichkeiten scheitert. Die einzelnen Geschichten sind spannend und temporeich in Szene gesetzt, das Gesamtgerüst bewegt sich aber über die ersten anderthalb Staffeln kaum von der Stelle. Stattdessen stolpern die Autoren von einem Logikloch ins nächste und tischen im Verlauf der zweiten Staffeln eine Mythologie auf, die an Abstrusität kaum noch zu übertreffen ist.
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«V» setzt auf große Effekte ohne dafür das Budget zu haben, was im auffällig künstlichen Look der häufigen Greenscreen-Aufnahmen sichtbar wird - unter anderem stammt das Innere des Mutterschiffes komplett aus dem Computer. Auch um detailreiche Texturen steht es bei den Effekten nicht zum Besten. Während den außerirdischen Gefilden damit noch ein interessant unwirklicher Aspekt verliehen wird, wird es peinlich, wenn landende Shuttles matschig aussehen oder bewusst in extremer Unschärfe gezeigt werden. Das hielt die Macher aber nicht davon ab, sehr häufig solche Szenen zu zeigen.
Ähnlich wie «FlashForward» hielt «V» nicht, was sich der Sender von der Serie versprach. Nach spektakulärem Start brachen die Quoten dramatisch ein, am Ende schleppte sich «V» als einziges neues ABC-Drama in eine zweite Staffel. Dieses Jahr sieht es ganz ähnlich aus. Nicht ein einziges neues ABC-Drama lief besser als das schwächelnde «V». Das macht Hoffnung auf eine weitere Verlängerung. Dass der Sender das Vertrauen in die Serie schon lange verloren hat, zeigte aber nicht zuletzt die kurzfristig Verkürzung der zweiten Staffel auf gerade einmal zehn Episoden. Auch kabel eins lässt Vorsicht walten. Der ursprüngliche Start am 4. März wurde gestrichen, ein neuer Termin steht noch aus.
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Auch von diesem Punkt abgesehen hakelt es bei «V» immer mehr an der Glaubwürdigkeit des Gezeigten. Am Ende der ersten Staffel wird die Welt in Angst und Schrecken versetzt, die Böden offenbar vergiftet, die außerirdische Anführerin verweigert den Kontakt, Tumulte brechen aus. Dann meldet sich Anna und sagt, dass alles zum Wohl der Menschen geschah und schon herrscht wieder Feierlaune. Es gibt einen internen Widerstand namens "Fifth Column", der offenbar überhaupt nicht agiert und später Erica lobend als Anführerin akzeptiert, obwohl sie eine Aktion nach der anderen extrem versiebt, unschuldige Menschen opfert und den V ein ums andere Mal in die Karten spielt.
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Im Verlaufe der zweiten Staffel wird offenbart, was in der ersten höchstens an der Oberfläche angekratzt wird: Die Motive der Außerirdischen. Dass diese von einer Welt zur nächsten ziehen, um der eigenen Spezies genetische Besonderheiten einzuverleiben ist ein durchaus interessanter Aspekt. Je konkreter die Serie wird, desto mehr verwirrt sie allerdings. Concordia, Blue Energy, die Suche nach der menschlichen Seele, die Paarung von Tyler und Lisa - ein großes Ganzes will das nicht ergeben. Und das nicht nur, weil noch Puzzleteile fehlen, sondern weil die bisherigen schon nicht zueinander passen wollen.
Sollte «V» eine dritte Staffel erhalten und ABC damit der Schmach entgehen, in den vergangenen zwei Jahren keine überlebensfähige Dramaserie kreiert zu haben, so bietet sich die Möglichkeit zu einem starken Umbruch. Zwei Charaktere, die seit langer Zeit überflüssig erschienen, sind nun tot. Eine ganz neue Organisation ist ins Spiel gebracht worden, die Erica und ihrem verbliebenen Team ganz neue Möglichkeiten bieten sollte. Es gibt also durchaus Hoffnung, dass die Serie richtig durchstartet. Diese Hoffnung trieb einen als Zuschauer aber schon durch die ersten zwei Staffeln.