Story
Es gibt bekanntlich Menschen, die sind „zu gut für diese Welt". Zu dieser Sorte gehört der Arzt Dr. Arnold Fischer, genannt Arnie. Er führt in zweiter Generation eine florierende HNO-Praxis und versucht stets, es allen recht zu machen - auch wenn er selbst dafür zurückstecken muss. Sein Freund und Kollege Gregor ist da ganz anders: Zielstrebig, geschäftstüchtig und mit einer gehörigen Portion Skrupellosigkeit ausgestattet, denkt er vor allem an sein eigenes Vorankommen. Gemeinsam wollen die beiden demnächst Arnies Praxis umbauen und ein modernes Tinnituszentrum eröffnen. Dazu benötigen sie allerdings die Nachbarwohnung, die zwar ebenfalls Arnie gehört, deren alter Mieter Zabel sich jedoch beharrlich weigert, das Feld zu räumen. Mit Engelszungen versucht der Doktor, ihn zum Auszug zu bewegen - und beißt auf Granit. Durch das überraschende Ableben des widerspenstigen Seniors scheint der Weg für den Umbau schließlich frei zu werden.
Bis Arnie kurz darauf Musik aus den vermeintlich leer stehenden Nachbarräumen vernimmt - und ihm zu seinem großen Erstaunen eine junge Frau die Tür öffnet: Die Musikerin Mathilda ist Zabels Enkelin, steht ebenfalls im Mietvertrag und ist überglücklich, mit ihrem kleinen Sohn Merlin eine schöne und bezahlbare Bleibe gefunden zu haben. Arnie, von der Situation leicht überfordert, bringt es nicht fertig, sich als Eigentümer zu offenbaren und Mathilda zum Auszug aufzufordern - zumal er sie auf Anhieb weit mehr als nur sympathisch findet. Gregor reagiert da weniger zimperlich. Nicht ahnend, was sein Freund für die unliebsame Mieterin empfindet, heuert dieser ein paar „Entmietungsprofis" an, um sie aus der Wohnung zu ekeln. Die Schikanen reichen von ohrenbetäubender Musik über fingierte Wasserschäden bis hin zu Mäusen in der Küche. Händeringend sucht Arnie derweil nach einer gütlichen Lösung - und gerät dabei immer stärker zwischen die Fronten.
Und als wäre das nicht genug Ärger, taucht plötzlich auch noch seine Exgattin Ines auf, um sich mit ihm zu versöhnen, sehr zum Unmut der 17-jährigen Tochter Pia, die ein gespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter hat. Zwischen Familienstress, verliebtem Herzflattern und dem unaufhaltsam näher rückenden Umbautermin weiß der arme Arnie bald nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Bis ihm klar wird, dass er endlich anfangen muss, nicht immer nur an die Interessen anderer zu denken, sondern auch an sein eigenes, ganz persönliches Glück.
Darsteller
Ulrich Noethen («Der Untergang») ist Arnie Fischer
Melika Foroutan («KDD - Kriminaldauerdienst») ist Mathilda
Heio von Stetten («Lasko – Die Faust Gottes») ist Gregor
Katharina Abt («Familie Dr. Kleist») ist Ines
Vanessa Krüger («Der Preis») ist Pia
Kathrin von Steinburg («Franzi») ist Jule
Jannik Brengel («Halbmond») ist Merlin
Kritik
Möchte man diesen Film mit einem Wort zusammenfassen, so passt der Begriff „unspektakulär“ wohl am besten. Es gibt keinerlei nennenswerte Twists, keine packenden Ideen. «Von Mäusen und Lügen» wirkt so billig wie möglich heruntergekurbelt und ist so einfallslos wie sein Titel.
Das Drehbuch von Thomas Bahmann und Ralf Hertwig ist albern und durchgehend sehr kalt, da kein wirklicher Funke überspringen will. Hauptsächlich sind diese Probleme wohl in der mangelnden Struktur begründet. Denn der erste Akt stottert völlig sinn- und ziellos vor sich hin, während man allenfalls schwer erkennt, wohin die Reise gehen soll. Und wenn der thematische Hauptkonflikt, das Spielchen „Vermieter gegen Mieterin, von der er sich angezogen fühlt“, endlich etabliert ist, bleibt die Handlung leider stets vorhersehbar, da man sich nahezu ausschließlich abgedroschener Plot-Devices bedient: Arnies Geschäftspartner wird immer skrupelloser; seine Versuche, den übereifrigen Kollegen in die Schranken zu verweisen, scheitern ständig; und die arme Mathilda wird immer verzweifelter. Bis die Sache, erwartungsgemäß, im absoluten Psycho-Terror kulminiert und Arnie Mathilda seine Verwicklungen in das Komplott beichtet. Doch zu einer wirklichen Konfrontation kommt es nicht einmal dann, da die Szene viel zu früh für einen müden Lacher abgebrochen wird. Dadurch bleibt «Von Mäusen und Lügen» von Regisseurin Sibylle Tafel leider durchgehend auf klamaukhaftem Niveau – trotz ein oder zwei netter Ideen, die aber nur Stückwerk bleiben.
Ulrich Noethen spielt die Hauptfigur wieder einmal hervorragend und das kleine Bisschen Charme, das dieser Film hat, erhält er durch ihn. Es ist seine trockene Art, die in einem angemessenen Kontrast zur Klamaukhaftigkeit und Rührseeligkeit des Drehbuchs steht. Auch Melika Foroutan kann in ihrer Rolle überzeugen, wenngleich sie diese auch recht klischeehaft anlegt. Da dies dem Stoff an sich jedoch nicht zuwiderläuft, lässt sich ihr das nur schwer ankreiden. Insgesamt ist «Von Mäusen und Lügen» somit leider allenfalls aufgrund von Ulrich Noethen noch halbwegs annehmbar. Die Stoffvorlage ist dagegen gänzlich verhunzt.
Das Erste strahlt am Freitag, den 10. Juni 2010, um 20.15 Uhr den Spielfilm «Von Mäusen und Lügen» aus.