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Problematisch wird ein Imitatoren-Konzept dann, wenn der eigentliche Kandidat nicht wie sein prominentes Vorbild aussieht – wie beispielsweise der erste Teilnehmer der Show, der angeblich Robbie Williams ähnelt. Subjektiv hatte dieser allerdings nur entfernt das Aussehen des Sängers, das er allerdings durch eine umso beeindruckendere Stimme wettmachen konnte. Ähnlich verhielt es sich mit fast allen anderen Kandidaten.
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Grundsätzlich hat «My Name Is» damit zunächst einmal sein Konzept verfehlt. Denn auch die Jury bewertet weniger Aussehen oder Gestik des jeweiligen Imitators, sondern legt ihren Fokus ebenfalls auf eindrucksvollen Gesang. Viele andere Doppelgänger-Shows haben ihre Doppelgänger-Idee konsequenter verfolgt – so beispielsweise im Jahr 2008 «Lebe deinen Star!» in Sat.1, wo alle Star-Doubles nicht nur wie ihre Vorbilder singen konnten, sondern auch genau wie sie aussahen und tanzten. Und wir als Zuschauer teilweise verblüfft ob der Ähnlichkeit und des Imitations-Talents waren – dieser Aha-Effekt kam bei «My Name Is» leider in der ersten Episode viel zu selten auf (beispielsweise bei der Imitatorin von Hildegard Knef).
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Positiv hervorzuheben ist das Moderatorenduo Pete Dwojak und Nadine Vasta, das sich allerdings größtenteils sehr zurückhält und, ähnlich der «DSDS»-Castingepisoden, selten auf dem Bildschirm erscheint. Nett sind allerdings die teils süffisanten, ironischen Kommentare Dwojaks, der das Showformat richtigerweise nicht allzu ernst nimmt – leider im Gegensatz zu vielen anderen Protagonisten. Richtig interessant wird «My Name Is» erst in der letzten halben Stunde: Dann treten die besten, von der Jury ausgewählten Imitatoren nochmals vor Publikum auf. Sie werden in den Tagen zuvor von professionellen Coaches und Stylisten hinsichtlich des Aussehens und der Performance trainiert, um ihrem Star näher zu kommen. Diese letzten Auftritte vor Publikum kommen dem Imitatoren-Konzept dann deutlich näher; die Doubles sehen ihren Vorbildern nun auch äußerlich sehr ähnlich. Leider macht dieser Teil der Sendung nur die letzten Minuten aus – RTL II hätte das wenig spektakuläre Anfangs-Casting, das eineinhalb Stunden dauert, kürzen und den Publikumsauftritten viel mehr Sendezeit einräumen müssen.
Insgesamt gestaltet sich «My Name Is» als unterhaltungstechnischer Durchschnitt, der wohl nur hartgesottenen Castingshow-Fans ansatzweise gefallen dürfte, die auch im Sommer nicht genug von den sogenannten Talentsuchen bekommen. Problematisch ist insbesondere das nicht konsequent verfolgte Imitatoren-Konzept, das erst in der letzten halben Stunde richtig zur Geltung kommt. Dass die Show aber der üblichen Casting-Formel folgt, bedeutet nicht, dass sie viel schlechter als andere Formate ist: Wer also gewohnte, handwerklich solide gemachte Sommerunterhaltung am Mittwochabend sucht, ist bei RTL II halbwegs ordentlich aufgehoben.