Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Die Kanzler-Sitcom

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 130: Der Kampf zwischen Gerhard Schröder und RTL.

Liebe Fernsehgemeinde, heute erinnern wir an viel heiße Luft um nichts.

«Wie war ich, Doris?» wurde am 14. November 1999 bei RTL geboren und sollte der neue Comedyhit des Senders werden. Als Thema sollte dabei niemand geringeres als der damals amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder und sein Privatleben herhalten. Entsprechend traten nicht nur Gerhard Schröder auf, sondern auch seine Frau Doris Schröder-Köpf sowie die Politiker Angela Merkel, Joschka Fischer, Rudolf Scharping, Hans Eichel, Wolfgang Schäuble, Franz Müntefering und Jürgen Trittin.

Anders als die Puppensatire «Hallo Deutschland» verfolgten die Macher das ambitionierte Ziel, die Serie mit echten Menschen umzusetzen. In Martin Zuhr, der zuvor durch die peinliche Talkshowparodie «T.V. Kaiser» führte, fanden sie den geeigneten Hauptdarsteller. Obendrein sollten die Folgen stets aktuell produziert werden, um auf diese Weise eine Art satirischen Wochenrückblick zu schaffen.

Als die Pläne des Senders bekannt wurden, blieben die öffentlichen Reaktionen erwartungsgemäß nicht aus. Es wurde diskutiert, wie weit Satire gehen darf und ob das Privatleben des Kanzlers trotz seiner Bekanntheit nicht unantastbar sei. Schröder selbst schaltete sich dann ein und sagte ein bereits vereinbartes Sommerinterview mit RTL ab. Der Sender rechtfertigte sich mit dem Hinweis auf den demokratischen Konsens, dass Satire ein Mittel der künstlerischen Freiheit sei und bemängelte das Verhängen von Sanktionen noch bevor der Inhalt der Sendung überhaupt bekannt war. Deshalb hielt er an einer Ausstrahlung fest.

Am Ende stellte sich die Skandalserie als harmlos und platt heraus. Die Drehbücher beinhalteten statt bissiger Satire hauptsächlich banale Witze über weibliche Praktikanten oder das Übergewicht des Kanzlers. Auch die übrigen Politiker wurden klischeehaft und plump dargestellt, was vor allem darin sichtbar war, dass Trittin stets als Sündenbock herhalten musste. Trotz des großen Medienechos im Vorfeld blieb die Zuschauerresonanz am Sonntagabend gegen 22.15 Uhr sehr verhalten, sodass eine schnelle Absetzung folgte. Offiziell machte der Sender den zu kurzen Vorlauf für die einzelnen Folgen dafür verantwortlich.

«Wie war ich, Doris?» wurde am 19. Dezember 1999 beerdigt und erreichte ein Alter von fünf Folgen. Die Serie hinterließ den Hauptdarsteller Martin Zuhr, der auf seiner Hompage die guten Kontakte von Gerhard Schröder zur RTL-Sendeleitung als Ursache für die Absetzung nennt. Zuletzt wirkte er in der ebenso kurzlebigen Show «Planet Comedy» und einigen Theaterstücken mit. Die RTL-Gruppe legte sich übrigens nur wenige Woche nach dem Zoff mit Gerhard Schröder mit der Erotikshow «Peep!» ein weiteres Mal mit ihm an.

Möge die Serie in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs widmet sich einer Personalityshow ohne Personality.

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