Matthias Opdenhövel verlässt «Schlag den Raab». Wie gut ist der neue Moderator Steven Gätjen?
Die ganz große Karriere begann für Matthias Opdenhövel erst 2006, als er Moderator des neuen Showformats «Schlag den Raab» wurde. Dieses erreichte auf schnellstem Wege tolle Quoten, große Beliebtheit und war vielleicht der größte TV-Hit der letzten fünf Jahre. Nicht wenige bescheinigen Opdenhövel, einen großen Anteil am Erfolg der Show gehabt zu haben: Denn seine leicht zynischen Sprüche und die latenten Wortgefechte mit Stefan Raab lockerten das Format merklich auf und potenzierten den Unterhaltungsfaktor.
Vor dem großen Aufstieg war Opdenhövel einer der Pionier-Moderatoren des jungen VIVA aus den 90er Jahren und moderierte ab 1999 unter anderem bei VOX ein Vorabend-Format namens «Hast du Töne?», das sein Moderationspotenzial bei großen Shows erkennen ließ. Später moderierte er die «Quiz-Show» in Sat.1. Raab brauchte dann für «Schlag den Raab» nicht nur einen eloquenten Präsentator, sondern insbesondere jemanden, der über Live-Erfahrung verfügt. Da er seine TV-Karriere selbst bei der damaligen Moderatorenschmiede VIVA begann, wusste er nur zu gut, dass dieser Sender ein idealer Ausbildungsplatz für Live-Situationen war – und mit Matthias Opdenhövel war der, wie sich schnell herausstellte, perfekte Moderator gefunden.
Nun zieht es den gebürtigen Detmolder zur ARD, wo er künftig zum Team der «Sportschau» gehören wird – zwar auch eine Live-Sendung, aber angesichts der Show-Fähigkeiten Opdenhövels eine Moderation unter dem eigenen Wert. Deswegen sind auch Primetime-Shows mit ihm ab 2012 geplant. ProSieben und insbesondere die Raab-Produktionsfirma Brainpool schienen überrascht von den Branchenberichten über einen ARD-Wechsel und schließlich dessen schnellem Vollzug. Dass Opdenhövel nun nicht einmal mehr die Juni-Ausgabe von «Schlag den Raab» moderieren darf, lässt vermuten, dass die Parteien nicht streitlos auseinander gegangen sind – auch wenn sich das übliche PR-Geplänkel natürlich anders liest.
Vielleicht hat Opdenhövel seine bisherigen Arbeitgeber nicht ausreichend in seine Wechselabsichten oder Zukunftsvorstellungen eingeweiht – Stichwort Loyalität? Raab und Brainpool reagierten jedenfalls schnell und präsentierten Steven Gätjen als neuen Mann bei «Schlag den Raab». Auch Gätjen begann seine Karriere beim Musikfernsehen (Mitte der 90er bei MTV) und wechselte 1999 zu ProSiebenSat.1, wo er seitdem arbeitet. Einen loyaleren Moderator, der über elf Jahre bei einer Sendergruppe bleibt, findet man selten. Gätjens bekannteste TV-Stationen waren «taff», «Der Maulwurf» und «Fort Boyard» sowie die «Disney Filmparade», die er über fünf Jahre präsentierte. Außerdem ist er der ProSieben-Mann bei den Oscars und interviewt seit Jahren die Hollywood-Stars auf dem roten Teppich.
Viele finden Gätjen blass und es mag stimmen, dass er die markanten Sprüche Opdenhövels nicht gleichwertig ersetzen kann. Aber auch dieser musste in seine Rolle hineinwachsen – Gätjen wird nun alles tun, um sich ebenfalls als Moderator zu profilieren, denn nach über 15 Jahren im TV-Geschäft ist dies sein Aufstieg in die „erste Liga“, die große Chance. Die Gefahr besteht wohl tatsächlich darin, dass Gätjen zu sympathisch erscheint. All diese Spekulationen über seine künftige Moderationsart stehen aber abseits eines Faktums, das für «Schlag den Raab» essentiell ist: die professionelle Live-Moderationserfahrung. Und davon besitzt Gätjen durch seine Stationen bei MTV, «taff» und bei den Oscars genug. Ein zweiter Opdenhövel wird er sicher nicht, aber man darf zuversichtlich sein, dass «Schlag den Raab» durch seinen neuen Moderator nichts an seinem Unterhaltungswert verliert.
Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.