360 Grad

Kai Don't Wanna Have to Pay for This

von
Kai Blasberg wetterte kürzlich in einem Interview gegen die Finanzpolitik des ZDF. Julian Miller hält seine Argumente für nachvollziehbar.

Kai Blasberg, Tele5-Geschäftsführer, ist dafür bekannt, nie ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Erst recht nicht, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt. Dann donnert er schon einmal ordentlich los, wie erst kürzlich in einem Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de über die Gebührenfinanzierung der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. Der (von Blasberg sogar vorgeschlagene) Titel des Artikels lautete dabei: „Das ZDF kann eingestellt werden“ - eine, freundlich formuliert, gewagte These. Für viele träfe „maßlos übertrieben“ wohl eher zu. Doch seine Argumentationsstruktur ist zumindest in weiten Teilen des Gesprächsverlaufs plausibel und auch sein Frust lässt sich durchaus nachempfinden.

Schließlich ist es alles andere als erbaulich, wenn man als Geschäftsführer eines kleinen privaten Senders von einer TV-Anstalt, die den Luxus hat, sich ihre Gelder nicht erwirtschaften zu müssen, beim Einkauf von ausländischen Serien um das Fünf- bis Zehnfache überboten wird. So geschehen bei «Mad Men», an dem Tele5 zunächst Interesse zeigte bis das ZDF wohl mit einem Angebot von 60.000 Dollar pro Folge kam – für Blasbergs Sender eine aussichtslose Verhandlungsposition. Die Logik, mit der der öffentlich-rechtliche Fernsehsender hier operierte, ist nur schwer nachvollziehbar: Schließlich kann es ja nicht die Aufgabe eines gebührenfinanzierten Programms sein, die Konkurrenz dadurch auszubooten, dass man Phantasiesummen bietet. Doch genau das passierte hier, ohne, dass sich eines der ansonsten so aktionistischen Gremien als Kontrollinstanz eingeschaltet und den Deal verhindert hätte. Für Gebührenzahler ist ein derartiger Vorgang dann wohl nichts weiter als blanker Hohn: Denn eine öffentlich-rechtliche Rundunkanstalt sollte ihren Zweck doch wohl vielmehr darin sehen, Marktlücken zu schließen und den Zuschauern Programme zu bieten, die ihnen anderswo (aus kommerziellen Gründen) nicht geboten werden, oder die von der Privatwirtschaft wegen des enormen finanziellen wie organisatorischen Aufwands nicht zu stemmen sind (etwa das baldige Heimspiel des «Eurovision Song Contests») - und eben nicht einfach mehr Geld für Dinge auszugeben, die die private Konkurrenz dem deutschen Markt deutlich billiger zur Verfügung stellen könnte.

Doch das ZDF scheint das anders zu sehen. Unerklärlich wäre es sonst, dass man nun in Mainz plötzlich das Bedürfnis verspürt, Champions-League-Sender zu werden und dafür fünfzig Millionen Euro ausgibt, um Sat.1 den Fußball wegzunehmen. Die logische Konsequenz solcher wirtschaftlichen Unsinnigkeiten ist dann, wie Blasberg es richtig erläuterte, eine Verzerrung des Marktes. Denn auch hier sprang das ZDF nicht ein, um den deutschen Fernsehzuschauern etwas zu bieten, was sie anderswo nicht kriegen können, sondern stattdessen, um einer privaten Sendeanstalt ein quotenträchtiges Format abspenstig zu machen. Mit Geld, das man nicht erwirtschaftet hat, sondern das bald jeder Bürger zu zahlen verpflichtet sein wird. Eine achtstellige Summe wird für etwas ausgegeben, das bereits da ist.

Natürlich ist das öffentlich-rechtliche Fernsehen eine per se sinnvolle Einrichtung, die kaum jemand missen möchte. Diese Ansicht teilt sogar Kai Blasberg. Doch die Aufgabe einer solchen Institution kann es sinnvollerweise doch nicht sein, mit Gebührengeldern für Dinge um sich zu werfen, deren Nachfrage bereits anderweitig gedeckt wäre. Auch wenn man gänzlich löblicherweise und auch nicht gerade erfolglos einen jungen Sender in der Familie hochziehen will.

Mit 360 Grad schließt sich auch nächste Woche wieder der Kreis.

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