Er macht für das ZDF die Krimiserie «SOKO Stuttgart» und nun auch die Daily «Herzflimmern»: Wieso sich das Format im schwierigen Soap-Genre dennoch etablieren wird, erklärt Produzent Oliver Vogel.
Herr Vogel: «Alisa», «Hanna»,«Lena», «Hand aufs Herz», «Eine wie keine», «Herzflimmern». Was passt nicht in die Reihe?
(überlegt) Da würde ich gerne meinen Publikumsjoker nehmen.
Und dann würde ich sagen: Genannt sind die zuletzt gestarteten Soaps und Telenovelas. Viele davon werden mit Quotenproblemen in Verbindung gebracht. «Herzflimmern» passt nicht, weil das so nicht sein wird.
Die Antwort würde ich so unterschreiben; mit dem Zusatz, dass «Herzflimmern» keine Telenovela oder Soap ist, sondern eine Daily. Eine herausstechende Liebesgeschichte wird es nicht geben und auch kein fixes Ende. Wir könnten unsere Geschichten unendlich weitererzählen.
Fakt ist ja aber, dass sich neue tägliche Serien zuletzt schwer taten. Wieso sind Sie in Sachen «Herzflimmern» so zuversichtlich?
Wenn wir die absolute Sicherheit hätten, wenn ich das vorhersagen könnte, dann wäre ich kein Produzent, sondern Berater (lacht). «Herzflimmern» hat möglicherweise den Vorteil, dass wir uns im Vorfeld sehr genau gefragt haben, was bei einer Daily funktioniert und was nicht. Wir haben viele Formate exakt analysiert. Der Wunsch des Publikums stand für uns immer im Mittelpunkt. Ich glaube, dass eine Medical Daily klappen kann, weil die Geschichten, die wir erzählen, von ihrer hohen Dramatik leben. Davon profitieren auch die handelnden Personen. Hinzukommt, dass Ärzte in der Gesellschaft ein hohes Ansehen genießen – das Publikum wird den Figuren daher zugetan sein.
Was wollen Sie konkret anders machen als andere?
Sie haben ja recht: «Herzflimmern» wird nicht wegen der Unterscheidung zwischen Daily, Soap und Telenovela überleben. Allgemein haben es tägliche Serien momentan schwer – das geht der ARD so, das geht dem ZDF so und auch im Privatfernsehen klappt nicht alles. Das Publikum hat inzwischen einen recht hohen Anspruch was tägliche Serien angeht. Wir profitieren davon, dass «Herzflimmern» schnell erzählt ist, unsere Geschichten haben eine hohe Qualität. Wir bieten Unterhaltung auf hohem Niveau – gewürzt mit viel Humor und einem unglaublichen Potenzial was Drama-Anteile angeht. Wir versuchen nicht so dialoglastig zu sein – bei uns soll immer etwas passieren. Es ist dabei wichtig, dass die Serie in einer Klinik spielt, dann passiert wirklich immer etwas. Bei «Herzflimmern» wird – anders als bei manch anderer Daily – nicht lange über Dinge ohne große Bedeutung gesprochen.
Ihre Szenen sind recht lang – teilweise vier Minuten in der Pilotepisode. Zufall oder gewollt?
Eher ein Zufall. Natürlich können wir bei 45 Minuten am Tag nicht so produzieren wie in einem TV-Movie oder einer Primetime-Serie. Unsere Szenen müssen einfach ein bisschen länger sein, weil das Pensum sonst nicht zu schaffen wäre. Wenn eine Szene vier Minuten dauert, dann muss darin aber auch wirklich etwas passieren.
Von der Optik fühlt man sich, vor allem bei den Landschaftsaufnahmen, doch etwas an «Sturm der Liebe» erinnert. Das war Absicht, oder?
Wir haben uns ganz bewusst entschieden, die Serie in Bayern anzusiedeln. Landschaftlich sind dort die schönsten Motive zu finden. Serien, die aus Bayern kommen, sind meist noch ein wenig erfolgreicher; denken Sie an «Die Rosenheim-Cops», an den «Bergdoktor» oder eben an «Sturm der Liebe». Ich glaube, dass «Sturm der Liebe» auch wegen der Verortung in Bayern eine höhere Akzeptanz hat als Dailys, die anderswo spielen.
In unserer Kritik wird es angesprochen, es ist auch sonst zu lesen: Man vergleicht «Herzflimmern» mit der «Schwarzwaldklinik». Können Sie damit leben?
Die Frage spaltet mich. Wir sind moderner als die «Schwarzwaldklinik», wir erzählen schneller und wir sind deutlich näher an der Realität. Wir zeigen eine Serie, die sehr ernsthafte Probleme behandelt. Damit hat sich die doch sehr romantische «Schwarzwaldklinik» nicht befasst. Ein Beispiel: Es wird eine Story geben, in der die Tochter einer Ärztin Medikamente aus dem Krankenhaus stiehlt. Wir wollen damit das Thema Tablettenmissbrauch von Jugendlichen behandeln. Eine aktuelles, aber sicherlich kein leichtes Thema. Auf der anderen Seite kenne ich keine Serie, die so erfolgreich ist, wie die «Schwarzwaldklinik». Ein Anti-Kompliment würde also wohl etwas anders aussehen.
Die Bild tut es schon, uns ist es auch aufgefallen: Nova Meierhenrich ist eine Bereicherung für die Serie. Was sagt die Marktforschung denn?
Zwei Folgen hat das Testpublikum gesehen und die Ergebnisse waren wirklich äußerst positiv. Alle Schauspieler – es gibt hier wirklich keine Ausnahme – kamen gut an. Wir haben ein starkes Ensemble – und das ist eine der großen Stärken von «Herzflimmern». Bei unserem Casting hatten wir in der Tat ein mehr als glückliches Händchen.
Sie lösen «Lena» ab: Das Format kam zuletzt in Fahrt, hat aber insgesamt die Quotenziele nicht erfüllt. Haben Sie Ziele?
Es gibt kein eindeutig formuliertes Quotenziel. Das ist auch gut so. Sie wissen am Besten, wie schwierig es ist, am Nachmittag eine gute Performance hinzulegen. Das Gegenprogramm ist sehr stark. Aber natürlich haben wir Ansprüche an uns selbst gestellt. Schließlich ist es ja so: Je höher die Quote, desto weniger muss man sich rechtfertigen. Ich bin, was die Quote angeht, wirklich sehr optimistisch und schätze, dass «Herzflimmern» langfristig die 15 Prozent überschreiten wird. Ich bin mir sogar sehr sicher.
Sie drehen in dieser Woche nun die 55. Folge. Das ZDF hat am Freitag angekündigt, dass es zusätzlich zu den gerade entstehenden 100 Folgen weitere 100 Folgen in Auftrag gegeben hat...
Im Daily-Geschäft sind 100 Folgen nichts. Man kann damit ein halbes Jahr bestücken. Deswegen freuen wir uns über die frühzeitige Entscheidung des ZDF der Prolongation. Und dann warten wir jetzt auf die Quoten.
Dienstag wird spannend…
Ich brauche mir da sicher keinen Wecker stellen. Da bin ich um sieben Uhr schon wach und schaue alle fünf Minuten auf mein Handy, ob die Mail mit den Quoten schon da ist, obwohl ich weiß, dass ich vor halb neun gar nicht nachsehen muss. Auch wenn wir sehr überzeugt sind von unserem Format, dann ist es eine gesunde Demut, dass wir uns kurz vor dem Start fragen, ob wir alles richtig gemacht haben. Um ehrlich zu sein: Mein Puls geht jetzt schon ein wenig nach oben, wenn ich an die erste Quote denke.
Wir drücken die Daumen – und berichten natürlich am Dienstagmorgen über die erste Quote. Danke für das Gespräch.