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Lieber Wolfgang Rademann,

von
Zum ersten Mal in 30 Jahren «Traumschiff» mussten Sie kürzlich die Fahrtroute ändern. Na gut, „Deutschland“-Kapitän Andreas Jungblut und seine beiden Reederinnen Giesa und Hedda Deilmann taten es in Wirklichkeit, aber Sie hatten natürlich als Produzent die Verantwortung für die Änderung innerhalb der auf dem Kreuzfahrtschiff gedrehten ZDF-Serie. Der Grund: Japan sollte das Reiseziel der nächsten Folge werden, doch die Tsunami- und Atomkatastrophe in dem asiatischen Land machten Ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Und wissen Sie mit wem Sie und Ihre Serie da Ähnlichkeit haben? Mit Thomas Gottschalk und «Wetten, dass..?». Nicht nur weil es aufgrund dessen grundlegende Gemeinsamkeiten gibt, dass sowohl die Wettshow als auch das «Traumschiff» in diesem Jahr 30 werden und beides Flaggschiffe des ZDF sind. Nein, beide hatten nach einem tragischen Vorfall ihren Kurs zu ändern und Pate in der Öffentlichkeit standen dabei ihre Verwalter. Gottschalk musste für sich und die Sendung Konsequenzen aus dem Wettunfall von Samuel Koch ziehen. Sie, Herr Rademann, mussten ein neues Reiseziel wählen und sind damit in der Zukunft Ihrer Erfolgsserie noch eingeschränkter. Stets bekräftigten Sie, Ihnen würde langsam die Welt ausgehen, was die Auswahl von exotischen Destinationen für das ZDF-«Traumschiff» angeht.

Japan sollte nun eine Art Befreiungsschlag werden, denn erstens ist es längst nicht so exotisch wie die bisherigen Zielhäfen des „Traumschiffs“ und zum anderen wäre es aber dennoch eine teure Produktion geworden.

Auch Thomas Gottschalk wollte mit der «Wetten, dass..?»-Folge im Dezember 2010 eine Art Befreiungsschlag aus der Quoten- und Kritikermisere seiner Unterhaltungsshow erreichen. Besonders spektakuläre Wetten, Gäste und Sondereinlagen sollten helfen, endlich mal wieder die 12-Millionen-Marke zu knacken. Was von der unfreiwillig verpassten Chance blieb, war die Wiederkehr einiger Stars dieser geplanten Sendung in den darauf folgenden Ausgaben und die Änderung des Spiels in Richtung harmloserer und damit eigentlich auch langweiligerer Wetten.

Bei Ihnen ist das nun auch ähnlich, denn Ihr erklärtes Ausweichziel führt das «Traumschiff» in seiner nächsten Episode nun schon zum dritten Mal nach Bali. Was soll den Zuschauer da dann schon noch Besonderes erwarten? Nach der Millenniumsfolge vom 1.1.2000 sind doch in Sachen Bali wohl schon alle Möglichkeiten ausgeschöpft. So ist es bei «Wetten, dass..?» auch: Welche Wetten im gemäßigten Rahmen sollen denn noch folgen? Es ist doch schon fast alles einmal in irgendeiner Form da gewesen.

Doch hier scheint einmal mehr Ihr Motto dem von Gottschalk zu entsprechen: Lieber langweiliger werden, als ein überhöhtes Risiko in Kauf zu nehmen. Zwanghaftigkeit nach der Krise.

Beim Unterhaltungsflaggschiff steuert man mit einem neuen Personal ab 2012 hoffentlich wieder in schönere Gewässer, bei Ihrem Serienflaggschiff hat man schon seit Längerem einen steten Besatzungswechsel vorgenommen, der einiges in Bewegung gebracht hat und «Das Traumschiff» zukunftsfähig machen könnte.
So tritt also bei beiden ZDF-Größen das bisher Wichtige in den Hintergrund: Spannenden Wetten und exotische Reiseziele. Die neue Personalia muss es retten.

Kritik an beiden Formaten wird inzwischen nur noch ruhig praktiziert, nachdem Gottschalk endlich Anerkennung gefunden hat und Sie mit Ihrer majestätischen Erhabenheit einen Christoph Maria Herbst imaginär alleine im Schlauchboot in den persönlichen Tsunami nach seiner Buchveröffentlichung haben schippern lassen.
Beide Flaggschiffe steuern gegen den allgemeinen Trend „Modern, laut, in und Hauptsache ertragreich“. „Nur wer träumt lässt die Wunder der Welt geschehen“ heißt es in einem neuen Lied von Udo Jürgens.

Möge dieser Kurs für beide der Richtige sein.

Ihre Entscheidung in der letzten Woche vor Australien war es jedenfalls. Und sie war unumstößlich.

Bei Gottschalk und «Wetten, dass..?» wird sich dies erst noch beweisen müssen.

Bewahren Sie sich Ihren Berliner Humor und
Volle Kraft voraus!

Ihr
Gregor Elsbeck

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