Am Donnerstag gab der amerikanische Kanal MTV bekannt, die US-Version des Formats nicht fortzusetzen.
Einen perfekten Zeitpunkt hätte MTV nicht auswählen können, um ihre anzügliche Serie «Skins» abzusetzen. Am gestrigen Tage kündigte der ehemalige Musiksender an, keine zweite Staffel des Remakes des gleichnamigen britischen Kritikerlieblings in Auftrag zu geben. Die Ankündigung kam wenig überraschend, nachdem zweieinhalb Monate nach dem Finale der ersten Staffel «Skins» praktisch mundtot gemacht wurde und keiner auch nur ein Wort über das Teeniedrama verloren hatte. Nach all den Problemen mit dem freizügigen Inhalt, den Kritikerstimmen, und der nicht geraden tollen Einschaltquoten kann man MTV es auch nicht vorwerfen, «Skins» keine zweite Chance gegeben zu haben.
Schon vor der Premiere am 17. Januar diesen Jahres gab es vermehrt Stimmen aus den Fankreisen des Originals, welche negativ zu MTVs neuer Serie standen. Worte wie „America will make «Skins» so stupid“ und „I hate this show already“ schafften es sogar auf die Promoposter der Serie, und MTV zeigte gewissermaßen mit der Taktik, dass ihnen entweder die Meinungen der Fans egal waren, oder dass sie solch ein Vertrauen in das Remake hatten, dass der Erfolg von «Skins» jegliche Realität bei den Verantwortlichen überschattete. Das Original ist in Großbritannien bei Zuschauern und Kritikern für ihre authentische Darstellung der heutigen Jugend beliebt, warum sollte die MTV-Version es nicht sein? Die Hoffnungen lebten sogar über die Premierepisode hinaus, nachdem die Pilotfolge 3,26 Millionen Zuschauer anzog – für ein fiktionales Programm, welches schon vorab Kritiken und Ärger einsackte, ein gar nicht mal so schlechter Wert.
Doch wie es sich fürs Fernsehgeschäft gehört, sackten die Zuschauerzahlen schnell ab. Einen Monat später gab es nicht mal mehr eine Million Zuschauer für «Skins» und zusätzlich gab es einen virtuellen Aufstand gegen MTV, welcher mehr Menschen interessierte als die Serie selbst: Der Parents Television Council (PTC) fand in «Skins» eine Gefahr für das junge Publikum und fühlte sich nicht nur berufen die Absetzung herbeizuführen, sondern auch die Werbekunden anzusprechen und zu kritisieren. In den Augen der sogenannten Fernseh-Wachhunde war «Skins» Kinderpornografie und kriminelle Ausnutzung der minderjährigen Darsteller, und ihre Mitglieder ließen keinen Versuch offen, die Staatsanwaltschaft zu einer Ermittlung der Sachlage zu überreden. Sponsoren wie Taco Bell, Wrigley und Subway sprangen ganz automatisch von Bord und bestellten keine Werbezeit mehr; MTV war von nun an gezwungen, die Werbeblöcke mit Kinotrailern zu füllen. Für eine prestigeträchtige Serie, welche mit dem Ratings-Stempel „MA“ für mature audiences gebrandmarkt wurde, ist das ein definitives Todesurteil: Wie kann eine Serie überleben, die auf Grund ihrer Thematik nicht im Tagesprogramm wiederholt werden kann und auf Werbeträger verzichten muss? Der Druck von besseren Einschaltquoten während der Erstausstrahlung war zunehmend gewachsen und konnte den Erwartungen letztendlich nicht standhalten.
«Skins» war auch kreativ nicht gerade ein Erfolg. Während die Pilotepisode quasi eine Eins-zu-Eins-Kopie des Originals war, konnte sie nicht durch ihre guten Darsteller auffallen. Im späteren Verlauf der Staffel wurden die Ängste der Zuschauer, die noch etwas für «Skins» übrig hatten, dann bestätigt: Die Autoren gaben ihren Darstellern nicht genügend Material, und das Schauspiel wirkte in vielen Szenen gekünstelt. Somit war das Ziel, die Geschichten in «Skins» so gut es geht authentisch zu erzählen, weit verfehlt worden, und die Serie verwandelte sich zunehmend in einen Arthouse-Film, welche Anspruch mit Kunst ersetzte und dabei vergaß den Charakteren Geschichten zu geben.
«Skins» ist für MTV nun Geschichte. Fans des Originals, welche die Adaption hassten und der PTC dürfen nun eine Party feiern und sich sagen lassen, dass sie eine Serie zum Absturz gebracht haben. Für die jungen Darsteller, von denen die meisten mit «Skins» ihren ersten Job vor der Kamera hatten, war die Serie gut genug, um Erfahrungen im Beruf zu sammeln. Ansonsten ist die Serie ein Paradebeispiel für ein Duell TV-Sender gegen Internet-Wachhunde. Zu einer Untersuchung wegen des Verdachts von Pornografie ist es nie gekommen – und der PTC hat nach der Absetzung sicherlich kein Interesse mehr, ihre Mitglieder mit «Skins» zu nerven. Interessant ist allerdings, dass sie nach all dem Chaos im Januar und Februar auf ihrer offiziellen Website immer noch inmitten der Kritik zu Rihannas neues Musikvideo stehen und noch kein Wort über das finale Ende von «Skins» verloren haben.