Quotenmeter am Samstag: Das Wochenendmagazin. Die stetigen Laufzeitverlängerungen der neuen TV-Shows werden langsam zu einem Ärgernis. Plus einem Rückblick auf den "ESC" von 2006 und einem knappen Ausgang des aktuellen Blockbuster Battles.
Wer kann am längsten?
Offenbar haben viele Fernsehproduzenten in jüngster Vergangenheit zu viel Spam-Mails erhalten, denn die dort verbreiteten Versprechen haben sie anscheinend zu ernst genommen. Ihnen sei gesagt: Nur Länge ist nicht entscheidend, man muss damit auch etwas anstellen können.
Kaum ein neues Showformat wird heute unter einer Laufzeit von zwei Stunden über den Bildschirm gejagt, denn in den vergangenen Monaten verkam es immer mehr zu einer Unsitte, einfache Showkonzepte auf abendfüllende Show-Events auszuweiten, was dem Unterhaltungswert jedoch nur selten gut tat. Man möge nur an Sendungen wie «Sitz! Platz! Aus! - Die große Hundeshow», «Guinness World Records» oder «Der Bastelkönig» denken. Selbst das Quiz «Rette die Million» im ZDF ist mit einer Laufzeit von 90 Minuten ohne Werbung keine Ausnahme davon. Wo sind bloß die klassischen 30- oder 60minütigen Shows geblieben?
Ganz vorn dabei ist derzeit der Sender RTL II, dessen Beiträge zur Showoffensive oft drei Stunden andauern und gegen die selbst «Wetten, dass..?» mit Überziehung wie ein netter Pausenfüller wirkt. Bei „Sing! Wenn Du kannst“ treten beispielsweise Kandidaten an, die trotz widriger Umstände so gut wie möglich ein Lied vortragen müssen. Das Konzept der Sendung ist dabei derart simpel, dass sich dafür sogar nur schwer eine Laufzeit von einer Stunde vorstellen lässt. Doch davon unbeeindruckt weitete der Sender das vermeintliche Event zu einem dreistündigen Marathon aus, in dem 12 Kandidaten vor immer noch eine andere Herausforderung gestellt wurden. Die ewig gleiche Struktur und die übertriebene Anzahl an Kandidaten führten zu einer unerträglichen Redundanz der Sendung, dass man sich wie im Film «Und täglich grüßt das Murmeltier» gefangen fühlte. Mit «Bingo Bingo» legte der RTL II am 08. Mai sogar noch einen Beweis nach. In der ebenfalls dreistündigen Show wurden durch sinnfreie Aktionen Bingozahlen ausgelost, die endlos ohne konzeptionelle Steigerung aneinandergereiht wurden.
Die Showreihe «Deutschland gegen X» mit Johannes B. Kerner in Sat.1 überbrückte die Sendezeit von bis zu vier Stunden hingegen oft mit langwierigen und unterhaltungsarmen Umbaupausen und Spielvorbereitungen. Klar sind diese in einer Live-Show unumgänglich, aber eine konsequente Verlagerung dieser Vorarbeiten in die Werbepause hätte den Spielfluss erhöht und die Sendezeit deutlich gemindert. Zudem wollten die Macher zuletzt sogar 16 Duelle austragen, was schlicht übertrieben und unangemessen war. Die Hälfte hätte auch ihren Zweck erfüllt.
Beim Konkurrenten RTL kommt «Die Ultimative Chartshow» noch selten mit Ausgaben unter drei Stunden aus. Aufgefüllt wird der obligatorische Hit-Countdown dabei immer stärker mit fragwürdigen Spielen und Studioaktionen, die nicht nur sehr bemüht in die Sendung integriert werden, sondern obendrein meist albern, aufgesetzt und lahm sind. Auch die überinszenierten Minispielchen und Fingerübungen von «Die perfekte Minute» und mehr noch von «The Cube» können die Spannung über eine zweistündige Laufzeit nicht halten. Anstatt sich auf einige wenige Aktionen zu beschränken, werden unzählige Spielrunden nach immer dem gleichen Muster abgespult und mit endlosen Erklärungen der Regeln sowie absichtlich zögernden Kandidaten kombiniert. Wie oft wünscht man sich beim Anschauen dieser Sendungen die Schnellvorlauftaste drücken zu können?
Auslöser für diese Entwicklung mag der Erfolg des ProSieben-Formats «Schlag den Raab» sein, bei dem eine Ausgabe selten weniger als vier Stunden dauert. Doch (abgesehen von einigen Umbaupausen) sind die dort gezeigten Spiele dicht gedrängt und abwechslungsreich. Zudem gibt es einen roten, dramaturgischen Faden, der die Elemente zusammenhält, sodass die Sendezeit adäquat gefüllt wird.
Die wahre Ursache dürfte wohl eher in der Tatsache liegen, dass die Kanäle damit deutlich weniger Programmkosten haben. Die Preise für eine Show bleiben nahezu konstant, ob sie nun eine oder drei Stunden läuft. Die Kulissen und Mitarbeiter sind schließlich ohnehin schon da. Wenn man dann aber aus diesen Fixkosten mehr Programm generieren und sich dadurch die Produktion anderer Formate ersparen kann, wirkt sich das positiv auf den Finanzhaushalt des Senders aus. Das freut die Verantwortlichen und ärgert die Zuschauer, denn ihnen werden nicht nur die unerträglich langen Sendungen zugemutet, sondern dadurch auch andere Formate vorenthalten, für die es keine Sendeplätze mehr gibt.
Dafür, dass der Unterhaltungswert oft unter den übertriebenen Laufzeiten leidet, sind auch die fast durchweg mäßigen Quoten der Marathon-Shows ein Indiz, denn wirkliche Höhenflieger sind nicht dabei. So scheint es am Ende auch im Showgeschäft, wie im wahren Leben zu sein: Länge mag schön sein, nützt aber nichts, wenn einem auf der Hälfte die Luft ausgeht.
Mithilfe einer großen Umfrage stellten die Quotenmeter.de-Leser vor dem «Eurovision Song Contest 2011» eine Prognose über das Abschneiden von Lena auf. Mehrheitlich sagten sie ihr einen Platz in den hinteren Top Ten voraus. Angesichts Lenas letztendlichen zehnten Platzes, kann die Vorahnung nur als Punktlandung gewertet werden. Genauso treffsicher zeigten sich die Leser auch bezüglich der Quote. Sie prophezeiten einen Wert, der zwischen 10 und 14 Millionen, aber leicht unterhalb der Vorjahreswerte liegen würde. Am Ende zeigte sich, dass den «ESC 2011» mit 13,83 Millionen Zuschauer rund eine Million Menschen weniger als vor einem Jahr verfolgten. Respekt für diese genauen Prognosen!
Auf der nächsten Seite gibt es den „Nachrichtenfriedhof“ und das Blockbuster Batttle.