Was hat die Neuauflage der ProSieben-Show «Sommermädchen» mit Zombies zu tun? Julian Miller kommentiert.
Einer der beliebtesten Schocker, den uns Hollywood immer wieder gerne präsentiert, ist die Auferstehung von Zombies, die mit ihren abgefaulten Körperteilen um sich werfen und einen unheimlichen Appetit auf unsere Gehirne haben. Eine gruselige Vorstellung.
Ein ähnliches Gefühl hatte ich, als ich die Pressemitteilung zur Wiederbelebung der Sinnlos-Show «Sommermädchen» bei ProSieben las. In gewisser Weise ist die Show wohl eine televisionäre Allegorie auf Untote. Man denkt, sie wäre längst auf dem Fernsehfriedhof, und dann ist man doch noch nicht vor ihr sicher. Totgesagte leben eben wirklich länger, und so blüht uns in den heißen Monaten eine Neuauflage des Konzepts, die angesichts der eher unbefriedigenden Einschaltquoten der letzten Staffel durchaus überraschend kommt. Es ist eine weitere Suche nach dem Superwesen, die uns hier bevorsteht – mit dem Unterschied zu anderen Casting-Formaten, dass beim «Sommermädchen» eigentlich keinerlei Qualifikation außer gutem Aussehen für den Fleischbeschaueffekt vonnöten ist, um bestehen zu können. Bei «Deutschland sucht den Superstar» muss man wenigstens noch ein bisschen singen können (oder zumindest, was Dieter Bohlen und Co. dafür halten) und familiär einiges mitgemacht haben, um Beachtung zu finden. Bei «Germany's Next Topmodel» sollte man immerhin halbwegs unfallfrei in meterhohen Absätzen am anderen Ende des Laufstegs ankommen – mit etwas gutem Willen kann man auch das noch als besondere Fähigkeit durchgehen lassen. Doch was muss ein „Sommermädchen“ denn nun draufhaben? Laut ProSieben soll die auserkorene Dame „schön, schlau, sportlich, elegant, lustig und mutig“ sein. Aha. Und welche Methoden wendet man an, um herauszufinden, ob die (stets leicht bekleideten) Ladies diese Ansprüche erfüllen können? Richtig. Man lässt sie ausgeblasene Eier eine Wasserrutsche herunterbefördern. Wird an Harvard wahrscheinlich auch so gemacht.
Wenn ProSieben ehrlich wäre, würde das Konzept nicht als Wettbewerb angepriesen werden. Der ist nämlich sowohl debil als auch für die Essenz der Sendung gänzlich irrelevant. Aber „attraktive Frauen begaffen“ als Unique Selling Point macht sich auf einer Pressemitteilung eben nicht so gut, auch wenn es den Kern der Sache wesentlich deutlicher treffen würde. Wirklich berühmt wird ohnehin keine der Damen werden, die sich dazu herablassen, bei solch einem Unsinn mitzumachen. Lediglich von einer der Kandidatinnen der letzten Staffel liest man ab und an noch etwas in den Klatschspalten: Lara Love konnte wohl in der Erotik-Branche Fuß fassen. Ihre Berufsbezeichnung laut „Bild“: „Porno-Amateurin“. Aber vielleicht könnte ProSieben auch daraus noch Kapital schlagen. Mit „Germany's Next Porn Star“ oder einem ähnlichen Titel. So als Plan B für Heidi Klums Mädels, wenn es mit dem Modeln doch nichts werden sollte. Drama, Baby, Drama!
Mit 360 Grad schließt sich auch nächsten Freitag wieder der Kreis.