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Die Episodenzahl, die sonst meist eine schnelle Absetzung bescheinigt, hatte hier einen anderen Grund: Aufgrund des Autorenstreiks im Jahr 2008 hatte NBC die Produktion der Staffel an dieser Stelle auf Eis legen und die erste Staffel beenden müssen. Doch «Chuck» schaffte trotz durchwachsener Quoten den Sprung ins zweite Jahr, dann mit noch schlechteren Zahlen und einer groß angelegten Fankampagne auch die Verlängerung für Staffel drei. Im vergangenen Frühjahr war klar: «Chuck» wird auch noch eine vierte Staffel erleben - mit 24 Episoden sogar eine überlange.
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«Chuck» ist ein bewusstes Relikt aus den 70ern und 80ern, als Agenten flotte Sprüche auf den Lippen statt das Folterwerkzeug in Reichweite hatten, die größten Schießereien erstaunlich unblutig abliefen und man sich am Ende der Serie nicht sicher war, ob wirklich sieben Jahre oder bloß sieben Tage vergangen waren. Beharrlich verweigern sich die Autoren dem seriellen Trend einschneidender Entwicklungen. Wird ein konkreter Handlungsbogen aufgesetzt, so kann man davon ausgehen, dass er spätestens in zwei Wochen abgeschlossen ist. Das macht «Chuck» nicht zur spannendsten Serie auf dem Markt, aber zu einer, bei der man sich als Zuschauer und Fan Zuhause fühlen kann.
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Da dürften selbst die vielen tausend Fans einstimmen, die ihre Lieblingsserie mit großen Kampagnen und Massenkäufen in Restaurants des Sponsors Subway jedes Frühjahr unterstützen: Mutig sind die Produzenten von «Chuck» nicht, große Veränderungen scheuen sie oder schrecken vor den Konsequenzen zurück. Als am Ende der zweiten Staffel der Buymore-Markt in Schutt und Asche gelegt wird, wurde heiß diskutiert, was das für die Serie bedeuten würde und wie viele der dort angesiedelten Figuren ausscheiden müssten. Zu Beginn von Staffel drei stand einfach ein nagelneuer Markt dort. Geht Sarah zeitlich unbegrenzt undercover, so endet die Mission schon nach zwei Wochen, verliert Chuck die Intersect, so erhält er sie zwei Wochen darauf zurück.
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Chuck und Sarah. Diese Beziehung bildet die Konstante der gesamten Serie, durch all ihre Höhen, Tiefen und insbesondere Längen. Viel zu lange dauerte das Hin und Her zwischen den beiden Hauptrollen bis sie nach immerhin zweieinhalb Jahren schließlich endgültig zueinander fanden. Daraus haben die Produzenten gelernt, denn seither wird die Beziehung langsam, aber stetig weiterentwickelt statt auf der Stelle zu stehen. Doch «Chuck» ist vorhersehbar: Wer würde dagegen wetten, dass im Staffelfinale eine weitere Hochzeit ansteht und im Falle einer Fortsetzung auch das Babyglück nicht allzu lange auf das junge Paar warten wird?
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Potential, das «Chuck» offenbar gar nicht unbedingt nutzen will. Sympathisch, anachronistisch, ein wenig naiv. Der Charakter der Serie ist einzigartig in der heutigen Fernsehlandschaft. So wäre es trotz aller Schwächen schade, wenn in diesem Jahr Schluss sein sollte, denn nirgendwo sonst bekäme man zu sehen, wie eine Atombombe mit Apfelsaft entschärft wird. Derzeit sieht es nicht gut aus - genau wie in den drei Jahren zuvor.