Jörg Pilawa will Promis vor Augen führen, was die Zuschauer über sie denken.
Es ist ein sehr interessantes Format, das da in der kommenden Woche von der Produktionsfirma Endemol aufgezeichnet wird: In «Das Urteil – Promis erfahren die Wahrheit» will Jörg Pilawa verschiedenen bekannten Persönlichkeiten vor Augen führen, was die Öffentlichkeit über sie denkt – diese sogenannten „Urteile“ sollen interessante Erkenntnisse und spannende Details offenbaren und insbesondere zeigen, wie diese direkt bei den Promis selbst ankommen. Die Show liest sich konzeptuell wirklich anders, aber auch sehr provokativ.
Daher ist es sehr ungewöhnlich, dass Endemol und Pilawa dieses Format ausgerechnet für das ZDF produzieren – eigentlich würde man solch außergewöhnliche Show-Ideen momentan eher bei Sat.1 oder RTL II vermuten. Doch zeigt dies auch, dass das ZDF mit Pilawa viel vorhat, denn die relativ erfolgreiche Quizshow «Rette die Million!» soll nicht sein einziges regelmäßiges Aushängeschild beim Sender sein. Mutig ist es allemal, ein solches Format beim ZDF zu pilotieren. Wenn es in Serie geschickt würde, dann hätte der Sender möglicherweise ein Format im Programm, das polarisiert: das einige Zuschauer abschrecken, andere begeistern könnte.
Dem Konzept zufolge dürfte es insbesondere darauf ankommen, welche Prominenten mitmachen (wollen). Zwar steht Jörg Pilawa für familiengerechte und seichte Unterhaltung, aber wenn es um öffentliche Urteile geht, dürften nicht allzu viele VIPs bereit sein, ein solches Risiko einzugehen. Günther Jauch beklagte ja schon immer wieder, dass es unglaublich schwer sei, Leute für das «Wer wird Millionär? Prominentenspecial» zu engagieren, weil diese zu gerne Angst vor der eigenen Blamage haben. In «Das Urteil» dürften auch negative Meinungen der Zuschauer einfließen – ansonsten wäre das Format völlig sinnfrei und wenig unterhaltsam.
Daher ist eher nicht vorstellbar, dass Pilawa allzu bekannte und beliebte Gesichter für die Show gewinnen kann. Es wird wohl eher auf die üblichen Schauspieler, Sportler und vielleicht ein paar B-Comedians hinauslaufen – also jene Promis, die ohnehin von einer Panel- zur nächsten Talkshow hüpfen. Und wenn dies so sein sollte, dann fragt man sich als Zuschauer wahrscheinlich weniger, wie andere über die Promis denken, sondern eher: Wen soll das interessieren?