Die Kritiker

«Mankells Wallander: Die Zeugin»

von

Story


Wallander wird bei einem Bombenanschlag, der seiner Kollegin Katarina Ahlsell galt, leicht verletzt. Unter reger Anteilnahme der Presse will die mutige Staatsanwältin dem in U-Haft sitzenden Gangster Filip Pasalic das Handwerk legen. Der moderne Sklavenhändler ist durch die Ausbeutung von Zeitarbeitern aus Osteuropa reich und mächtig geworden. Einer seiner Komplizen ist der zwielichtige Polier Zoran, der mit illegalen Arbeitern aus Litauen ein Prestigeprojekt für den Bürgermeister von Ystad realisiert. Auf der Baustelle herrschen mörderische Bedingungen, unter denen zwei der Beschäftigten bei einem Unfall sterben.

Die zwölfjährige Natalia wird Zeugin, wie Zoran die Leiche ihres Bruders Jonas verschwinden lässt. Zoran will nun auch das Kind beseitigen, dem jedoch die Flucht gelingt. Ein Hinweis des verstörten Mädchens führt Wallander auf die Baustelle, wo Zoran inzwischen alle Spuren beseitigt hat. Kaum hat der Kommissar die Ermittlungen gegen den Bauleiter aufgenommen, als eine zweite Autobombe detoniert. Diesmal überlebt Wallander nur, weil sein Hund am Wagen schnüffelte. Katarina bekommt es nun mit der Angst zu tun. Nachdem die eingeschüchterten Zeugen im Prozess gegen Pasalic ihre Aussagen revidieren, quittiert die Staatsanwältin resigniert den Dienst und kehrt Ystad den Rücken. Wallander ist am Boden zerstört.

Darsteller


Krister Henriksson («Dr. Glas») ist Kurt Wallander
Lena Endre («Vergebung») ist Katarina Ahlsell
Stina Ekblad («Det enda Rationella») ist Karin Linder
Mats Bergman («Labyrint») ist Nyberg
Douglas Johansson ist Martinsson
Fredrik Gunnarson («Kommissar Wallander») ist Svartman
Marianne Mörck («Hot Dog») ist Ebba

Kritik


Die erfolgreiche zweite Staffel mit insgesamt 13 neuen «Wallander»-Filmen nähert sich dem Ende. Mit "Die Zeugin" zeigt Das Erste den vorerst letzten Krimi-Film der Reihe. Regie führte hierbei Kathrine Windfeld, das Drehbuch nach der Vorlage von Bestseller-Autor Henning Mankell haben Pernilla Oljelund und Stephan Apelgren beigesteuert. Die berührende Geschichte in «Mankells Wallander: Die Zeugin» beschäftigt sich mit einem Lieblingsthema von Henning Mankell und ist gerade deshalb so kostbar: Es geht einmal mehr um korrupte Staatsbeamte, die mit mafiaähnlichen Organisationen kooperieren und somit ihr Gehalt aufbessern wollen. Die Botschaft ist eindeutig: Der einfache Arbeiter ist der Leidtragende und ein gebrochener Hauptkommissar ist auch am Ende seiner Kräfte angelangt. Der wie üblich sympathisch wie souveräne Krister Henriksson sticht in dieser Folge als Kommissar Kurt Wallander hervor. Denn bei einem Bombenanschlag, der eigentlich Staatsanwältin Katarina Ahlsell galt, wird er schwer verletzt und in der Folge kämpft er gegen Korruption und Mord in Ystad wie kein Zweiter. Doch für ihn kommt es noch knüppeldick: Der eher wortkarge Ermittler scheint am Ende, als er sich nicht nur mit den Machenschaften krimineller Zeitarbeiter-Vermittler konfrontiert sieht, sondern nach dem Verlust seiner beiden Polizeiaspiranten auch noch den Rückzug seiner Liebe, der Staatsanwältin Katarina Ahlsell alias Lena Endre, verkraften muss.

Regisseurin Kathrine Windfeld hat den packenden Fall und die persönlichen Schicksalsschläge von Kurt Wallander sehr dicht in Szene gesetzt, so dass über die gesamte Spieldauer des Film keinerlei Leerlauf zu finden ist. Die letzte Episode der zweiten Staffel der Reihe kommt mit einer geballten Ladung an Spannung daher und ist Nervenkitzel pur. Mehr noch: «Mankells Wallander: Die Zeugin» gehört zweifelsohne zu den besten Krimi-Filmen der ARD-Reihe, die aus einer internationalen Koproduktion, an der ARD Degeto beteiligt ist, entsteht. Gerade weil Kommissar Kurt Wallander in seinem persönlichen Kampf gegen Korruption und Mord zum Ende hin alles zu verlieren dort, was ihm lieb ist, entwickelt der Film von Beginn an eine Eigendynamik, die den Zuschauer gewissermaßen an den Krimi-Streifen fesselt. War das bei einigen 90-Minütern der Reihe zuletzt vielleicht nicht immer der Fall, so gibt «Mankells Wallander: Die Zeugin» ein nahezu perfektes Gesamtbild ab und entschädigt dabei gleich auch für so manchen Leerlauf oder zu tröge Umsetzung in der zweiten «Wallander»-Staffel. Ein Sonderlob gebührt dabei Hauptdarsteller Krister Henriksson, der die Rolle des gebrochenen Kommissar Wallanders mehr als beeindruckend verkörpert. Der Kampf gegen das Verbrechen läuft schleppend, die große Liebe macht einen Rückzieher und zu guter Letzt droht er sogar seinen Hund zu verlieren. Er spielt den Ermittler, der alles zu verlieren scheint, mit einer Authentizität, die verblüffend ist.

Eine geradlinige Story und die unverkennbare Art des Ermittlers Wallander, der aufopferungsvoll und sympathisch von Krister Henriksson die passende Ausdrucksform erhält, machen «Mankells Wallander: Die Zeugin» zu einem echten Highlight der Reihe. Knisternde Spannung und eine Geschichte mit wichtigen Themen wie Korruption unter Politikern sind weitere Eckpfeiler der guten Inszenierung. Mit einem gesunden Maß an actionreichen Szenen komplettiert man den gelungenen Krimi-Film, der mit einer sehr jungen Zeugin auch betroffen machende Momente bereit hält, somit auch mit Nachdenken anregt. Ein mehr als würdiger Abschluss für die Krimi-Reihe.

Die ARD zeigt «Mankells Wallander: Die Zeugin» am Pfingstmontag, 13. Juni 2011, um 21.45 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/50148
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