Story
Bei einem Raubüberfall wird eine Martial-Arts-Kampfsportlerin in ihrer eigenen Wohnung tödlich verletzt. Rasch fällt der Verdacht auf ihren Ex-Freund. Dieser ist ein zwielichtiger Türsteher, der wegen seiner Spielleidenschaft zudem noch hoch verschuldet ist. Seine Ex-Freundin hat er deswegen schon mehrfach bestohlen. Außerdem schuldet er einer kriminellen Bande viel Geld, die bald Inkassoschläger auf ihn hetzen. Bei den Ermittlungen im Milieu der Kampfsportler wird die Polizeianwärterin Isabell unversehens von ihrer dunklen Vergangenheit eingeholt. Denn offenbar kennt sie einen Kickboxer dort richtig gut – es war ihr früherer Geliebter, wie sie später zugibt. Er spricht sie jedoch als Rebekka an, was ihren Aspiranten-Kollegen Pontus, der mit ihre eine heimliche Liebschaft eingegangen ist, verwundert. Das Problem ist aber der Bruder des Kickboxers, der Isabell dazu erpresste, für ihren Ex-Freund Drogen ins Gefängnis zu schmuggeln.
Falls Kommissar Wallander davon erführe, wäre Isabells Polizeilaufbahn jäh beendet. Pontus deckt seine Kollegin, die jedoch mehr und mehr unter Druck gerät. Noch dazu, weil ihr Ex-Freund nicht nachgibt und immer noch in sie verliebt ist. Auch mit Gewalt will der den Kontakt zu Isabell wiederherstellen. Bald darauf schweben die beiden jungen Polizisten Isabell und Pontus in größter Gefahr. Denn bald stellt sich heraus, dass Isabells Ex-Freund sowie dessen Bruder in den Mord verwickelt sind, in dem sich gerade ermitteln. Zu allem Überfluss wird Isabells Ex-Freund später auch noch vor ihrer Haustür erschossen, was sie unter Mordverdacht bringt. Ein Alptraum für die junge Polizistin, die versucht die Dinge aufzuklären.
Darsteller
Krister Henriksson («Dr. Glas») ist Kurt Wallander
Lena Endre («Vergebung») ist Katarina Ahlsell
Stina Ekblad («Det enda Rationella») ist Karin Linder
Mats Bergman («Labyrint») ist Nyberg
Douglas Johansson ist Martinsson
Nina Zanjani («Farsan») ist Isabell
Sverrir Gudnason («Original») ist Pontus
Fredrik Gunnarson («Kommissar Wallander») ist Svartman
Marianne Mörck («Hot Dog») ist Ebba
Kritik
Nach «Mankells Wallander: Der Scharfschütze» liefert Drehbuchautor Stefan Thunberg erneut eine brillante Geschichte nach der Vorlage der Romane von Henning Mankell. Einmal mehr stehen die beiden jungen Polizeiaspiranten im Mittelpunkt, diesmal rückt die von Nina Zanjani gespielte Isabell in den Fokus der Ermittlungen, war es in «Mankells Wallander: Der Scharfschütze» der von Sverrir Gudnason gespielte Pontus, der auf eigene Faust ermittelte und den Zorn von Wallander auf sich zog. Nun gerät seine Kollegin sogar unter Mordverdacht. Die beiden Polizeiaspiranten halten jedoch zusammen und wollen die Wahrheit beweisen. Noch dazu hat sich zwischen beiden eine heimliche Liebe entwickelt. Zwar hilft die heimliche Beziehung zwischen den beiden Charakteren in Sachen Vertrauen und Aufopferung dem Zusammenhalt in der schwierigen Situation, die trotz allem nicht konfliktfrei überstanden wird, auf die Sprünge, doch ist die fehlenden Offenheit in diesem Punkt gegenüber ihrem Chef Kurt Wallander zunehmend auch ein Problem und ein Hindernis bei der Wahrheitssuche. Gerade dieses Zerwürfnis macht die Spannung in der Geschichte nahezu perfekt. Auf der Schauspielerebene gibt es nur Lob auszuschütten. Vor allem an die jungen Darsteller Gudnason und gerade Zanjani, die beiden ihren letzten Auftritt in einem «Wallander»-Krimi-Film großartig nutzen und ihre Aufgaben glänzend erfüllen. Hauptdarsteller Krister Henriksson tritt mit seinem Kurt Wallander dabei sogar etwas in den Schatten und überlässt den jungen Kollegen weitgehend das Rampenlicht. Eine willkommene Abwechslung.
Viel entscheidender ist aber die Tatsache, dass Isabell von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Hier schafft es der Film an vielen Stellen nicht die Zusammenhänge klar zu machen. Zumeist bleibt der Zuschauer ratlos zurück. Der Spannungsaufbau ist dabei recht spärlich, findet sehr langsam statt. Regisseurin Kathrine Windfeld lässt sich viel Zeit, beleuchtet eigentlich eindeutige und klare Situationen sehr tiefgründig und setzt vor allem auf die Figurenkonstellation, die ihr wichtig erscheint. Die guten Dialoge helfen ihr dabei bei der Umsetzung des Vorhabens, mehr Gefühle und Emotionen statt viel Action zu zeigen. Nur gelegentlich wird es einmal rasanter, wenn es handgreiflich zur Sache geht. Doch ansonsten beharrt der Film auf dem Psycho-Spiel, das allerdings nicht unspannend ist. Kommissar Kurt Wallander stellt sich schützend vor seine jungen Kollegen, was die Sache noch interessanter macht. In seinem Schlussresümee bewertet er dabei treffend deren Arbeit und gibt obendrein Aufschlüsse darüber, warum er zu ihnen gehalten hat. So wird auch auf dieser Ebene die emotionale Schiene bedient. Bedrohlich wirken die Kampfsportler und Inkassoschläger allemal, weshalb insgesamt eine atmosphärisch düstere Darstellung geschaffen wird. Das passt gut, denn die Gestalten im Film wirken meist beunruhigend oder verstört, meist auch gefühlskalt.
Letztlich liefert «Mankells Wallander: Inkasso» einen spannenden Fall, den Regisseurin Kathrine Windfeld aber so detailgenau und reich an Dialogen erzählt, dass nicht viel Spannungsaufbau betrieben wird; sondern sich vielmehr damit beschäftigt wird, über die emotionale Ebene jene vorhandene Spannung an dem sehr interessanten Fall, der indirekt auch mit der Vergangenheit einer Polizeiaspirantin zu tun hat und damit das Verhältnis zu dem väterlichen Vorgesetzen Kurt Wallander auf eine harte Probe stellt, zu halten. Zu Beginn des Films nimmt Wallander noch Abschied von seinen jungen Polizei-Aspiranten, die versetzt werden sollen. Doch nur wenig später müssen sie eine Feuertaufe bestehen, als der Ex-Freund von Isabell vor ihrer Wohnung gefunden wird. Leider bleibt das insgesamt die einzig große Wendung im Film.
Die ARD zeigt «Mankells Wallander: Inkasso» am Pfingstsonntag, 12. Juni 2011, um 21.45 Uhr.