Der Hammer des Jahres: Die ProSiebenSat.1 Media AG hat inzwischen bestätigt, dass sie ihren Call-In-Sender 9Live Ende des Monats einstellen wird.
Letztlich ist es 9Live-Chef Bartoleit nicht gelungen, den Sender 9Live nach dem Abflachen des Call-In-Trends im deutschen Fernsehen am Leben zu erhalten. Der einst profitabelste Sender des Landes wird in wenigen Wochen seinen Live-Betrieb einstellen. Am 31. Mai 2011 läuft die letzte Call-In-Sendung des Kanals, die Senderurgestein Thomas Schürmann präsentieren wird. Die gesamte ProSiebenSat.1-Sendergruppe wird sich ab diesem Zeitpunkt von Call-In-Spielen trennen.
Heißt: Ab Juni entfallen bei Sat.1, ProSieben und kabel eins die Quiz-Nächte und Quiz-Breaks. ProSieben hatte vor einigen Wochen schon einen ersten Schritt gemacht und seine Mitmachsendung, die lange Zeit über nachts gesendet wurde, aus dem Programm genommen. Der Konzern hat das Aus der Call-In-Sparte in den Medien bereits bestätigt, am Donnerstag soll im Rahmen der Präsentation der Konzernzahlen für das erste Quartal 2011 auch eine schriftliche Pressemitteilung folgen.
Die Mitarbeiter von 9Live informierte Konzernchef Thomas Ebeling am Mittwochnachmittag über die Einstellung der Call-In-Aktivitäten. Verschwinden wird 9Live vorerst aber nicht. Ab Juni sollen fiktionale Programme auf dem Sender gezeigt werden – genaue Angaben dazu gab es am Mittwoch nicht. Es ist anzunehmen, dass sich die Verantwortlichen hierzu in den kommenden Tagen äußern. Spekuliert wird ohnehin schon seit Wochen, dass es den Plan geben soll, den Frauensender sixx auf die Frequenzen von 9Live zu hieven – das wäre dann ein Jahr nach Gründung des Kanals auch noch ein recht schönes Geburtstagsgeschenk.
Grund für die Einstellung von 9Live sind die stark eingebrochenen Anrufzahlen und somit auch ausbleibende Einnahmen. Bis zuletzt betonte man bei 9Live aber, mit seinem Programm noch Geld verdient zu haben. Sonderlich viel dürfte es nicht mehr gewesen sein. Die Kritiker der Anrufspielchen freuen sich derweil über die Entscheidung. Der bekannteste Beobachter der Call-In-Szene ist Marc Döhler, der sich auch schon die ein oder andere juristische Auseinandersetzung mit Betreibern von Call-In-Formaten (nicht mit 9Live) lieferte. „Viele Leute werden ob dieser Nachrichten nicht wirklich trauern und kaum einer wird den Sender wahrscheinlich wirklich vermissen“, schrieb er in einem Forum und freute sich darauf, sich ab Juni wieder Gedanken um seine Freizeitgestaltung machen zu können.
9Live ging am 1. September 2001 auf Sendung, wäre also in wenigen Monaten zehn Jahre alt geworden. Gefeiert werden kann dieser Geburtstag nun also nicht mehr. Hervorgegangen war 9Live aus dem Frauensender tm3, der in seinen letzten Wochen schon deutlich von Anrufspielchen geprägt war. Träte nun sixx an die Stelle von 9Live, würde sich der Kreis also wieder schließen.