Handlung
Der internationale Filmstar Sylvia Moran befindet sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Hochkarätige Rollenangebote, Wohltätigkeitsveranstaltungen und ein Leben im Luxus zeichnen das Leben der Diva – doch nicht nur auf der Bühne, auch hinter den Kulissen dominiert häufig das Drama: Morans Leben ist von Manager und Liebhaber Philipp durchgeplant, Assistentin Clarissa folgt ihr auf Schritt und Tritt, ihrer Tochter Nele ist die Mutter fremd geworden.
Nach einer Wohltätigkeitsveranstaltung für behinderte Kinder erleidet der Filmstar einen Nervenzusammenbruch und zweifelt in ihrer Garderobe die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen an. Der unentschuldbare Gefühlsausbruch wäre ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse – und irgendjemand hat das Gespräch zwischen Moran und Philipp aufgenommen und erpresst sie. Als dann auch noch Nele im Krankenhaus landet, flüchtet sich die Diva in die Arbeit zu einer «Medea»-Verfilmung. Die Kontrolle über ihr Leben zurückzuerlangen aber scheint ausweglos.
Darsteller
Iris Berben («Rosa Roth») ist Sylvia Moran
Henning Baum («Der letzte Bulle») ist Philipp
Stefanie Stappenbeck («Dunkle Tage») ist Clarissa
Paula Knüpling («Die Gräfin») ist Nele
Peter Lerchbaumer («Herzversagen») ist Gerber
Aglaia Szyszkowitz («Das Sams») ist Dr. Ruth Reinhardt
Rolf Kanies («Die Gräfin») ist Vollmer
Kritik
Der inzwischen verstorbene österreichischer Bestseller-Autor Johannes Mario Simmel war kein angesehener Gast im Feuilleton, seine gesellschafts- und medienkritischen Werke mit den blumigen Titeln wurden zerrissen – doch mit über 73 Millionen verkauften Büchern gehört Simmel noch immer zu den meistgelesenen Autoren im deutschsprachigen Raum. Unter der Regie von Fernsehgrößen wie Alfred Vohrer oder Roland Klick wurden schon früh Verfilmungen von Simmels Werken auf die Leinwand gebracht – nach 18-jähriger Wartezeit auf Nachschub werden heute wieder in regelmäßigem Abstand weitere Simmel-Romane verfilmt. «Rosa Roth»-Regisseur Carlo Rola zeichnet sich seit mittlerweile drei Filmen verantwortlich für den Dreh von Simmel-Werken – zurecht, wie das Melodrama «Niemand ist eine Insel» auf beeindruckende Weise zeigt.
Es ist ein Stoff, an den sich andere Regisseure gar nicht erst wagen bzw. mit einem lauten Knall in den Sand setzten würden. Denn Simmels Roman verliert sich in unzähligen Handlungssträngen, übt Kritik am Personenkult, an der Künstlichkeit, an der Hülle des Filmgeschäfts und am gesellschaftlichen Umgang mit behinderten Menschen. Leichte Kost sieht anders aus, leicht zu verfilmende Kost ebenfalls. Doch in Zusammenarbeit Iris Berben, die Rola bereits durch die Dreharbeiten an unzähligen «Rosa Roth»--Filmen kennt, erschuf der Regisseur ein Werk, das sich, anders als andere charaktertragende Portraits, vor allem durch bildgewaltige Szenen und eine unglaubliche Präsenz Berbens vom Filmbrei dieser Tage abhebt.
Auch die anderen Rollen sind mustergültig besetzt: Mit Henning Baum und Paula Knüpling finden sich ein alter und ein neuer Jungstar ein, Peter Lerchbaumer und Rolf Kanies glänzen als Urgesteine. Die Produktion ist aufwändig realisiert, doch will man am Ende mehr, als man fassen konnte: Fast schon zu kühl erscheint das Melodrama, zu künstlich wie die Welt selbst, die es zeichnet. Der Fokus liegt zu wenig auf der Rolle der Diva Sylvia Moran, die völlig realitätsfern ein perfektes Leben im Scheinwerferlicht und ein Leben im Abseits führt, das ihr immer mehr zu schaffen macht. Etwas mehr subtiler Tiefgang, etwas weniger Henning Baum, eine etwas stringentere Linie ohne die unzähligen Genreanlehnungen hätten dem Spielfilm gut getan. So bleibt «Niemand ist eine Insel» nur ein guter Film – es hätte ein Meisterwerk werden können.
Das ZDF zeigt «Niemand ist eine Insel» am Montag, den 13. Juni 2011, um 20:15 Uhr.