Quotenmeter.de-Experte Markus Ruoff erklärt die Hintergründe, die zu dem Wechsel der Synchronsprecherin von Addison Montgomery in «Private Practice» führte. Warum gibt es in den USA keine Serienvorspänne mehr? Außerdem: Weitere interessante Antworten auf Ihre brennenden Fragen.
Sophie: Warum hat Addison Montgomery in der vierten Staffel von «Private Practice» eine neue Synchronsprecherin erhalten?
Markus Ruoff: Die bisherige Synchronsprecherin Katja Nottke hat ProSieben beziehungsweise dem Synchronstudio mitgeteilt, dass sie mit ihrer Synchronisationstätigkeit bei der Serie aufhören möchte. Die Synchronisation ist nicht ihre Hauptbeschäftigung, so betreibt Katja Nottke ein kleines Theater in Berlin und arbeitet überdies als Theaterschauspielerin und Sängerin. Es fehlte ihr wahrscheinlich einfach nur die Zeit. Tanja Geke ist fortan die neue Synchronsprecherin von Addison Montgomery. Bereits in der dritten Staffel von «Private Practice» gab es übrigens einen Synchronsprecherwechsel: Sam Bennett, gespielt von Taye Diggs, wurde zunächst von Leon Boden gesprochen, nun ist es Ingo Albrecht. Auch hier waren Zeitgründe die Ursache, da Boden nach London gezogen ist und somit nicht mehr für jede Synchronrolle zur Verfügung steht.
Tanja: Bedeutet der Rückzug von Katja Nottke als Sprecherin von Kate Walsh bei «Private Practice» auch, dass sie Michelle Pfeiffer nicht mehr synchronisieren wird?
Markus Ruoff: Nein, davon ist nicht auszugehen. Ungeachtet der Tatsache, dass Michelle Pfeiffer ohnehin nicht mehr so viele Filme dreht, wird sie „ihre“ Schauspielerinnen sicherlich weiterhin synchronisieren. Der Zeitaufwand für eine feste Synchronrolle in einer Serie ist ein ganz anderer, als wenn man nur ab und zu ein paar Filme synchronisiert. Eine Filmhauptrolle kann man je nachdem, wie groß die Sprechrolle ist, innerhalb von wenigen Tagen einsprechen; mit einer Serienhauptrolle ist man hingegen mindestens mehrere Wochen beschäftigt.
Jan: Wie kommt es, dass bei «Desperate Housewives» und «Grey’s Anatomy» einige Darsteller im Vorspann und alle noch einmal nach dem Vorspann genannt werden? Normalerweise ist es doch so, dass die Hauptdarsteller im Vorspann und nur die Gastdarsteller am Anfang der Folge eingeblendet werden.
Markus Ruoff: In den USA sind bereits vor einigen Jahren insbesondere die großen Networks dazu übergegangen, keine Vorspänne mehr zu produzieren. Damit wollen die Sender wertvolle Sekunden sparen, um so mehr Werbung senden zu können. Bei «Desperate Housewives» und «Grey’s Anatomy» blendet daher der US-Sender ABC seit der vierten beziehungsweise dritten Staffel lediglich noch kurz den Titel ein. ProSieben bekam die Folgen eine Zeit lang zum Teil mit langem und teilweise mit kürzerem Vorspann geliefert. Es war ProSieben jedoch zum einen wichtig, dass ein einheitlicher Vorspann ausgestrahlt wird und zum anderen hält der Sender die langen Vorspänne von «Desperate Housewives» und «Grey’s Anatomy» „tatsächlich für einen Mehrgewinn“. Das hat allerdings zur Folge, dass die Namen der Hauptdarsteller in die laufende Handlung erneut eingeblendet werden. «Lost» war 2004 im Übrigen die erste Serie, die gänzlich auf einen Vorspann verzichtete und somit diesen „Trend“ einleitete.
Robin: Wird «Wetten, dass…?» schon seit Beginn der Sendung auch beim ORF und bei SF ausgestrahlt? Und wie sind die Einschaltquoten in Österreich und der Schweiz?
Markus Ruoff: Das ZDF zeigt seit dem Sendestart am 14. Februar 1981 «Wetten, dass…?» in Kooperation mit dem ORF und SF. In Österreich und der Schweiz sind die Einschaltquoten ähnlich rückläufig wie in Deutschland. Zuletzt verfolgten in Österreich gerade einmal um die 500.000 Zuschauer die Sendung, in der Schweiz waren es jüngst nur noch knapp 200.000 Zuschauer. Deswegen und aufgrund des angekündigten Rücktritts von Thomas Gottschalk gibt es beim Schweizer Fernsehen ernsthafte Überlegungen, aus der Zusammenarbeit mit dem ZDF und ORF auszusteigen.
Dennis: Warum bestellt Showtime von seinen Serien immer nur zwölf Episoden pro Staffel?
Markus Ruoff: Die amerikanischen Kabelserien sind in der Produktion teilweise kostspieliger als die meisten Serien bei den Networks. Dies ermöglicht zwar Pay-TV-Sendern wie HBO oder Showtime aufwändige Serien wie «Rom» und «The Tudors» zu produzieren, jedoch nur zu einer limitierten Folgenanzahl. Aus kreativer Hinsicht hat dies den Vorteil, dass insbesondere sogenannte „Füller-Episoden“ (das sind Folgen, die die Handlung nicht voranbringen) vermieden werden können.
Robert: Seit dem 14. März 2011 zeigt Das Vierte nicht mehr «Bravestarr» und «He-Man and the Masters of the Universe». Waren die Quoten so schlecht oder woran liegt das?
Markus Ruoff: Das Vierte zeigte diese Serien im Rahmen einer Kooperation mit dem Sender Anixe und infolgedessen läuft seit dem 01. Dezember 2010 zweimal täglich ein Programmfenster bei Das Vierte. Das Vierte hat allerdings keinerlei Einfluss auf die Gestaltung dieser Programmfenster, denn der Sender hat lediglich das Programm von Anixe in den entsprechenden Zeiten übernommen. Programmplaner Marc Gryschka von Anixe teilte auf Anfrage mit: „Aktuell werden morgens ab 08.25 Uhr von uns Serien für ein jüngeres Zielpublikum eingeplant, um eine homogeneren Zuschauerfluss von den Preschool-Programmen am Morgen hin zu den "älteren" Programmen am Nachmittag zu gewährleisten. Aus diesen Beweggründen haben wir uns entschieden, die Serien «Bravestarr», «He-Man and the Masters of the Universe»etc. am Vormittag durch andere Serien («Crocadoo», «Tao Tao», «Marco») zu ersetzen.“ «Bravestarr» und «He-Man and the Masters of the Universe» sind indessen weiterhin in der regulären Programmschiene von Anixe zu den gewohnten Zeiten montags bis freitags von 14.10 Uhr bis 16.30 Uhr zu sehen.
Verena: Bei amerikanischen Serien werden die Folgentitel bei uns immer eingeblendet, aber in den USA nicht. Woher wissen also die amerikanischen Zuschauer, wie eine Folge heißt?
Markus Ruoff: In den USA ist die Einblendung von Episodentiteln nicht üblich. Es gibt dort nur noch wenige Serien, in denen ein Folgentitel eingeblendet wird. Erst die deutschen Sender fügen dann Episodentitel hinzu, wobei dies nicht bei allen Serien passiert (zum Beispiel bei «The Closer» bei VOX). Die Folgentitel werden von den amerikanischen Produktionsunternehmen dennoch in Produktionsverzeichnissen, die unter anderem die ausländischen Lizenznehmer erhalten, aufgeführt. Zudem erhalten die Fernsehzeitschriften die Titel, sodass die amerikanischen Zuschauer immer informiert sind. Im Zeitalter des Internets sind diese selbstverständlich ebenfalls auf bekannten Seiten wie IMDb und TV.com zu finden.
Daniel: Warum wird Chris Noth bei «The Good Wife» immer als “Special Guest Star” aufgeführt, obwohl er bisher in fast allen Folgen dabei war?
Markus Ruoff: Dies kann verschiedene Gründe haben. Wenn ein Schauspieler als „Guest Star“ aufgeführt ist und trotzdem ein Mitglied des regulären Casts ist, hat dies gewöhnlich etwas mit seinem Vertrag zu tun. Dabei geht es dann vor allem um die Bezahlung, ob der- oder diejenige das Gehalt eines Hauptdarstellers erhält (und möglicherweise wie viel er oder sie bezahlt bekommt). In einigen Fällen kann dies unter Umständen zudem ein Werbegag sein, um einen Schauspieler besondere Achtung zu schenken, wenn dieser ein höheres Ansehen als der Rest des Cast besitzt. Dies ist bei Chris Noth durchaus der Fall. Wahrscheinlich konnten die Produzenten Noth nur für eine Rolle gewinnen, wenn sie gewisse Kompromisse eingehen, zum Beispiel Noth neben seiner Rolle in «The Good Wife» auch andere Engagements zu bewilligen. Obendrein kann dies passieren, wenn ein Gastdarsteller (im Laufe der Serie) so beliebt wird, dass in zukünftigen Episoden aus seiner oder ihrer unerwarteten Popularität Kapital geschlagen wird (zum Beispiel Steve Urkel bei «Alle unter einem Dach» und Spike bei «Buffy»)
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