Die Kritiker

«Adel dich»

von

Story


Wendel Overmann, frisch pensionierter Reporter eines Münchner Lokalblattes, steht vor einer allumfassenden Lebenskrise. Denn er erfährt mittels eines Gentests, dass er nicht der leibliche Sohn seiner soeben verstorbenen Mutter ist. Bald darauf findet er heraus, dass zur gleichen Zeit im Bombenhagel des zweiten Weltkriegs auch ein Graf geboren wurde. Dass sein bester Freund Louis auch noch mit Wendels Ex-Frau Lydia zusammen gekommen ist, spornt ihn zusätzlich an, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Unter dem Vorwand, über den bayerischen Adel zu schreiben, wird Wendel im gräflichen Anwesen der Familie von Felsen-Hepp vorstellig. Dort trifft er auf die Gräfin Walli. Ein Unwetter zwingt ihn zum Bleiben.

Walli kommt der unerwartete Gast erst recht entgegen, will sie es doch gerne ihrem aushäusigen Mann Graf Lorenz von Felsen-Hepp heimzahlen, der sein Glück bei einer anderen genießt. Wendels Herkunftsrecherchen bleiben dabei nicht unbemerkt von der langjährigen Haushälterin Rosemarie, die den Aufenthalt des Gastes misstrauisch beargwöhnt. Währenddessen sieht Wendel sich immer mehr in der Rolle des Grafen und an der Seite der bezaubernden Gräfin. Schließlich findet aber der echte Graf von Felsen-Hepp nach Hause und stößt auf seinen neuen Rivalen.

Darsteller


Elmar Wepper («Kanal fatal») ist Wendel Overmann
Gisela Schneeberger («Der Dicke») ist Gräfin Walli von Felsen-Hepp
Friedrich von Thun («Wie ein Licht in der Nacht») ist Graf Lorenz von Felsen-Hepp
Rita Russek («Wilsberg») ist Lydia
Wolfgang Böck («Trautmann») ist Louis
Bibiana Zeller ist Haushälterin Rosemarie

Kritik


Erst in der letzten halben Stunde kann man sich bei dem BR-Film «Adel dich» das eine oder andere Schmunzeln nicht verkneifen. Die Komödie wird erst im letzten Teil der 90 Minuten zu einer solchen. Die Geschichte im Drehbuch von Gerlinde Wolf ist dabei sehr altbacken und vorhersehbar. Elmar Wepper spielt einen Rentner, der schon immer glaubte bei der Geburt vertauscht worden zu sein. Als er den Spuren der Vergangenheit nachgeht, ereignen sich die Zufälle, die gar keine sind, weil man sie in der jeweiligen Situation schlicht erwartet: Die Hauptfigur Wendel erfährt durch einen Gentest, dass seine verstorbene Mutter nicht seine Mutter war. Das ist zu Beginn des Films bereits sonnenklar, bevor das Thema überhaupt angesprochen wird. Als er dann bei der Gräfin ist, gibt es keine Alternative, als dass er die Nacht auf dem Gutshof verbringt: Ein Gewitter zieht auf und Wendel kann bleiben. Auch dass sein Stöbern im Familienstammbaum nicht unbemerkt bleibt, ist vorauszusehen.

Die Haushälterin, die ein Geheimnis über die familiäre Geschichte in sich trägt, ist am Ende der Schlüssel zur Auflösung, doch greift man erst spät auf sie zurück. Auch dass der marode Holzboden, der mit DDR-Balken renoviert wird, irgendwann in die Brüche geht und den (echten) Grafen eine Etage tiefer befördern wird und ihm das Genick bricht, hat man irgendwie kommen sehen. Kurz gesagt: «Adel dich» hält überhaupt keine Überraschungsmomente bereit. Zu geradlinig und typisch verläuft die Handlung im Film, so dass der Zuschauer den nächsten Schritt von Wendel und seinen Mitstreitern im romantischen Komödienspiel bereits erahnen kann. Das ist aber keineswegs Elmar Weppers Verschulden, denn der macht im Film eine gute Figur und kann den BR-Streifen teilweise gar retten. Vielmehr ist das Drehbuch ein Manko des Films, weil es in der ersten Stunde mehr stutzig macht als überzeugt und eher langweilt. Ohnehin versuchen die Schauspieler zu retten, was zu retten ist: Die durchweg authentische Darstellung der Charaktere ist gelungen.

Regisseur Tim Trageser hat die etwas skurrile Geschichte der Identitätsfindung eines 65-Jährigen im adeligen Hause sehr bedacht erzählt. Man ist nicht auf die großen Lacher aus und will auch nicht immer originell wirken. Erst am Ende blitzen einige Szenen auf, in den auch mal geschmunzelt werden kann. Doch ansonsten ist der Film für eine Komödie doch sehr trocken inszeniert worden. Vermutlich ist es auch der schwarze Humor, der am Ende amüsiert. Als die Protagonisten aus Tradition ein Ritterspiel veranstalten, ist das gewissermaßen auch ein Sinnbild für den Film: Die Geschichte wirkt traditionell und überholt, aber dennoch wird sie nach dem üblichen Schema durchgezogen und erzählt. Da das Ritterspiel zum Ende ein wenig zur Klamotte verkommt, hat man in dem Film «Adel dich», der als Komödie durchgehen soll, zumindest etwas zum Schmunzeln. Der BR-Film lebt vor allem durch die Schauspieler, die in der guten Besetzung aufblühen. Ihnen ist es zu verdanken, dass «Adel dich» zumindest auf dieser Ebene überzeugen kann. Doch auch das ist – wie so oft im Film – kein Zufall.

Das Erste zeigt den Film «Adel Dich» am Mittwoch, 20. April 2011, um 20.15 Uhr.

Mehr zum Thema... Adel Dich Adel dich Die Kritiker
Kurz-URL: qmde.de/49126
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger Artikel«ESC 2011»: Rekord bei Ticket-Verkaufnächster ArtikelDie Kritiker: «Jetzt sind wir dran»

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung