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Die ersten Minuten von «Sucker Punch» muten an eine düstere Mischung aus «Moulin Rouge» und der Gothic-Rock-Oper «Repo! The Genetic Opera» an. Die hochstilisierten Bilder und die einem Fieberwahn erinnernde Inszenierung präsentiert eine überdeutlich ausgeprägte Filmwelt. Subtil will und soll dieser Anfang gar nicht sein, er möchte stattdessen seinen Betrachter vollkommen absorbieren, was nicht zu letzt dank der albtraumhaft geflüsterten Coverversion von «Sweet Dreams» auch gelingt.
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Nicht lange, nachdem sich in den Köpfen vieler Zuschauer diese Klage breit machen dürfte, gewinnt «Sucker Punch» wieder etwas an Leben, wenn Baby Doll aus dem deprimierenden Irrenhaus-Alltag flieht, und sich in ein Edelbordell träumt. Weshalb Baby Doll eine Weltenflucht begeht, bei der sich ihre Situation nur unwesentlich verbessert, darf nach dem Abspann noch ausführlich diskutiert werden; zumindest wenn Interesse daran besteht. Entweder ist es Schwachsinn, oder ein Fingerzeig von Zack Snyder, mit dem er die Objektifizierung des weiblichen Geschlechts kritisiert, oder es soll einfach bloß cool sein. Letzteres scheint die standfesteste These zu sein, denn im zwischen Pomp und Zerfall stehenden Bordell können sich Produktionsdesigner Rick Carter («Avatar») und Regisseur sowie Ideengeber Zack Snyder mehr austoben, als noch in der Nervenheilanstalt. Die reizvoll verfaulten Sets verlieren allerdings durch langweilige Schauplätze wie einen vollkommen unaufregenden Tanzsaal an Donner.
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Die von Snyder, dem Regisseur von «300» und «Watchmen», so ungewohnte Zurückhaltung schlägt sich insbesondere auf die Actionsequenzen nieder. Wenn Baby Doll in der Bordell-Traumwelt tanzt, träumt sie sich in wechselnde Fantasiewelten, wo sie gemeinsam mit ihren neuen Freundinnen und Mit-Prostituierten (Abbie Cornish, Jena Malone, Vanessa Hudgens und Jamie Chung) einer fünfköpfigen Kampfschwadron angehört. Diese Sequenzen sind mit Computereffekten schwankender Qualität und Farbfiltern übersättigt, platzen geradezu vor Ideen, die Snyder in sie hineinquetschen musste. Baby Doll kämpft einmal im Schnee mit einem Katana gegen überdimensionale Samurai-Statuen, ein anderes Mal träumt sie sich in eine Steampunk-Variation des Weltkriegs, dann sollen sie und ihre Kolleginnen eine futuristische Stadt vor bösen Robotern und deren Zeitbombe beschützen. An visuellen Themen soll es wirklich nicht mangeln, doch was diesen Actionsequenzen den Boden unter den Füßen wegzieht, ist ihre emotionale Wucht. Snyder könnte mit Gewaltspitzen einige Publikumsreaktionen provozieren, und «Sucker Punch» wäre ein idealer Film für diesen Kunstgriff. Stattdessen vertröstet er sein nach knallharter Action gierendes Publikum mit CGI-Schusswechseln zwischen aufgedonnerten, jungen Frauen und schlecht zielenden Orks, Robotern und Steampunk-Fußsoldaten.
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Mit einer weniger beeindruckenden Kampfchoreographie als in «300» und einer längst nicht mit der Tiefe von «Watchmen» mithaltenden Geschichte, bleibt «Sucker Punch» allein die Attraktivität der Reizüberflutung. Eine wahre Sogwirkung wie noch zu Beginn des Films, stellt sich im weiteren Verlauf nur sporadisch ein. Etwa, wenn der übergewichtige, selbstgefällig grinsende Bürgermeister das Bordell betritt und ein wundervoll anachronistischer Remix aus Queens «I Want It All» und «We Will Rock You» aus den Kinoboxen dröhnt. Die Kamera klebt auf seinem widerlichen Erscheinungsbild, Musik und Schnitt überbetonen kunstvoll, für welch tollen Hecht er sich hält. Hier erreicht «Sucker Punch» wieder diese Anti-Subtilität und die Fieberwahnhaftigkeit, die offensichtlich den ganzen Film ausmachen sollte, was allerdings durch ausbremsend aufgebaute Dialogsequenzen oder überflüssige Exposition vor den Actionsequenzen misslingt. Baby Dolls Kampffantasien gehorchen eh ihren eigenen Gesetzen, wieso also nicht überflüssige Einführungen raus streichen und den Zuschauer unvorbereitet ins Getümmel schmeißen?
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Da «Sucker Punch» praktisch gesehen den ultrahochkonzentrierten Vorgeschmack auf mehrere zusammen gewürfelte Filme bietet, kann man für den unentschlossenen Kinogänger folgendes Fazit ziehen: Wer die «Sucker Punch»-Trailer liebt, wird den Film bei abgekühlter Erwartungshaltung mögen. Wer schon «300» mies fand, sollte sich ganz genau überlegen, ob er «300» besser fände, würde man die ausgetüftelte Kampfchoreographie durch abwechslungsreichere Gegner austauschen. Und wer den von Warner Bros. online gestellten Prolog vollkommen uninteressant findet, kann guten Gewissens zu Hause bleiben.
«Sucker Punch» ist seit dem 31. März in vielen deutschen Kinos zu sehen.