sixx wiederholt die erste Staffel ab Donnerstag. In den USA zeigt Runde zwei zwar Schwächen, ist aber doch mehr als eine einfache Vampir-Serie.
Bevor im nächsten TV-Jahr die Zombies den Vampiren den Garaus machen, hat das kleine US-Network The CW immer noch leichtes Spiel mit «The Vampire Diaries». Schnell wurde der «Twilight»-Abklatsch zu einer der besten Serien in seinem Genre und schnell machten die Autoren klar, dass sie auch weiterhin mit höchster Geschwindigkeit durch die Geschichten gehen. Immerhin haben die Produzenten keine Zeit, in ihrer Serie Zeit zu verschwenden: Es gibt Dutzende von Mythologien zu erklären, Dutzende von wichtigen Charakteren, die in allen paar Episoden zwischen Leben und Tod stehen, und es gibt eine Handvoll Feinde für die Mystic-Falls-Gang, deren Ankunft von den Fans sehnlichst erwartet wird.
Das erste Drittel der zweiten Staffel machte deutlich, worauf die Autoren hinaus wollen: Es wird nicht nur Vampire in der Kleinstadt geben, auch werden sich unsere Helden mit Werwölfen und Hexen beschäftigen müssen. Nachdem Elenas Doppelgängerin Katherine durch ihren Aufenthalt in der Gruft praktisch als tödlicher Feind aus dem Verkehr gezogen wurde, wird sich nun auf die Mythologie der Originalen fokussiert – Vampire, die nicht nur unsterblich sind, sondern auch andere Vampire kontrollieren. Mit Elijah wurde der Anfang gemacht, mit Klaus wurde nun der Erzfeind jedes Charakters in der Serie angekündigt.
Auch wenn es aussieht, als würde «The Vampire Diaries» sich im Episodentakt von einer neuen Geschichte zur anderen schlängeln, so kommt es manchmal vor, dass die Autoren sich nicht genügend Zeit nehmen, um sich auf andere Geschichten zu konzentrieren. Im Fall der Mysteryserie gerät dabei gerne mal die Charakterentwicklung in die hinterste Reihe, um für Spannung und eine Handvoll Twists pro Episode Platz zu schaffen. Die Beziehung zwischen Elena und Stefan hat sich unter dem tödlichen Druck und unter der wachsenden Werwolfbedrohung so gut wie gar nicht weiterentwickelt; Damon bleibt wie in der ersten Staffel der mysteriöse Vampir, der sich nicht entscheiden kann/will, auf wessen Seite er nun steht; Caroline, frisch als Vampir, und damit als entscheidender Charakter in die Geschichte zurückgekehrt, ist so völlig anders als im letzten Jahr; während Elenas Bruder Jeremy und ihre beste Freundin Bonnie abwechselnd mal im Fokus einer Episode stehen und scheinen können, in der Regel allerdings zum fünften Rad degradiert werden.
Nichtsdestotrotz ist «The Vampire Diaries» immer noch eine unterschätzte Serie, welche zu Unrecht als Soap abgestempelt wird und welche viel zu oft mit «Twilight» oder «True Blood» verglichen wird, ohne dass jedoch die Unterschiede zwischen den drei Produktionen erkannt wird. Für The CW mögen diese Kritiker zur Zeit unwichtig sein, ist die Serie doch das erfolgreichste Programm auf dem Sender. Eine dritte Staffel wurde offiziell noch nicht bestellt, die Verlängerung sollte jedoch außer Frage stehen. Und wenn die Autoren sich zur Abwechslung etwas fokussieren und die Geschwindigkeit zurückdrosseln, könnte «The Vampire Diaries» zum «Buffy» der neuen Generation werden.
Ein Beispiel der Nicht-Fokussierung auf ein wichtiges Element der Serie dürfte die Entwicklung rund um Tyler und seine Werwolf-Existenz sein. Während die ersten Episoden der Staffel zögerlich auf seine erste Verwandlung zusteuerten, zeigten die zukünftigen Episoden, dass die Autoren gleich alle potenziellen Geschichten für Tyler parat hatten und verwenden wollten. Neben einer kleinen Romanze mit Caroline musste er auch eine Entscheidung treffen, ob er sich gegen die Vampire stellt. Als er dies nicht tut, verlässt er kurzerhand die Stadt. Auf seinen emotionalen Status wird kaum Wert gelegt, stattdessen akzeptierte er zu schnell sein neues Schicksal. Das Gleiche trifft auch auf Caroline zu – bei ihr könnte man schnell vergessen, dass sie erst vor 16 Episoden zum Vampir verwandelt wurde. Gestern noch bekam sie Unterstützung von Stefan, um ihre Triebe zu beherrschen; heute ist sie genauso stark wie die Salvatore-Brüder und kann sogar eine Nacht lang Folter hinweg stecken, ohne mit Albträumen aus ihrem Schlaf zu erwachen.
Immerhin haben sich die Autoren Zeit gelassen, um die Bösen in die Serie gut einzuführen. Katherine hatte ein Drittel der Staffel Zeit, um zu zeigen, dass sie ernst zu nehmen ist. Elijah durfte ebenfalls ein Drittel der Staffel beweisen, dass er als unsterblicher Vampir mehr als nur Werwolfherzen aus deren Körper herausreißen kann. Und auch wenn die Werwolfclique rund um Jules und das Vater/Sohn-Hexergespann Luka und Jonas, inzwischen aus dem Verkehr gezogen wurden, wartet immer noch die Mythologie der beiden dämonischen Elemente darauf, wieder aus ihrem Schattendasein zurückzukehren. Doch bevor die Ankunft von Klaus erwartet wird, darf sich die Serie wieder einmal mit den zwielichtigen Charakteren beschäftigen, vornehmlich John Gilbert und Isobel, die beide wieder nach Mystic Falls zurückgekehrt sind. John hat sich inzwischen als großartiger Manipulator erwiesen, der nur seine eigenen Ziele verfolgt und mit der Ausnahme von Elena kein Interesse am Leben der anderen Charaktere hat, während Isobels Ziele immer noch im Dunkeln liegen: Ist sie daran interessiert, ihre Tochter vor Klaus und allen anderen Vampiren zu retten, oder wird sie sich sogar mit dem Ältesten aller Vampire verbünden?
Die Zukunft für «The Vampire Diaries» sieht für die Charaktere währenddessen recht düster aus. Mit der Erwähnung eines Hexenmassakers in der Vergangenheit von Mystic Falls und die damit verbundene freie Energie, die darauf wartet, von jemandem aufgesogen zu werden und der Rückkehr von Isobel, dürfen sich nicht mal die Zuschauer sicher sein, welche Twists in den letzten sechs Episoden der zweiten Staffel auf sie zukommen werden. Die Frage ist auch, ob es die Autoren schaffen, Matt einmal in den Fokus der Geschichte zu bringen – ein erster Schritt wurde getan, nachdem er Carolines Vampirgeheimnis erfahren hat und nun glaubt, dass sie schuldig am Tod seiner Schwester Vicki ist, die in der ersten Staffel von Damon und Stefan ausgeschalten werden musste, um ein Massaker eines neugeborenen Vampirs zu verhindern.
Noch hat «The Vampire Diaries» so einige Mängel, die es zu bekämpfen gilt. Auch wenn es von Außen toll aussieht, wenn eine Serie sich voll und ganz mit seiner Mythologie beschäftigt und auf Füllerepisoden verzichtet, ist die Serie bei genauer Betrachtung immer noch lückenhaft, besonders an den Fronten der Charakterentwicklung. Aber am Ende beweist die Serie immer wieder, dass sie mehr ist als nur eine Geschichte mit glitzernden Vampiren in der Sonne. Das könnte sich im nächsten Jahr allerdings ändern, wenn die beiden Showrunner Kevin Williamson und Julie Plec mit ihrer neuen Serie «Secret Circle» ihr Glück finden werden. Zur Zeit sieht es nämlich aus, als würde einer der beiden «The Vampire Diaries» verlassen, um die andere Serie zu leiten. Vorausgesetzt The CW bestellt die Serie im Mai.