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Werter Claus Strunz,

von
Sie haben die wohl schwerste Aufgabe des Fernsehjahres 2011 zu bewältigen:
Einen Polit-Talk im Sat1-Programm zu etablieren.

Zur Premiere von «Eins gegen Eins» darf ich Ihnen wohl guten Gewissens schon einmal gratulieren. Sie verlief am Montag reibungslos – und das nicht nur im Bezug auf den Inhalt, sondern auch mit Blick auf die Quoten. Dass Sie aus dem Stand mit Ihrem Noch-Konkurrenten Reinhold Beckmann mithalten konnten, was die Werte in der Zielgruppe angeht, verdient Anerkennung. Da ist es auch erstmal eine zweitrangige Eigenschaft, bei den Gesamtreichweiten noch sehr ausbaufähig zu sein.

Sie und Sat1 haben zum Thema des von «Eins gegen Eins» anvisierten Publikums auch die richtige Linie eingeschlagen, vorrangig die politisch weniger interessierten Menschen zu generieren und für diesen Bereich zu interessieren. Daran ist nämlich zum einen richtig und lobenswert, dass Sie diese Aufklärungsarbeit leisten und zum anderen ist es schon fast zwanghaft richtig, weil diese Leute meist junge Menschen sind, also auch Angehörige der Zielgruppe, in der Sie ja sowieso erstmal nur punkten können. Bis Sie auch das ältere Publikum und damit höhere Gesamtquoten erreichen können, braucht es noch viel Zeit – sofern es überhaupt jemals dazu kommen wird.
Machen Sie also erst einmal den Polit-Talk für die Jüngeren und Desinteressierten, denn damit könnten Sie noch der langlebigste Nachfolger vom «Talk im Turm» werden, weil alle anderen diese wichtige Spezialisierung verpasst haben.

Was kommt Ihrer neuen Sendung eigentlich noch zu Gute?

Nun, Sie selbst! Denn: Sie haben durch Ihren fränkischen Akzent und ihr ab und an aufflackerndes spitzbübisches Lächeln einen gewissen Charme, der mit einer seriösen Ausstrahlung einhergeht. Auch Ihr Name prägt sich bei den Leuten ein, vor allem natürlich wegen dem berühmten Trappatoni-Satz «Was erlauben Strunz?!», der ja auch titelgebend für Ihren N24-Talk war.

Außerdem sind Sie in Ihrer Moderation angenehm zurückhaltend und dennoch kompetent präsent, wenn es sein muss. Als ein relativ unverbrauchtes und für das Polit-Genre auch noch relativ junges TV-Gesicht erfrischen Sie „Eins gegen Eins“ auch, obgleich gerade hier auch ein Risiko verborgen liegt, denn ein bekannterer Moderator hätte vielleicht schon als ein wichtiger Faktor für mehr Zuschauerinteresse gesorgt. Dann haben wir aber auch noch ein chickes Studio, das schon etwas an ein Gameshow-Set erinnert; ebenso wie der Name der Sendung. Die Einbindung der Zuschauer zu Hause durch das Internet und des Studiopublikums durch die Abstimmung zur Themenfrage einer jeden Folge runden das alles ideal ab, um die besagte Hauptzielgruppe erreichen zu können. Dabei sind die Gäste gar nicht so ausschlaggebend, denn die Sendung steht mit ihrem Konzept im Vordergrund und mal endlich nicht Politiker oder Gastgeber.

Übrigens war es ja schon ein richtiger Schritt von Ihnen und ein wichtiger für Sie, sich vom Chefredakteur der „Bild am Sonntag“ zu jenem vom „Hamburger Abendblatt“ zu mausern. Dass Sie jetzt aber auch noch den Kampf „Ein gegen Eins“, „Strunz gegen das schlechte Informationsimage von Sat1“, in Angriff genommen haben, ist ja hingegen nun als richtig mutig einzustufen. Ein Mut, den Hans Werner Kilz nicht hatte und den Helmut Markwort erst gar nicht zeigen durfte. Möge dieser Mut Ihnen, Ihrer Sendung und Sat1 auf langfristige Sicht belohnt werden. Und möge sich die unprominente Sendezeit dadurch bald ändern, die Ihnen momentan noch den nötigen Schutz bietet.

Viel Erfolg!

Ihr Zuschauer der ersten Stunde,
Gregor Elsbeck

Kurz-URL: qmde.de/48586
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